Maschinenbau : DMG Mori zieht sich aus Russland zurück

Maschine mit Mitarbeiter DMG Mori

DMG Mori: Keine Produktion in Russland mehr

- © DMG Mori

Der deutsche Werkzeugmaschinenbauer DMG Mori hat wegen des Kriegs in der Ukraine seine Geschäfte in Russland gekappt. Sämtliche Lieferungen von Maschinen, Ersatzteilen, Komponenten und Dienstleistungen sowie die Produktion in Ulyanovsk seien am 24. Februar unverzüglich gestoppt worden, sagte Konzernchef Christian Thönes am Mittwoch. "Anzahlungen (von Kunden) wurden zurückgezahlt."

Russische Mitarbeiter, die sich schriftlich von der Ukraine-Invasion distanzieren, erhielten in anderen Ländern Jobangebote. Die ersten hätten diese bereits angenommen. Das Russland-Geschäft mit rund 200 Mitarbeitern mache unter zwei Prozent des Gesamtumsatzes aus. Zudem würden Abschreibungen auf die Vermögenswerte in Russland derzeit geprüft.

Der hohe Auftragseingang stimmt Thönes für 2022 trotz des Krieges, der anhaltend hohen Energie- und Rohstoffkosten wie auch der Lieferengpässe zuversichtlich. Er kündigte für 2022 bei einem Umsatz von rund 2,3 (Vorjahr: 2,05) Mrd. Euro einen Anstieg des operativen Ergebnisses (Ebit) auf 180 (123,8) Mio. Euro an. Der Auftragseingang soll wie im Vorjahr 2,5 Mrd. Euro erreichen. "Wir werden ein sehr gutes erstes Quartal sehen."

Rechtfertigungsdruck steigt

Auf Unternehmen, die in Russland bleiben stiegt indessen der Druck. "Unternehmen, die in Russland bleiben, stehen unter einem gewaltigen Rechtfertigungsdruck", beobachtet der Marketingexperte Karsten Kilian von der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Würzburg. "Sie argumentieren oft damit, dass auch die russische Bevölkerung versorgt werden muss, aber angesichts der Not in der Ukraine ist das keine einfache Position."

Auch Handelsexperte Martin Fassnacht von der Wirtschaftshochschule WHU in Düsseldorf betont: "Es ist nicht einfach zu begründen, warum man weiterhin Geschäfte in einem Land macht, dass einen Krieg angefangen hat." Ein Unternehmen müsse schon eine sehr gute Argumentation haben, wenn es den russischen Markt weiter beliefern wolle, sonst drohe ein nachhaltiger Imageschaden. "Ganz entscheidend ist dabei, wie mit dem dort erzielten Gewinn umgegangen wird."

Der Pharma- und Pflanzenschutzkonzern Bayer sieht für sich jedenfalls gute Gründe, in Russland aktiv zu bleiben. "Der Zivilbevölkerung wesentliche Gesundheits- und Landwirtschaftsprodukte vorzuenthalten – wie zur Behandlung von Krebs- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Gesundheitsprodukte für Schwangere und Kinder sowie Saatgut für den Anbau von Nahrungsmitteln – würde die Zahl an Menschenleben, die dieser Krieg fordert, nur vervielfachen", verteidigte er seine Entscheidung. Der Konzern stellte aber jegliche Werbung in Russland und Belarus ein und stoppte alle Investitionsprojekte auf unbestimmte Zeit.

Ähnlich argumentiert das Bad Homburger Dax-Unternehmen Fresenius. "Zu unserer Verantwortung als Gesundheitsunternehmen gehört auch, unsere Patienten in Russland nicht allein zu lassen, sondern weiter medizinisch zu versorgen." Auch die Patienten dort seien auf lebenswichtige Produkte und Dienstleistungen angewiesen. Fresenius hat den Angaben zufolge rund 100 Dialysezentren für Nierenkranke in Russland, gut 3.000 Menschen arbeiten in dem Land für den Konzern. Der Anteil des Russland-Geschäfts am Fresenius-Umsatz von zuletzt 37,5 Milliarden Euro liege "deutlich unter 1 Prozent." Das ist aber immer noch viel Geld: Ein Prozent entspräche 375 Millionen Euro Umsatz.

Der Darmstädter Pharma- und Technologiekonzern Merck verweist ebenso auf seine Verpflichtungen den Patienten gegenüber. "Unser oberstes Ziel ist es natürlich, die Sicherheit unserer Mitarbeiter sowie die Versorgung der Patienten mit unseren Medikamenten sicherzustellen", heißt es bei dem Dax-Unternehmen, das kein großes Russland-Geschäft hat. Man habe die lokalen Vorräte aufgestockt und werde diese in den kommenden Wochen noch ausbauen.