Ressourcen sparen : Energieeffizienz: Green IT in der Industrie

Green IT
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„Grün durch IT“ wäre vor ein paar Jahren noch ein viel belächeltes Statement gewesen, das man findigen Marketingabteilungen zugeordnet hätte. Heute ist es für Betriebe aller Art eine reale Möglichkeit, nicht nur energieeffizient und ressourcenschonend zu wirtschaften, sondern auch seinen „ökologischen Fußabdruck“ zu verbessern.Den Weg für Green IT haben Richtlinien und Gesetze, vor allem auf der europäischen Ebene, aufbereitet. Dazu gehören die RoHS- und WEEE-Richtlinien, die beispielsweise zu bleifreien Lötprozessen geführt haben. Und die EuP-Richtlinie (Energy using Products), die Regelungen für das Öko-Design enthält. Zwar gelten diese Richtlinien hauptsächlich in Europa. Doch die europäischen Initiativen haben auch die Vereinigten Staaten zu einem Umdenken und ökologischem Aufholprozess bewogen. Diese Richtlinien müssen jetzt weltweit bei der Produktion berücksichtigt werden Wobei der Trend jetzt zu Systemen geht, die auf der ganzen Welt geeignet sind. Die Produkte unterscheiden sich nur noch anhand programmierbarer Hardware und Software. Das bedeutet, dass umweltverträgliche und energieeffiziente Produkte auf der ganzen Welt zum Einsatz kommen. Ökologie mit Leistung.Einer der Auslöser für dieses Umdenken war, dass auf das Konto der IT-Branche zirka 2 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen gehen. Wobei sich dieses Problem angesichts des exponentiell ansteigenden Datenverkehrs weiter verschärfen wird. Daher war und ist die IT gefordert, Innovationen auf den Markt zu bringen, die verhindern, dass der Stromverbrauch parallel zum Datenverkehr steigt. Das ist nicht einfach, weil gleichzeitig immer leistungsfähigere Systeme entwickelt werden, um den Marktanforderungen gerecht zu werden. Der Trend geht nun in die Richtung, dass ökologische Kriterien an die Seite von leistungsbezogenen Kriterien treten. Sie bestimmen die Zielsetzung von Forschung & Entwicklung.In welchen Dimensionen die IT dabei denkt, veranschaulicht das Beispiel Green Touch-Initiative, ein von den Bell Labs koordiniertes Konsortium von etwa zwei Dutzend IT-Unternehmen und Forschungseinrichtungen. Die Green Touch-Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, den Energieverbrauch von IT-Technik um den Faktor 1.000 zu senken. Welche Technologien dafür entwickelt werden müssen und welche Netzarchitekturen dafür gebraucht werden, um dieses Ziel zu erreichen, allein dafür hat das Konsortium einen Zeitraum von fünf Jahren veranschlagt. Ein anderer Ansatzpunkt sind neue Netzarchitekturen, die den Verkehr mit weniger Netzelementen bewältigen und die Netzelemente so zusammen arbeiten lassen, dass insgesamt weniger Strom verbraucht wird. Wenn der Verkehr etwa in konvergenten Paket-Transportnetzen fallweise über optische Netzelemente geleitet wird anstatt über IP-Router, spart das Strom. Die Techniker nennen das „optical bypass“. Green Touch und Green Grid.Eine andere Initiative – dieselbe Stoßrichtung: Die Organisation Green Grid, Konsortium aus IT-Unternehmen und -Fachleuten hat sich zum Ziel gesetzt, den Energieverbrauch in Rechenzentren weltweit zu senken. „The green grid engagiert sich für die Entwicklung herstellerunab-hängiger Standards, Messverfahren, Prozesse und neuer Technologien, deren Einsatz die Energieeffizienz in Rechenzentren weltweit verbessern soll“ sagt Bernd Eckel, Geschäftsführer IT beim Schaltschränkehersteller Rittal.Auch Cloud Computing ist per se kosten- und energiesparend, weil über eine zentrale Infrastruktur „in der Wolke“ viele Kunden bedient werden. Im Eigenbetrieb hält hingegen jeder Anwender für sich eine eigene IT-Infrastruktur vor. Virtualisierungsansätze helfen, Netzelemente in der Cloud optimal auszulasten. Smart Metering wird gerade Realität. Eine flächendeckende Versorgung aller Haushalte mit intelligenten Zählern wird jedoch noch mindestens zehn Jahre dauern. Ein flächendeckendes Energieinformationsnetz wird frühestens 2020-2030 zur Verfügung stehen. Vorbild mit Vorgaben.Die IT-Branche ist aber nicht nur gefordert, ihren eigenen Energieverbrauch zu