IM Money- Vorsorge : Private Vorsorge für Manager: Goldene Zeiten?

Nicht für alle Arbeitnehmer sind die Auswirkungen der letzten Pensionsreform gleich dramatisch. Der definitiv extremste Einschnitt – das Heranziehen der Bruttobezüge jedes einzelnen Arbeitsjahres für die Pensionsermittlung anstatt wie früher nur die besten 15 in die Berechnung einfließen zu lassen – hat vor allem für Arbeitnehmer mit längeren Studienzeiten fatale Auswirkungen auf die Rentenhöhe. „Bei einer durchschnittlichen Managerkarriere war die Pensionshöhe im alten Berechnungsschema um rund 35 Prozent höher als im neuen System“, sagt Gerhard Hopfgartner, Vorstand der Skandia Versicherung. Damit klafft für die Führungskräfte der heimischen Industrie die ohnehin schon enorme Lücke zwischen Aktivbezug und staatlicher Pensionsleistung noch weiter auseinander. Schon vor dem aktuellen Kursgemetzel an den Weltbörsen manifestierte sich bei Topverdienern ein starker Trend nach krisensicheren Altersvorsorgeformen wie etwa Immobilien und Gold. Herbe Verluste.Anfangs des Jahrestausends hätte ein solches Ergebnis wohl niemand für möglich gehalten. Ein Anleger, der 100.000 Euro für seine Vorsorge in einen internationalen Aktienkorb investierte, muss per August 2011 einen nominalen Wertverlust von 38.000 Euro beklagen. Völlig diametral dazu hätte ein damals unpopulärer Goldkauf zu einer Wertsteigerung auf 446.000 Euro geführt. Erstaunlich ähnliche Erträge brachten trotz unterschiedlicher Kursverläufe die Anlageklassen Staats- und Unternehmensanleihen sowie Rohstoffe mit Werten zwischen 171.000 Euro und 176.000. Europäische Immobilienaktien lieferten nach dem steilen Anstieg und darauffolgenden Platzen der Blase eine Rendite unter Inflationsniveau. Trotz der enormen Verluste raten Experten nicht komplett auf Aktien zum Pensionskapitalaufbau zu verzichten. „Grundsätzlich halten wir einen Aktienanteil aus Diversifikationsüberlegungen und Ertragsgründen für sinnvoll“, sagt Peter Pavlicek, Geschäftsführer Bawag P.S.K. Invest. IM Money ging der Frage nach der optimalen Vorsorgestrategie für Manager nach.„Mit viel mehr als 1.800 Euro an staatlicher Monatsnettopension sollte ein österreichischer Manager in mittlerem Alter mit typischem Karriereverlauf nicht rechnen“, sagt Gerhard Hopfgartner von der Skandia Versicherung. Durch die 2005 vollzogene Harmonisierung der Pensionssysteme ASVG und GSVG ist dabei inzwischen relativ unerheblich, bei welchem Sozialversicherungsträger die Rentenansprüche erworben werden. Abseits der umstrittenen und bald auslaufenden „Hacklerregelung“ können heimische Manager grundsätzlich ab dem 62. Lebensjahr eine staatliche Rente beziehen. „Über die Regelung der Korridorpension ist ein frühzeitiger Rentenantritt gegen einen Abschlag von 4,2 Prozent pro Jahr bis zum Erreichen des Regelpensionsalters möglich.