Großaufträge : Energiewirtschaft: Ägypten vergibt Milliardenaufträge
Siemens hat aus Ägypten einen Milliardenauftrag zum Bau von Kraftwerken erhalten. Der Münchner Konzern vereinbarte am Samstag mit der Regierung, in Beni Suef in Oberägypten ein Gas- und Dampfturbinenkraftwerk mit einer Leistung von 4,4 Gigawatt zu errichten. Zudem sollen Windkraftanlagen mit einer Leistung von zwei Gigawatt gebaut werden. Siemens-Chef Joe Kaeser spricht im Interview mit dem Handelsblatt von Ägypten als Land mit "90 Millionen Einwohnern und erheblichen Problemen im Energie- und Infrastruktursektor", wo Siemens "einen Beitrag leisten könne".
Die Rotorenblätter für die Windkraftanlagen von Siemens werden in einer neuen Fabrik in Ägypten gebaut. Allein die beiden Projekte haben nach Siemens-Angaben ein Volumen von vier Milliarden Euro. Der Elektrokonzern, der seit 1859 in dem nordafrikanischen Land tätig ist, unterzeichnete auf der Wirtschaftskonferenz in Sharm El-Scheich weitere Vereinbarungen, bei denen es sich um Absichtserklärungen handelt. Insgesamt beträgt das Volumen zehn Milliarden Euro, sagte ein Siemens-Sprecher. Auch der Siemens-Konkurrent General Electric kam zum Zug. So liefert der US-Konzern 34 Gasturbinen.
Währenddessen haben die europäischen Energiekonzerne BP und Eni mit der ägyptischen Regierung Gasförderverträge im Milliardenvolumen geschlossen. Allein die Vereinbarungen mit BP belaufen sich auf zwölf Milliarden Dollar (11,35 Milliarden Euro), Eni unterzeichnete eine Absichtserklärung für ein Geschäft, das ein Volumen von fünf Milliarden Dollar hat. Die Förderung werde voraussichtlich im Jahr 2017 aufgenommen, teilten beide Seiten auf der Wirtschaftskonferenz mit. Die chronische Energieknappheit Ägyptens soll damit bekämpft werden, denn wegen des steigenden Verbrauchs und der sinkenden Förderung ist Ägypten in den vergangenen Jahren zum Energieimporteur geworden, während es früher Öl und Gas ins Ausland verkaufen konnte. Immer wieder kommt es zu Stromausfällen.
Seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Hosni Mubarak im Jahr 2011 kommt Ägypten nicht zur Ruhe. So kämpfen die Sicherheitskräfte gegen islamistische Extremisten auf der Sinai-Halbinsel. Immer wieder kommt es zu Anschlägen. Dennoch hat sich die Regierung zum Ziel gesetzt, die ausländischen Investitionen in dem bevölkerungsreichsten arabischen Land auf acht Milliarden Dollar (7,57 Milliarden Euro) in diesem Haushaltsjahr zu verdoppeln. (apa/Reuters)