DMG : Gildemeister: Deckel Maho Pfronten geht gerichtlich gegen Spindel-Servicefirma vor

Der 4. Dezember läuft nicht sonderlich gut für Berna Egin-Heinisch. Denn an diesem trüben Dienstag scheint die alte Ordnung plötzlich wieder hergestellt: Große Maschinenbauer dominieren nach Belieben den Markt für Servicedienstleistungen. Und kleine kämpfen hoffnungslos dagegen an. Das Urteil, das an diesem Dienstag am Landesgericht Frankfurt am Main unter dem Aktenzeichen 3-06 O 78/12 verkündet wird, ist der Höhepunkt in einem Rechtsstreit, der seit Monaten schwelt. In den Hauptrollen: Berna Egin-Heinisch, Eigentümerin der Egin-Heinisch GmbH und Betreiberin des kleinen Spindelreparaturdiensts Spindeldoctor. Und der Maschinenbauriese Deckel Maho Pfronten, eine Tochter des Gildemeister-Konzerns. Mit E-Mail vom 10.1. 12 erlangt der Hersteller Kenntnis davon, dass Egin-Heinisch in Briefumschlägen mit dem „blickfangmäßig“ hervorgehobenen Aufdruck „DECKEL MAHO Spindelreparatur“ Werbeprospekte verschickt. Beworben wird darin der Service für Deckel Maho-Spindeln – ein immer besser laufender Geschäftszweig der Egin-Heinisch GmbH. Der Maschinenbauer – er bietet ebenfalls eine Spindelwartung für sein Produkt an – schießt zurück: Zwei Abmahnungen später – Egin-Heinisch lässt die Ansprüche zurückweisen – klagt der Maschinenbauer den Mitbewerber am Landgericht auf Unterlassung. Rechtsweg "erforderlich" Mit vorläufigem Erfolg. Egin-Heinisch darf das Zeichen „DECKEL MAHO“ laut richterlichem Spruch nicht mehr in Geschäftspapieren oder in der Werbung benutzen. Wolfgang Heinisch, Leiter Technische Dienste bei Egin-Heinisch, glaubt zu wissen, woher der Wind weht: „Mit welchen massiven Mitteln hier aufseiten des Maschinenbauers versucht wird, Pfründe im Servicegeschäft zu verteidigen“, mache ihn „fassungslos“. Seine Unterstellung ist natürlich nicht zu beweisen. Die Beschreitung des Rechtswegs „war erforderlich“, der Spindelserviceanbieter habe die Marke „DECKEL MAHO“ „rechtswidrig verletzt“, heißt es bei Gildemeister nüchtern. Egin-Heinisch hat beantragt, das Urteil aufzuheben, jetzt liegt die Akte beim Oberlandesgericht. Eine Episode, die symbolisch für den Umgang im Servicegeschäft steht. Die Bandagen werden härter. Seite 2: Wie Egin-Heinisch Gildemeister-Personal abwarb

Zig kleine Dienstleister, weniger höflich „Piraten“ genannt, gehen jetzt „mit bis zu 50 Prozent niedrigeren Wartungskosten auf Kundenfang“, beobachtet Bernd Bienzeisler vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation. Er leitet das Kompetenzzentrum Dienstleistungsarbeit und kennt auch die Schätzungen renommierter Managementinstitute: Zwar unterschreiben 85 Prozent der Unternehmen jederzeit, ein langfristiges Wachstumspotential im Servicegeschäft zu sehen. Doch Maschinenbauer würden Serviceumsätze derzeit nur zu einem Viertel abschöpfen. Den Rest krallen sich Werkstätten und Dienstleister. Auskunft über Umfang einzelner AngeboteDas zeigt die Episode mit Gildemeister. Einen erfahrenen Mann. Und einen mit Insiderwissen. Den warb die Egin-Heinisch GmbH dem Gildemeister-Konzern mit Andreas Opel ab. Opel arbeitete jahrelang bei DMG in Österreich. Heute ist er bei Heinisch Kundendienstleiter – und für den deutschen Maschinenbauriesen wohl so etwas wie ein Troublemaker. „Flexibler und bis zu 60 Prozent günstiger“ – so beschreibt der kleine Anbieter seine Dienstleistung auf der Firmenwerbsite ziemlich offensiv. Bei DMG / Mori Seiki lautet die Botschaft dagegen fast warnend: „Gehen Sie keine Experimente ein! An das Herz Ihrer Maschine gehören Experten“. Doch zum Drachentöter wird der kleine Dienstleistungsbetrieb trotz steigender Serviceumsätze deshalb wohl nicht. Die von Deckel Maho Pfronten angestrengten rechtliche Schritte könnten für Egin-Heinisch ein unangenehmes Nachspiel haben. Schon bisher kamen 30.000 Euro Anwaltskosten auf die Firma zu. Und im Urteil ist auch festgesetzt, dass Egin-Heinisch dem Kläger „Auskunft über den Umfang einzelner Angebote, aufgeschlüsselt nach Angebotsmengen, -zeiten und -preisen sowie Namen und Anschriften der Angebotsempfänger“ zu erteilen hat. Starker Tobak für Egin-Heinisch – er ging in Berufung. (dp) Die vollständige Story über die Maschinenbau-Serviceschlacht lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des INDUSTRIEMAGAZIN.