“, sagt Pensionsversicherungsexperte Peter Manhart. Das Regelpensionsalter wird bei Frauen zwischen den Geburtsjahrgängen 1963 bis 1968 schrittweise auf das obligatorische Rentenantrittsalter für Männer mit 65 Jahren angepasst. Grundsatzentscheidung.Bevor sich ein Manager mit der konkreten Veranlagungsausrichtung zur Aufbesserung seines Pensionseinkommens auseinandersetzt, sollte die Grundsatzentscheidung nach Versicherungsprodukten oder Alternativen in der Spar- und erweiterten Wertpapierproduktlandschaft getroffen werden. Mit Einführung der neuen Vermögenszuwachssteuer im Jänner 2011 hat die heimische Regierung die richtige Wahl wesentlich erleichtert. Auf defakto alle Wertpapierprodukte wird nun entweder die jeweils 25prozentige Steuer auf Zinserträge oder Vermögenszuwächse eingehoben. Versicherungsverträge hingegen bleiben von beiden Steuern weiterhin gänzlich befreit. „Wir bevorzugen generell für Pensionsvorsorgen Versicherungslösungen. Die Vermögenszuwachssteuer ist einer von zahlreichen Vorteilen“, sagt Peter Czapek, Leiter Abteilung vermögende Privatkunden, UniCredit Bank Austria. Anders sieht das Friedrich Strobl, Leiter Volksbank Invest KAG. „Die steuerlichen Rahmenbedingungen allein sollten nicht ausschlaggebend für eine Veranlagungsentscheidung sein. Kunden die höchstmögliche Flexibilität suchen kommen an Direktinvestments in Fonds nicht vorbei“, sagt Strobl. Fortsetzung auf Seite 2: Die Vorsorgeinstrumente - und was aus ihnen wurde.

Äußerst beliebt wegen der jährlichen Prämienzuschüsse zwischen 8,5 und 13,5 Prozent durch den Fiskus sind Versicherungspolizzen im Rahmen der staatlich geförderten Zukunftsvorsorge. Gemäß einer aktuellen Umfrage der Sparkassengruppe sind die Inhaber der seit 2003 abgeschlossenen 1,5 Millionen Stück Verträge damit auch sehr zufrieden. 38 Prozent sehen diese Ansparform als die beste Art der Altersvorsorge an. Völlig anders sieht das ein leitender Versicherungsangestellter, der anonym bleiben möchte weil auch sein Arbeitgeber prächtig an den hohen Umsätzen verdient. „Unter dem Deckmantel der staatlichen Förderung lässt sich dieses Produkt hervorragend verkaufen. Die vorgeschriebenen Rahmenbedingungen des Fiskus mit Mindestaktienquote und einer Kapitalgarantie schon nach zehn Jahren führen aber in Zeiten volatiler Aktienmärkte und geringem Zinsniveau zu viel zu hohen Kosten und zu geringen Ertragschancen“, sagt der Versicherungsmanager. Für die maximale Jahreseinzahlung von 2.313 Euro beträgt die staatliche Prämie heuer 197 Euro.Ganz unten in der Beliebtheitsskala der Sparkassenumfrage - obwohl deutlich besser im Ertrag - sind Eigenbeiträge von Arbeitnehmern in Pensionskassen. Und das trotz gleicher Förderung wie bei Zukunftsvorsorgepolizzen. „Nur 12 Prozent der Befragten halten eine Firmenpension für eine geeignete Altersvorsorge“, sagt Heinz Schuster, Vertriebsvorstand der Sparkassen Versicherung. Dementsprechend nutzen laut Gabriele Feichter, Bereichsleiterin Vertrieb Bonus Pensionskassen AG, auch nur 10 bis 15 Prozent der Arbeitnehmer die Möglichkeit neben den Zahlungen des Unternehmens auch eine Eigenvorsorge zu betreiben. Feichter zu den Gründen: „Unsere hohe Kosten- und vor allem Ertragstransparenz ist nicht immer von Vorteil“, sagt Feichter. Tatsächlich liegen bei den meisten Inhabern von Zukunftsvorsorgepolizzen die aktuell ausgewiesenen Vertragsguthaben - primär durch die hohen Abschlusskosten - zum Teil sehr deutlich unter den angesparten Beiträgen. Pensionskassenanleger dürfen sich dagegen zumindest über ein kleines Plus freuen. Streuung.Mit der kniffeligen Frage der richtigen Veranlagungsstreuung müssen sich Industriemanager beschäftigen, die nicht auf Produkte wie Zukunftsvorsorge oder aktiv gemanagte