reduzieren. Innovative Entwicklungen aus der ITK versetzen Unternehmen aller Branchen in die Lage, Energie einzusparen. Und zwar auf zweierlei Arten. Einerseits durch den gezielten Einsatz energiesparender und ressourcenschonender IT-Komponenten und -Lösungen. Andererseits werden Wege aufgezeigt, wie beispielsweise ein Maschinenbauer durch intelligente Steuerung seiner Geräte den Stromverbrauch optimieren oder die Abwärme gezielt verwerten kann. Wobei die Unternehmen mit „Green Production“ nicht nur ökologisches Denken verbinden, sondern vor allem auch von handfesten wirtschaftlichen Überlegungen motiviert werden.Klassisches Beispiel für energiesparende IT-Komponenten ist der sogenannte „Null-Watt-Monitor“ von Fujitsu, der im Ruhezustand keine Energie verbraucht. Mittlerweile haben praktisch alle renommierten Display-Hersteller Monitore mit einen halben bis einem Watt Stromverbrauch im Ruhezustand im Angebot. Solche Stromsparvorgaben inklusive der Nichtverwendung umweltschädigender Stoffe erfüllen heute praktisch alle IT-Komponenten, vom Desktop-PC über Server bis hin zu Peripherie- und Netzwerkgeräten. Letzter „Schrei“ ist die Eco Mouse von Fujitsu, die zur Gänze biologisch abbaubar ist.Zudem sucht die IT-Branche immer wieder neue Wege. Bei Monitoren etwa wird mit Einsatz von LED-Technologie versucht, den aktiven Energieverbrauch weiter zu senken. Durch Serverkonsolidierung und effizientes Netzwerkmanagement soll die Auslastung der Rechenleistung eines Data Centers von derzeit geschätzten 30 Prozent auf mindestens 50 Prozent angehoben werden. Diesem Ziel hat sich gerade das Bundesrechenzentrum BRZ verschrieben. Es erwartet sich davon unter anderem eine Reduzierung des Stromverbrauchs von 25 Prozent über die nächsten drei Jahre und Kosteneinsparungen von rund 650.000 Euro pro Jahr. Michael Reisner Fortsetzung auf Seite 2

Jan Roschek, Mitglied der Geschäftsleitung von Cisco Deutschland über Green IT – und warum das Unternehmen im Greenpeace-Ranking seit Jahren an der Spitze landet. INDUSTRIEMAGAZIN: Um Green IT ist es zuletzt etwas ruhig geworden. Täuscht dieser Eindruck oder ist das Thema bereits Teil des allgemeinen Business geworden?Jan Roschek: Um dieses Thema ist es in den Medien etwas ruhiger geworden, aber in Ausschreibungen wird Green IT sehr wohl verlangt und die Energieeffizienz und Umweltverträglichkeit von Produkten spielt eine immer größere Rolle. Ein Problem dabei ist allerdings die Vergleichbarkeit der Produkte unterschiedlicher Hersteller. Großkunden verlangen daher Teststellungen, um die Energieeffizienz messen zu können. Wie soll ein Unternehmen bei der Anschaffung von „grünem“ IT-Equipment nun vorgehen?Roschek: Jede Entscheidung steht und fällt mit dem Fachwissen. Das Beste ist, man baut selber Know-how zu Green IT auf. Aber das kann ein schwieriger Lernprozess sein, wenn er neben der täglichen Arbeit erfolgt. Siegel wie Energy Star oder Blauer Engel hinken der aktuellen Entwicklung ja immer hinterher. Und wie kann ein Unternehmen sein eigenes Energiesparpotenzial verbessern?Roschek: Die klassische Vorgehensweise ist, zuerst zu messen und zu rapportieren, danach kann man steuern und regeln. Man muss wissen, wann und wo wie viel Energie verbraucht wird, ehe man daran geht, Einsparungen zu realisieren. Im Maschinenbau etwa kann man mit der Regelung von Pumpen enorme Stromeinsparungen erzielen. Warum wird Cisco von Greenpeace so hoch geschätzt?Roschek: Zum Teil deswegen, weil Energiespar-Funktionen in allen Cisco-Produkten verankert sind. Wenn ein Teil nicht benutzt wird, wird es ausgeschaltet. Unser zweiter diesbezüglicher Ansatz betrifft die Architektur; das kommt vor allem in Rechenzentren zum Tragen. Zudem spielt eine Rolle, welchen ökologischen Fußabdruck ein Unternehmen hinterlässt, und wo es selbst Energie einspart. Bei Cisco sind das zum Beispiel Videokonferenzen statt Flugreisen, oder dass die Niederlassungen infrastrukturtechnisch nach ökologischen Gesichtspunkten ausgerichtet werden, soweit das möglich ist. Die wenigsten positiven Aspekte sind bei der Autoflotte zu erzielen. Hier unterstützen wir mit finanziellen Anreizen, wenn Mitarbeiter kleinere Dienstautos fahren.