IM-Expertenpool: Exportfinanzierung : Berg und Talfahrt in der Finanzwelt – Asset-Liability-Management in stürmischen Zeiten

Über das Exportfinanzierungsverfahren refinanziert die OeKB Exporte von Gütern und Dienstleistungen sowie Beteiligungen im Ausland zu attraktiven Konditionen. Die Liquiditätsaufnahme findet auf den internationalen Finanzmärkten statt und wird über die Hausbanken an den Endkunden - den Exporteur - weitergegeben. Wie kann auf der einen Seite dem Exporteur und seiner Hausbank Planungssicherheit und Transparenz gewährleistet und für die finanzierende OeKB das Ertragsrisiko gemanagt werden? Hierzu lohnt der Blick auf die Anforderungen an die Prozesskette der Preisweitergabe.

Unter einem Hut

Als Treasurer stehe ich im Bereich des Asset-Liability-Managements mehreren Interessen gegenüber, die es gilt, unter einen Hut zu bringen: In der Funktion als Treasurer soll man vor allem Liquiditätskosten der Geldaufnahme, Marktkosten für fix verzinste Kredite sowie die korrekte Weitergabe der budgetierten Ertragskomponente des Neugeschäftes in der Preisbildung berücksichtigen. Sowohl Markt- als auch Liquiditätskosten können in Krisenzeiten erheblichen Volatilitäten ausgesetzt sein, wodurch eine zeitnahe Weitergabe besonders wichtig ist, um das Ertragsrisiko zu minimieren.

Die Exportfinanzierungsabteilungen der Hausbanken wollen die Exporteure möglichst mit aktuellen Refinanzierungskosten versorgen. Transparenz, Sicherheit und weitere Faktoren, die die Refinanzierungskosten beeinflussen kommen da ins Spiel. Ändern sich die Kosten, die vom Treasurer verrechnet werden, muss dies nachvollziehbar und im Einklang mit den Marktbewegungen sein.

Exporteure wünschen sich transparente und attraktive Refinanzierungskonditionen. Das bedeutet, im Falle sinkender Liquiditäts- und Marktkosten, sollen diese auch schnell als Indikation an den Exporteur weitergegeben werden, damit dieser seine Refinanzierung zeitnah abschließen kann.

Wie kann die Preisweitergabe bestmöglich funktionieren?

Die Lösung muss transparent, einfach und nachhaltig sein im Idealfall digital. Dies wird in einem Prozess, im Fall der OeKB dem OeKB Loan Pricer,ermöglicht, bei dem die Aufgabenteilung klar definiert ist:

Als Treasurer stellt man dem System Liquiditäts-, Markt- und Ertragsaufschläge täglich zur Verfügung. Kundenberater oder Kreditnehmer geben die Anforderungen an die Finanzierung ein und können täglich den aktuellen Zinssatz zu ihrem Projekt abrufen. Dies geschieht unabhängig und ohne Rückfrage.

Zeitnahe Preisweitergabe mit dem OeKB Loan Pricer

In der OeKB wurde die Preisweitergabe durch die Digitalisierung des Prozesses und das Ausrollen einer webbasierten Applikation, dem OeKB Loan Pricer, an Hausbanken und Exporteure umgesetzt. Hausbanken können mehrere Projekte eigenständig verwalten und für jedes Projekt auch mehrere Finanzierungsvarianten abspeichern. Diese Information kann auch als Weblink für Kunden oder das Sales-Team zur Verfügung gestellt werden. Dadurch ist die Beobachtung der Entwicklung der Projektkosten möglich.

Faire Preisweitergabe in Zeiten hoher Volatilität

Diese Systematik der Preisweitergabe, wie sie der OeKB Loan Pricer vorsieht, ermöglicht auch in Zeiten hoher Volatilität auf den internationalen Finanzmärkten eine transparente und faire Preisweitergabe. Der Exporteuer kann jederzeit, seinen Finanzierungsanforderungen entsprechend, in das jeweilige Zinsniveau einsteigen und darauf vertrauen, dass er den bestmöglichen Zinssatz für sein Projekt bekommt.

Andreas Racz ist seit über zehn Jahren im Treasury / Asset Liability Management der OeKB AG tätig.