Interview : Salzburger Aluminium AG: "Wir müssen Abhängigkeiten reduzieren"
Die Wirtschaftskrise hat auch bei der Salzburger Aluminium AG ihre Spuren hinterlassen. Haben Sie mit Einbrüchen im Ausmaß von 50 Prozent vom Umsatz gerechnet?Karin Exner-Wöhrer: Nein, es waren zwar bereits Ende 2008 erste Anzeichen der Wirtschaftskrise erkennbar. Das Ausmaß des Einbruchs war für mich aber höchst überraschend. Das Jahr 2009 zeigte schlussendlich einen Rückgang im Kerngeschäft der SAG Motion von minus 70 bis minus 80 Prozent. Der Werkstoffbereich der SAG Materials war mit einem Umsatzrückgang von rund 60 Prozent konfrontiert. Das führte dazu, dass der Umsatz der SAG AG 2009 auf 170 Millionen Euro von zuvor 335 Millionen Euro sank. Wie haben Sie auf diese Entwicklung reagiert?Die größte Herausforderung war die Anpassung der gesamten Organisation und der Kapazitäten. Auf der einen Seite waren Arbeitszeitmodelle eine unabdingbare Notwendigkeit, jedoch hatten diese großen Einfluss auf die ordnungsgemäße Abwicklung von Geschäften und diversen Abläufen wie Kurzeitarbeitslosigkeit, Fluktuation und Motivation der Mitarbeiter. So gesehen ist von einer Gratwanderung zwischen Kosteneinsparung und Neuprojektgewinnung sowie Innovationen in Forschung und Entwicklung zu sprechen. Zudem wirken sich Kostensenkungen zum Teil erst zeitverzögert aus.Die ausländischen Standorte der SAG sind sehr stark von der gebeutelten Nutzfahrzeugindustrie abhängig. Wie stellt sich die Situation dort dar? Fueltech Sweden AB und Alutech Nederland B.V. gelang es bereits Ende 2009, wieder positive Monatsergebnisse zu erzielen. Aufgrund der sehr schlechten Situation in Südeuropa – insbesondere in Frankreich und Spanien - war der Standort in Frankreich stärker betroffen. Die Weiterentwicklung bzw. Globalisierung unserer Organisation zeigt aber auch in diesen schwierigen Zeiten positive Effekte: In Mexiko erreichte die SAG Motion erste Synergieprojekte. Die Rohstoffpreise haben großen Einfluss auf Ihr Geschäft. Mit welcher Entwicklung rechnen sie hier?Die Rohstoffpreise sind im Jahr 2009 stark gefallen und unterliegen derzeit einer leichten Erholung. Die SAG ist mit steigenden Rohmetallprämien konfrontiert, die sich in höheren Verkaufspreisen und damit sinkender Wettbewerbsfähigkeit auswirken.Mittlerweile mehren sich die Anzeichen einer leichten Konjunkturerholung. Zieht auch Ihr Geschäft wieder an? Obwohl eine leicht spürbare Steigerung im Kerngeschäft - im Vergleich zu den Produktionszahlen von 2009 - erkennbar ist, erholt sich der Markt nur auf niedrigem Niveau. Eine genaue Abschätzung über Höhe der Erholung und Zeitpunkt ist nicht möglich. Die Forcierung neuer Märkte und Innovation gewinnt umso mehr an Bedeutung.Woran denken Sie da?Die SAG hat sich seit geraumer Zeit zum Ziel gesetzt, neue Marksegmente zu erschließen. Dazu zählen unter anderem zukunftsträchtige Projekte im Bereich Alternativ-Energie, Wärmespeicher mit erhöhter Energieeffizienz und Wasseraufbereitungsanlagen. Somit wird die Abhängigkeit von der Nutzfahrzeugindustrie reduziert, jedoch werden auch im Kerngeschäft neue Maßstäbe gesetzt. Leichtbau und somit die Nutzung von Aluminium ist in vielen Branchen von steigender Bedeutung. Dazu zählen auch die Entwicklung und Markteinführung neuer Aluminiumwerkstoffe für den Leichtbau. Durch die Einreichung zahlreicher Patente beispielsweise im Bereich neuer Befestigungssysteme für Druckluftbehälter und die Entwicklung hochfester Legierungen wollen wir unsere Innovationskraft unterstreichen.