Bergbau : European Lithium: Kärntens Metall-Schatz

Noch bilden die einzigen Lichtkegel die Taschenlampen, die vor Eintritt der "Zone Eins" ausgehändigt werden. In einem Jahr soll hier, tief im Traudi-Stollen in der Weinebene der Lavanttaler Koralpe, schon um einiges mehr an Infrastruktur vorhanden sein: Dann wird, geht alles glatt, die Errichtungsphase der Bergbau- und metallurgischen Aufbereitungsanlagen für ein Projekt eingeläutet sein, das die Kärntner Marktgemeinde Frantschach - St. Gertraud und die Stadtgemeinde Wolfsberg mit einem Schlag zu einem globalen Player für den kommerziellen Lithium-Abbau machen könnten: 800.000 Tonnen Roherz sollen unter Tage jährlich mittels Lafettenbohrwägen abgebaut und nach der Weiterverarbeitung des Lithium-Minerals Spodumene als Lithiumhydroxid Abnehmer in der Autoindustrie und Batteriefertigung finden.

Dietrich Wanke, CEO der Österreich-Tocher des australischen Betreiberunternehmens European Lithium und als solcher für das Wolfsberger Lithium-Projekt im kärntnerisch-steirischen Grenzgebiet verantwortlich, kann dem Zeitplan einiges abgewinnen: "Wir wollen Erster in Europa sein, der Lithiumhydroxid produziert", sagt der Deutsche.

Vorarbeiten in den Siebzigern

Über 400 Millionen US-Dollar lassen sich die Australier das Projekt in Wolfsberg in der Zone Eins kosten. Zone Zwei - auch hier werden lithiumhaltige Adern in den dunklen Gesteinsformationen vermutet - könnte später die Fördermengen verdoppeln. Dass Wanke, ein drahtiger Mitfünfziger, sein Handwerk versteht, muss er nicht mehr beweisen: Er werkte als Mining-Manager und Geschäftsführer in Sierra Leone, Indonesien, Papua Neuguinea und Australien, leitete Projekte zur Förderung von Diamanten, Gold, Silber, Eisen und Kohle.

In Wolfsberg liegt die Sache dennoch anders. Hier gibt es einen existierenden Stollen, Aufschlussarbeiten inklusive 17.000 Metern Bohrungen erfolgten schon in den Siebzigern. Seinerzeit fuhr die Republik Österreich in einem finanziellen Kraftakt eine komplette Mine auf. Nachdem der Industrielle Andreas Henckel-Donnersmarck die Mine erwarb, wechselte sie 2011 neuerlich den Besitzer: Um umgerechnet neun Millionen Euro ging sie ins Eigentum der Australier über. Heute hat Lithium einen nennenswerten Marktwert - wie die Fördermengen im Lithium-Delta Bolivien, Chile und Argentinien belegen.

Dämpfer an der Börse.

Zwar erlitten die Titel der Lithiumproduzenten an den Börsen zuletzt einen Dämpfer. Die Ausweitung der Lithium-Produktion in Südamerika und Australien bis 2025 nährt Befürchtungen eines Überangebots. Doch die Nachfrage-Explosion aus der E-Mobilität - die Internationale Energie-Agentur rechnet mit 125 Millionen Elektro-Autos auf den Straßen im Jahr 2030 - sollte bald zu Engpässen führen. Ein Teil der Wertschöpfung passiert bisher noch beim größten Abnehmer von konzentriertem Lithium-Roherz - der Volksrepublik China. Dort wird in Fabriken das Ausgangsmaterial zu Lithiumcarbonat oder -hydroxid umgewandelt.

Die Kosten für die Produktion einer Tonne liegen in Südamerika bei 4500 Euro, in Wolfsberg sollen sie bei 6500 Euro liegen - bei einem Marktpreis von rund 20.000 Dollar die Tonne bleibt eine schöne Spanne. Dank des untertägigen Abbaus sei die Gewinnung nachhaltiger als bei der Gewinnung aus übertägigen Bergwerken oder Seen, was europäische Automobilisten honorieren würden, heißt es bei European Lithium: Sie würden keine "tickenden Zeitbomben" ganz am Anfang ihrer Lieferkette dulden. Und für Lithium brauche es nicht notwendigerweise einen lokalen Abnehmer: Wenn an der Londoner Metallbörse 2019 der Handel von Lithium aufgenommen wird, können Kontingente dort auch etwa von den Chinesen gekauft werden. "Dann sind wir frei", sagt Wanke.