Portfolios der Pensionskassen setzen. „Die reine Aufteilung der Anlageklassen entscheidet zu 80 bis 90 Prozent über den Veranlagungserfolg. Ob ein Investor hingegen die Bayer oder die BASF-Aktie kauft ist für den langfristigen Erfolg eines Portfolios vernachlässigbar“, sagt Martin Weber, Finanzprofessor an der Universität Mannheim. Die aktuell äußerst prekäre Situation an den Finanzmärkten sieht Markus Hintenberger, Wertpapierleiter in der VKB-Bank nicht als Anlass seine generelle Anlagestrategie zu überdenken. „Solange unser Finanz- und Wirtschaftssystem im Grunde keiner Veränderung unterliegt – also weiterhin Privatwirtschaft und Gewinnmaximierung im Vordergrund stehen – bedarf es keiner Adaptionen“, sagt Hinterberger. Er empfiehlt wie gehabt eine breite Diversifikation in liquide und transparente Wertpapiere. Bei Staatsanleihen rät er nun aber verstärkt auf die Verschuldung des Emittenten zu achten und bei Investmentfonds auf krisenerprobte Strategien zu setzen.Wenngleich alle vom IM Money befragten Experten eine gewisse Aktiendosis im Pensionsportfolio für zielführend erachten, sehen die meisten Analysten den jüngsten Kurseinbruch an den Weltaktienmärkten von rund 30 Prozent noch nicht als perfekte Einstiegsgelegenheit. „Für Nachkäufe scheint es nicht zuletzt aufgrund der steigenden Rezessionsängste weiterhin zu früh“, sagt Ronald-Peter Stöferle Analyst der Erste Bank. Für dynamische Anleger gibt VKB-Experte Hinterberger folgenden Leitrichtung vor: „Je länger der Anlagehorizont, desto höher der Aktienanteil. Die Behaltedauer sollte allerdings inzwischen nicht mehr bei 10 sondern bei 15 Jahren liegen können“, sagt Hinterberger. Hinsichtlich der konkreten Anlagemärkte empfehlen Experten sich nicht nur regional am Heimmarkt zu engagieren oder Modetrends wie erneuerbaren Energien oder Rohstoffen zu stark zu gewichten sondern vordergründig auf internationaler Ebene breit zu streuen. Gold.Einig sind sich Bankexperten, dass sich Anleger bei Goldinvestments quantitativ stark zurückhalten sollten. „In einem langfristigen Portfolio sollte der Goldanteil im einstelligen Bereich um die 5 Prozent liegen“, sagt Horst Simbürger, Leiter Alpha Management in der Volksbank Invest KAG. Simbürger verweist auch darauf, dass es neben einigen krisenbedingten Anstiegen des Goldpreises auch wie etwa zwischen 1980 und 2004 mit einem Kurseinbruch von 60 Prozent eine jahrzehntelange Ertragsdurststrecke beim Edelmetall gegeben hat. Während Monika Rosen, Chefanalystin Private Banking UniCredit Bank Austria weiterhin empfiehlt Gold überzugewichten spricht Stefan ‚Rossmanith, Chef-Ökonom der Bawag P.S.K. dagegen von einer Preisblase eines volkswirtschaftlich defakto nutzlosen Edelmetalls. „Wir sind uns sicher, dass es sich hier um eine Preisblase handelt, die auch platzen wird. Die Frage ist nur wann“, sagt Rossmanith.