Chemie : Nur minimales Wachstum in der deutschen Chemiebranche

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Die deutsche Chemiebranche ist in den Sommermonaten kaum vom Fleck gekommen. Zwar stabilisierten sich die Geschäfte von Deutschlands drittgrößtem Industriezweig nach Autobranche und Maschinenbau im abgelaufenen Quartal. Große Sprünge erwartet der Verband der Chemischen Industrie (VCI) aber für den Rest des Jahres nicht.

"Wir rechnen für die kommenden Monate nur mit einer leichten Belebung der Chemienachfrage in Deutschland. Die Hoffnungen ruhen vor allem auf dem Auslandsgeschäft", sagte VCI-Präsident und Bayer-Chef Marijn Dekkers am Dienstag. Er bekräftigte die Anfang September gesenkten Jahresziele.

Unternehmen werden voraussichtlich Lagerbestände zurückfahren

Im Inland hätten sich die Aussichten weiter eingetrübt. Viele Unternehmen würden voraussichtlich zum Jahresende ihre Lagerbestände zurückfahren, ihre Produktion drosseln und weniger Chemikalien bestellen. Positiv sei aber, dass die wirtschaftliche Erholung in der Eurozone voranschreite. Der Auslandsumsatz der Chemieunternehmen mit Kunden in Europa habe im dritten Quartal wieder zugelegt. Das werde sich im Schlussquartal des Jahres fortsetzen. Auch aus den außereuropäischen Regionen kämen Impulse. "Wir sehen daher derzeit keine Rezession für das deutsche Chemiegeschäft", erklärte der Verband.

Die Branche mit Größen wie BASF, Bayer, Lanxess und Evonik steigerte von Juli bis September ihren Umsatz um 0,5 Prozent auf 44,9 Mrd. Euro. Das Wachstum wurde ausschließlich vom Auslandsgeschäft getragen - der Inlandsumsatz ging um 0,5 Prozent zurück. Viele Firmen hätten sich zu verlängerten Werksferien entschlossen, das habe die Nachfrage nach Chemikalien im Inland gedämpft. Eine Stütze war Nordamerika: Getragen von der konjunkturellen Erholung und günstigen Energiepreisen zog die Chemikalienausfuhr in diese Region deutlich an. Schwierig geblieben seien hingegen die Geschäfte mit den Schwellenländern im dritten Quartal.

Dekkers zog für das Sommerquartal dennoch insgesamt ein positive Fazit. "Das Chemiegeschäft hat sich nach den Rückschlägen im zweiten Quartal stabilisiert", erklärte der VCI-Präsident. Die Produktion verharrte in dritten Quartal auf Vorjahresniveau. Die Preise sanken binnen Jahresfrist sogar um 0,6 Prozent. Die Anlagen der Unternehmen arbeiteten mit einer Auslastung von 83,9 Prozent - ein Jahr zuvor waren es noch 84,4 Prozent gewesen.

Mit ihrem Quartalsbericht ist der Verband, der die Interessen von 1.650 Firmen vertritt, etwas zuversichtlicher als der Branchenprimus BASF. Der Ludwigshafener Chemieriese hatte unlängst seine Ziele für das kommende Jahr kassiert. Im dritten Quartal war der Chemikalienabsatz von BASF in Europa um vier Prozent gesunken. "Wir empfinden im Augenblick schon, dass es in Europa und in Deutschland erhebliche Bremsspuren gibt," hatte BASF-Chef Kurt Bock gesagt.

Der Chemieverband bestätigte seine Ziele für das laufende Jahr: Erwartet wird 2014 wie bisher ein Anstieg der Chemikalienproduktion um 1,5 Prozent. Der Branchenumsatz soll 2014 um ein Prozent auf 192,5 Mrd. Euro zulegen. Der Verband geht davon aus, dass die Unternehmen ihre Preise um ein Prozent senken. (APA/Reuters)