Industriedigitalisierung : Digitalisierung schafft Wertschöpfung und Jobs
Ein Arbeitsplatzkiller, wie manche Studien nahelegen, sei der Ausbau der IT jedenfalls nicht, zeige eine IV-Umfrage unter 112 Mitgliedsunternehmen. Auch könne die "Digitale Dividende" zu höheren Einkommen führen, dass sich die Arbeitnehmer aber darauf schon in den nächsten Lohnrunden freuen dürfen, wäre zu eindimensional.
Kritik der Gastronomie und Hotellerie, wonach ihnen durch die Umschulung ihrer Mitarbeiter während der Coronapandemie ihre Arbeitskräfte verloren gegangen sind, widerspricht IV-Chefökonom Christian Helmenstein. "Auch der Arbeitsmarkt ist ein Markt, es gelten die Grundregeln von Angebot und Nachfrage", so Helmenstein heute vor Journalisten. Es sei legitim, dass Arbeitnehmer versuchen, das Maximale aus ihrer Leistung heraus zu holen. Diejenige, für die sich neue, besser Möglichkeiten ergeben "mögen das auch tun".
Automatisierung als Chance
Dass durch die Automatisierung manuelle Tätigkeiten wegfallen, müsse man auch als Chance sehen. So könnten dann Pflegekräfte mehr Zeit für ihre Klienten haben, wenn das Saugen der Saugroboter übernimmt. Oder anstatt einen Fahrer in der U-Bahn könnte man dafür einen Fahrgastbetreuer einsetzen.
Die Digitalisierung schaffe auch den nötigen Spielraum für höhere Löhne und Gehälter. Denn man müsse bedenken, dass es in manchen Jahren und in manchen Branchen der Industrie in den vergangenen 15 Jahren keinen Produktivitätsanstieg gegeben habe, aber trotzdem seien die Löhne gestiegen, so Helmenstein. Als Beispiele führte er die Krise nach der Lehman-Pleite im Jahr 2008 und die Coronapandemie an. Wobei die meisten Abschlüsse des vergangenen Jahres bei rund 1,5 Prozent lagen, also circa der Inflationsrate des vorangegangenen Jahres. Zur Erklärung: Bei den Kollektivvertragsverhandlungen gelten als Berechnungsbasis die Teuerung des vergangenen Jahres und die Produktivitätssteigerung.
"Digitalisierung zahlt sich aus, denn sie führt zu einem direkten, messbaren Geschäftserfolg. Es gibt die digitale Dividende", erklärt heute Michael Zettel, Country Managing Director Accenture Österreich, die die Studie gemeinsam mit der IV erstellt haben. Wobei das Wort eigentlich aus der Telekommunikation stammt und jene Erträge bezeichnet, die die Staaten aus Funkfrequenzauktionen erzielen.
Digitalisierungsgrad ist ausschlaggebend
"Konkret erreichen digitalisierte Unternehmen im Durchschnitt ein mehr als dreimal so hohes Umsatzwachstum im Vergleich zu nicht digitalisierten Unternehmen, erläuterte Helmenstein. Die Umsatzsteigerung pro Digitalisierungsstufe beträgt demnach 8,3 Prozent. Für die Studie wurde der Digitalisierungsgrad in vier Stufen unterteilt: Stufe 0 ist "digital blind". Ein Großteil der Datenspeicherung und der Informationsübermittlung passiere hier noch papierbasiert. Die Stufe 3 bedeutet "digital autonom".
Wobei die Studie eines zeige: Das größte Potenzial haben nicht jene Unternehmen, die auf der Stufe 0 sind, sondern jene, die in der digitalen Transformation schon weit vorangegangen sind. Der Nutzen der Digitalisierung potenziert sich, neuerliche Investitionen zahlen sich weiterhin aus.
Digitalisierte Unternehmen würden ein bis zu 7,2 Prozentpunkte höheres Mitarbeiterwachstum verzeichnen. Der Grund dafür: Ein hoher Digitalisierungsgrad wirke sich positiv auf die Fertigungstiefe aus. Der Eigenanteil des Unternehmens steige. "Es muss und kann weniger ausgelagert werden", erklärte dazu Helmenstein. (apa/red)