Maschinenbau : GE will Gasmotorensparte verkaufen: "Niemand war darüber informiert"

Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, will sich GE vom Geschäft der Herstellung großer Gasmotoren trennen, die Pläne, wonach das Unternehmen restrukturiert werden soll, existieren schon seit dem Vorjahr, INDUSTRIEMAGAZIN berichtete. Jetzt soll, so Reuters, ein New Yorker Finanzdienstleister damit beauftragt worden sein, den Verkaufsprozess vorzubereiten. Hauptsitz und Produktionsstandort dieser Sparte ist das österreichische Tochterunternehmen GE Jenbach. Im Tiroler Werk herrscht Bestürzung.

„Sogar unsere Geschäftsführung musste diese Nachricht aus der Zeitung erfahren, zeigt sich Arbeiter-Betriebsrat Patrik Tirof über die Informationspolitik des Mutterkonzerns entsetzt. Gerüchteweise sei das Thema bereits seit November des Vorjahres immer wieder aufgepoppt. Schwache Konzernergebnisse und hohe Kurverluste an der Börse brachten den neuen Konzernchef John Flannery ziemlich in Bedrängnis. Zuletzt war von massiven Umstrukturierungen und möglichen Verkäufen der einen oder anderen Unternehmenssparte die Rede. Die Geschäftsführung von GE Jenbacher selbst kann auf Anfrage von INDUSTRIEMAGAZIN die Verkaufspläne weder dementieren noch bestätigen.

Aus trotz schwarzer Zahlen?

Dass es jetzt ausgerechnet das Jenbacher Werk treffen soll, stößt auf Unverständnis. „Der Firma geht es blendend. Die Umsätze bewegen sich kontinuierlich zwischen 1,5 und zwei Milliarden Euro“, sagt Tirof. Freilich, räumt er ein, hätte die Sparte schon bessere Zeiten gesehen. Die Energiewende lässt den Weltmarkt für große Gas- und Dampfturbinen schrumpfen. Zuletzt reagierte die deutsche Siemens AG auf schwindende Umsätze. 6000 Stellen sollen in der Kraftwerkssparte abgebaut werden.

Jenbach hingegen würde, so Tirof, dem allgemeinen Trend trotzen und bereits seit Jahren schwarze Zahlen schreiben. „Heuer rechnen wir mit 1500 Neuanlagen und 500 Reparaturanlagen. Das ist ein neuer Rekord“, sagt der Betriebsrat.

Deshalb suche man auch händeringend nach Fachkräften. „Wir wollen demnächst 50 neue Leute einstellen. Zudem werden auch heuer wieder 30 Lehrlinge ausgebildet“, sagt Tirof. Die Verunsicherung, verursacht durch derartige Meldungen, könne man hier gar nicht brauchen. „Jenbacher ist einer der größten Arbeitgeber Tirols. 1600 Menschen arbeiten hier“, so der Betriebsrat.

Gespräch mit Konzernmutter

In den nächsten Tagen werde man sich daher um ein klärendes Gespräche mit dem US-Mutterkonzern bemühen. Von Werksschließung und einer drohenden Kündigungswelle will man in Jenbach nichts hören. „Wir sind Weltmarktführer bei der Herstellung von Gasmotoren. Warum sollte man uns zudrehen“, sagt Tirof. Die frühere Jenbach AG wurde 2003 von General Electric übernommen.

Update

Letztlich hat die Finanzfirma Advent den Zuschlag für GE Jenbacher erhalten. Die früher zum amerikanischen Industrieriesen GE gehörenden Konzernbereiche Jenbacher und Waukesha treten jetzt unter der Dachmarke Innio auf. Mehr Infos zu GE Jenbacher finden Sie in unserer Datenbank der 250 größten Industrieunternehmen Österreichs.

Lesen Sie auch: GE Jenbacher im Finale des härtesten Produktionswettbewerbs in Österreich.