Stahlexporte : Chinas Stahlqualität lässt zu wünschen übrig

In China wird wegen des abflachenden Baubooms weniger Stahl benötigt. Die überschüssigen Stahlmengen werden auch nach Europa exportiert, weshalb die gesamte Branche lautstark ächzt. Eurofer warnte etwa kürzlich davor, dass Chinas Stahlhütten nun zu Preisen verkauften, die unter den Produktionspreisen lägen. Es gibt also gewaltige Überkapazitäten von außen, die auf die Preise drücken, und wieder einmal geht es um China. Erneut machen deshalb erste Gerüchte um die Schließung von europäischen Stahlwerken die Runde. Ist das ein weiteres Dejá-Vu in der Stahlbranche? In China gebe es derzeit Überkapazitäten im Umfang von 300 Millionen Tonnen, das sei das Doppelte dessen, was in Europa verwendet wird, sagte kürzlich der Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl, Hans-Jürgen Kerkhoff. Zumindest Voestalpine-Chef Wolfgang Eder lässt sich von den niedrigen Exportpreisen aus China nicht beeindrucken.

Keine offiziellen Preise

Traditionell wird über Stahlpreise dabei weder von Erzeugern noch von Händlern gesprochen, wie auch die Online-Plattform Derwesten berichtet. Aus Branchenkreise erfahre man aber, dass derzeit eine Tonne Warmbandstahl – Schlüsselprodukt für die weiterverarbeitende Industrie - in den USA rund 450 Dollar kostet, vor einem Jahr waren es noch 200 Dollar mehr. In Europa werden den Angaben zufolge knapp 400 Euro dafür bezahlt.

Doch auch wenn China den europäischen Markt mit Stahl überschwemmt - 2014 sind laut Kerkhoff die Importe aus China nach Europa um 50 Prozent gestiegen, Tendenz steigend -, wird eher hier eingekauft. "Wir beziehen unseren Stahl für Europa momentan ausschließlich aus Europa", sagt Uwe Hadwich, Einkaufsdirektor des Autozulieferers Kirchhoff Automotive in Attendorn. Das bestätigt auch Thomas Jörg Hüttenhein, Geschäftsführer der Gesenkschmiede Schöttler in Hagen, die rund 3000 Tonnen Rohstahl im Jahr verarbeitet: "Die Stahl-Qualitäten, die aus China kommen, sind nicht die Qualitäten, die die Autoindustrie braucht." Die Auslastung der Stahlwerke in Deutschland sei wegen der starken Auto-Nachfrage also gut, doch die Preise können wohl langfristig nicht mit jenen aus China mithalten.

China ist dabei mit Abstand der größte Stahlproduzent der Welt, braucht aber gleichzeitig zurzeit weniger Stahl. In den letzten Jahren und Jahrzehnten habe China dabei "mit unserer Hilfe sehr moderne Kapazitäten aufgebaut, die alten Anlagen entgegen den Versprechungen aber nicht stillgelegt", erklärt Thomas Isajiw, Sprecher des Anlagenbauers SMS, denn "abgeschriebene Stahlwerke produzieren nur Gewinn."