„Der Erfolg einer bestimmten Anlagestrategie mag eintreten oder auch nicht, die Gebühren dagegen sind sicher“, sagt Finanzprofessor Martin Weber. Weber rät Anlegern abseits der Abschlusskosten keinesfalls auch die Auswirkungen von Verwaltungsgebühren nicht zu unterschätzen. Bei 30jähriger Laufzeit beispielsweise können 1,5 Prozent geringere jährliche Managementkosten eines Investmentfonds das Veranlagungskapital um über 40 Prozent (!) steigern. Was Weber seinen Studenten über den Veranlagungserfolg von geringen Kosten, breiter Diversifikation und stabiler Portfoliostruktur lehrt, können Anleger seit knapp drei Jahren in Form seines Investmentfonds ARERO (steht für 60 Prozent Aktien, 25 Prozent REnten und 15 Prozent ROhstoffen) kaufen. Ohne aktives Management - wie etwa dem Über- oder Untergewichten von Schwellenländeraktien - sondern nur durch simple Nachbildung diverser Benchmarkindices lässt Webers Fonds mit einer Wertsteigerung von 7,59 Prozent p. a. (Kurseinbrüche bis Ende August berücksichtigt) fast alle renommierten Vermögensverwaltungsprodukte hinter sich. Nicht zuletzt durch extrem günstige Managementkosten von 0,45 Prozent p. a.. Immobilien. Kostenseitig besonders gut überlegt werden sollte der Ankauf einer Wohnung zu Vorsorgezwecken. Auch ohne Makler sollten hier für Erwerbssteuern, Vertragserrichtung und Abwicklung rund 10 Prozent der Kaufsumme an Nebenkosten einkalkuliert werden. Durch den Charme einer krisensicheren Anlage und einer lebenslangen Zusatzrente aus der Vermietung kann sich Christian Leikam, Immobilienexperte bei der Trivium GmbH, der laufenden Anfragen derzeit kaum erwehren. Leikam hält entgegen der landläufigen Meinung allerdings nicht die Lage als wichtigstes Anschaffungskriterium. Insbesondere weil etwa die Preise in den Wiener Top Bezirken bereits exorbitante Niveaus erreicht haben. „Eine Ertragswohnung sollte im Idealfall zwischen 30 und 50 m2 groß sein, über einen vernünftigen Grundriss verfügen, eine gute öffentliche Anbindung haben und natürlich nicht zu teuer sein“, sagt Leikam. Als Mindestanteil an Eigenkapital empfiehlt der Immobilienexperte 30 Prozent.Über 100 Millionen Euro jährlich an Kundengeldern sammelt durch die enormen Nachfragesteigerungen inzwischen die IFA AG, Marktführer bei sogenannten großen Bauherrenmodellen – ein. „Die wesentlichsten Vorteile gegen über dem Ankauf herkömmlicher Vorsorgewohnungen sind die Abschreibungsmöglichkeit auf 15 Jahre und dass wir speziell in Wien hohe Förderungen für unsere Kunden in Anspruch nehmen können“, sagt Paul Schaufler, Partner der IFA-Finanzgruppe. Beim großen Bauherrenmodell beteiligen sich Investoren prozentuell an den voraussichtlichen Gesamtkosten eines Immobilienprojekts, meist geht es hierbei um Ankauf und Generalsanierung eines Zinshauses. In der Regel sind Bauherrenmodelle für den Investor mit sehr geringem Aufwand verbunden. Die Anbieter kümmern sich neben der gesamten Abwicklung auch um die Vermietung und liefern die notwendigen Daten für die Steuererklärung. Wirtschaftliche Chancen und Risiken - wie etwaige Baukostenüberschreitungen - tragen gänzlich die Investoren zu vorzeigbaren Ertragserwartungen. „Ab dem Zeitpunkt der Vermietung beträgt die Rendite mit Steuervorteil rund 6,50 Prozent für unsere Klienten“, sagt Paul Schaufler.Die richtige Veranlagungsaufteilung zu finden und die potenziellen Erträge abzuschätzen sind gerade im aktuell höchst turbulenten Kapitalmarktumfeld eine höchst schwierige Aufgabe für Anleger. Mit einer breiten Portfoliostreuung dürften diese Unwägbarkeiten wohl am besten zu nehmen sein. Fix bleiben für heimische Manager letztendlich nur verhältnismäßige geringe staatliche Pensionen und die Kosten ihrer Anlageformen.