Chemieindustrie : BASF sieht schwächeres Wachstum in der Chemieindustrie

Für den weltgrößten Chemiekonzern BASF wird der Weg zu seinen Jahreszielen etwas schwieriger. Im zweiten Quartal konnten die Ludwigshafener ihren bereinigten Betriebsgewinn nur dank eines starken Geschäfts mit der Automobilindustrie steigern. Vorstandschef Kurt Bock bekräftigte zwar die Prognosen für das Gesamtjahr, dämpfte aber die Erwartungen der Analysten. Allerdings erwartet der Konzern in der chemischen Industrie weltweit weiterhin ein Wachstum von knapp vier Prozent.

Angesichts des schwächeren Wachstums in der Chemiebranche seien die von BASF selbst gesetzten Ziele anspruchsvoller geworden, "so dass wir uns sicherlich noch mehr anstrengen müssen, ein Ergebnis auf Vorjahr hinzubekommen", sagte Bock in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. "Es ist möglich." Dies hänge aber von einigen Unsicherheitsfaktoren ab, auf die BASF keinen Einfluss habe.

Für das laufende Jahr strebt der Dax-Konzern einen leichten Umsatzanstieg an. Der bereinigte Betriebsgewinn soll das Vorjahresniveau von 7,36 Mrd. Euro erreichen. Bock hatte diese Ziele bereits im April als sportlich bezeichnet. An der Börse kam diese Nachrichten nicht gut an: BASF-Aktien waren mit einem Minus von drei Prozent größter Dax-Verlierer.

Weltweite Chemieindustrie soll um knapp vier Prozent wachsen

Für das wirtschaftliche Umfeld ist Bock inzwischen weniger optimistisch als zuletzt. "Für das Gesamtjahr 2015 rechnen wir nunmehr mit einem etwas schwächeren Wachstum für die Weltwirtschaft sowie für die globale Industrie- und Chemieproduktion, als noch vor sechs Monaten erwartet."

Für die weltweite Chemieproduktion geht er nur noch von einem Anstieg von 3,8 Prozent statt bisher 4,2 Prozent aus. Die Kunden seien derzeit außerordentlich vorsichtig, Vorräte aufzubauen. Die Wachstumsaussichten in Europa seien bescheiden.

"Ich kann derzeit nicht erkennen, dass hier zu einer nachhaltigen Beschleunigung kommt", sagte Bock. "Wir haben jetzt das zweite Quartal in Folge in der Chemie ohne nennenswertes Wachstum. Das ist keine befriedigende Entwicklung."

Im zweiten Quartal steigerte BASF den Betriebsgewinn (Ebit) vor Sondereinflüssen um zwei Prozent auf 2 Mrd. Euro. Analysten hatten im Schnitt mit 2,12 Mrd. Euro etwas mehr erwartet. Der Nettogewinn verharrte bei 1,27 Mrd. Euro. Der Umsatz stieg binnen Jahresfrist um drei Prozent auf 19,1 Mrd. Euro.

Plus dank der Autoindustrie

Den Ergebnisanstieg verdankte BASF allein dem Geschäftsbereich Functional Materials & Solutions, zu dem etwa das Geschäft mit Autokatalysatoren, Lacken, technischen Kunststoffen und Produkten für die Bauindustrie gehört. Dort legte der Betriebsgewinn um knapp 29 Prozent zu, vor allem das Geschäft mit der Autoindustrie florierte.

In allen anderen Geschäftsbereichen musste der Chemieriese aber Ergebniseinbußen hinnehmen. Besonders deutlich fiel der Gewinn in den Bereichen Performance Products angesichts niedriger Preise und hoher Kosten sowie im Öl- und Gasgeschäft. Letzteres leidet vor allem unter dem gesunkenen Ölpreis.

BASF paktiert gern mit Monsanto

Mit der Kooperation mit dem US-Saatgutriesen Monsanto, der derzeit den Schweizer Agrarchemiekonzern Syngenta für 45 Milliarden Dollar übernehmen will, zeigte sich Bock zufrieden. "Die Zusammenarbeit mit Monsanto ist eine sehr gute und sehr produktive", sagte er. "Bisher sind wir insgesamt zufrieden."

Welche Folgen eine erfolgreiche Übernahme von Syngenta auf die Kooperation haben könnte, wollte er nicht kommentieren. Monsanto will in dem Fall das Saatgutgeschäft der Eidgenossen verkaufen, um sich die Zustimmung der Kartellbehörden zu sichern. Unter Experten gilt BASF als wahrscheinlichster Interessent. (reuters/apa)