Papierindustrie : Energiekosten setzen Österreichs Papierindustrie unter Druck

Die österreichische Papierindustrie mit ihren mehr als 7.800 Mitarbeitern (-1,7 Prozent) hat im Jahr 2017 trotz geringerer Produktion etwas mehr umgesetzt. Die Branche moniert seit Jahren die derzeitige Ökostromförderung in Österreich, insbesondere die Subventionen für Biomasseanlagen. Man sieht einen erheblichen Standortnachteil gegenüber den Nachbarländern.

"Die Energiekosten sind für die Papierindustrie das Kritische", sagte Cord Prinzhorn, Vizepräsident der Branchenvereinigung Austropapier, am Mittwoch bei einer Pressekonferenz. Im Vergleich zu Deutschland komme eine Modellpapierfabrik in Österreich aufgrund diverser Regelungen auf 25 Prozent mehr Energiekosten, rechnete Austropapier-Präsident Max Oberhummer von Sappi Austria vor. "Da haben wir noch nicht eingerechnet, dass in Deutschland die Verstromung von Biolauge zu zusätzlichen Erlösen führt."

Investitionen statt Einspeisetarife gefordert

Ein Dorn im Auge ist der Papierindustrie die heimische Ökostromförderung mit ihren Einspeisetarifen. Viel sinnvoller wären Investitionsförderungen, meint Christian Skilich vom Papierriesen Mondi. Prinzhorn: "Die Investitionsförderung muss ich nachher in den variablen Kosten wieder rechtfertigen. Sie werden nicht mit einem Dampfschiff am Wörthersee wasserskifahren." Die 13 Jahre dauernde tarifliche Förderung von Windrädern sei "dumm, fehlerhaft und führt zu einer Verzerrung des Marktes." Oberhummer bezeichnete sie als "Sozialhilfe für Ökostromanlagen, die nicht lebensfähig sind."

Besonders stört Prinzhorn, dass die Bauern für ihre Biomasseanlagen so viel Steuergeld bekommen. Die Bauern lobbyierten eine Abwrackprämie für kleine Biomassekraftewerke, nur um danach wieder welche bauen zu können. Die Politik "nimmt uns nicht ernst", bedauert der Industrielle. "Die Bauern haben durch ihre Landeshauptleute ein Ventil in die Staatskassen", das die Papierindustrie mit ihren tausenden Mitarbeitern nicht habe.

Energiepreise für die Industrie: Deutschland als Vorbild

Die Hoffnung der Papierindustrie liegt nun auf dem neuen Energiegesetz, das 2020 verabschiedet werden und das ungeliebte Ökostromgesetz ersetzen soll. Prinzhorn sieht auch da Deutschland als Vorbild. Während in Deutschland die Bürger 50 bis 60 Euro Ökostromabgabe zahlten und die Industrie entlastet sei, müssten in Österreich alle nach Verbrauch mitzahlen, Industrie und Gewerbe ebenso wie die Haushalte.

Letztere haben 2018 laut E-Control durchschnittlich 90 Euro an Ökostromförderbeiträgen zu berappen. "In Deutschland kriegen wir auch noch die Netzkosten ersetzt, weil wir das Netz stabilisieren", so Prinzhorn mit Verweis auf den sehr hohen Energie-Eigenversorgungsgrad der Papierindustrie (96 Prozent).

Weiterhin gute Geschäfte - trotz allem

Die Geschäfte der Papierindustrie liefen 2017 relativ rund. Der Umsatz der Branche stieg um knapp 1 Prozent auf 4 Mrd. Euro, obwohl die Produktion um 2,7 Prozent auf 4,9 Millionen Tonnen Papier zurückging - dies, weil eine Papiermaschine im grafischen Bereich in Steyrermühl abgedreht wurde und zwei Maschinen wegen Umbaus stillstanden. In Steyrermühl hatte der finnische Papierkonzern UPM Ende 2016 rund 125 Jobs gestrichen. Die Gewinnsituation der österreichischen Papierfabriken ist nach wie vor nicht rosig: Die Abschreibungen in der Branche seien höher als der Gewinn, so Prinzhorn auf Nachfrage, ohne konkrete Zahlen zu nennen.

Von den etwa 8,6 Millionen Festmetern Holz, die die Papierindustrie voriges Jahr gebraucht hat (-2,2 Prozent), wurden 29 Prozent importiert. "Wir müssen in Österreich wesentlich mehr des nachwachsenden Rohstoffs Holz nutzen", fordert Skilich. Derzeit betrage der Holzeinschlag hierzulande jährlich 17 Mio. Festmeter, das Potenzial liege bei 22 Mio. Die Papierindustrie plädiert hier für die Nutzung auch von Klein- und Gebirgswäldern.

Nicht nur in Österreich, sondern weltweit sei die Papierproduktion auf hohem Niveau, so Austropapier. Getrieben werde das Wachstum von Verpackung und Hygiene; Papierprodukte verdrängten Kunststoff, erläuterte Prinzhorn. Vor allem Asien habe großen Nachholbedarf. Dort würden pro Kopf erst 80 bis 90 Kilo Papier im Jahr verbraucht, in Europa seien es etwa 300 Kilo.

Den Fachkräftemangel spüren die heimischen Papierfabriken nicht so stark, die meisten Nachbesetzungen können sie mit Lehrlingen aus eigenen Lehrwerkstätten rekrutieren, so Oberhummer. Es werde aber schon schwieriger, Lehrlinge zu bekommen. "Bei Sappi in Gratkorn würden wir gerne jedes Jahr 25 Lehrlinge aufnehmen, bekommen aber nur 20." Junge Frauen seien noch schwieriger davon zu überzeugen als Männer, dass Papiertechnik und Co. attraktive Berufe seien. (apa/red)