Studie : Automobilzulieferer mit boomendem Geschäft
Im Sektorenvergleich erweisen sich Automobilzulieferer in den Bereichen Fahrwerk, Exterieur und Antrieb am profitabelsten. Für die kommenden Jahre sind die Branchenaussichten immer noch positiv, wenngleich etwas gedämpft. Der langsamer wachsende chinesische Markt, stagnierende Automobilverkäufe in den reifen Märkten sowie die steigenden Rohstoffpreise werden die Rentabilität der Branche global wieder unter 6 Prozent fallen lassen. Das sind die Ergebnisse der "Global Automotive Supplier Study 2011", die Roland Berger Strategy Consultants gemeinsam mit Lazard verfasst hat. "2010 ist die Rentabilität der weltweiten Automobilzulieferindustrie auf Rekordniveau gestiegen – nur ein Jahr nach dem Rekordtief von 2009", sagt Felix Mogge vom Roland Berger Competence Center Automotive. "Auch Mittel- und Osteuropa (MOE) profitierte von dieser unerwartet schnellen Erholung. Man kann davon ausgehen, dass die Region 2011 eine Wachstumsregion bleibt, wenn auch nicht mehr mit Werten, wie Asien sie heute erzielt", sagt Rupert Petry, Managing Partner und Automobilexperte im Wiener Büro von Roland Berger. Die durchschnittliche EBIT-Marge weltweit ist von 1,6 Prozent im Jahr 2009 auf 6,2 Prozent 2010 hochgeschnellt. "Haupttreiber dieser positiven Entwicklung ist die rasante Erholung der weltweiten Automobilproduktion, allen voran in China und anderen Schwellenländern", sagt Eric Fellhauer, Geschäftsführer bei Lazard. Zur raschen Erholung der Branche haben die umfassenden Kostensenkungsmaßnahmen in den Unternehmen aus dem Krisenjahr 2009 beigetragen. Chinesische, koreanische, europäische Zulieferer an der Spitze Die Rentabilität der Unternehmen schwankt dabei je nach Region erheblich. So haben europäische Zulieferer mit einer durchschnittlichen EBIT-Marge von knapp 7 Prozent ihre Wettbewerber in Japan (5,6 Prozent) und Nordamerika (4,3 Prozent) klar hinter sich gelassen. Noch höhere Renditen erzielten jedoch Zulieferer aus China und Korea mit teilweise zweistelligen EBIT-Margen. Beträchtliche Unterschiede bestehen auch zwischen den verschiedenen Sektoren. Am profitabelsten zeigen sich Fahrwerksspezialisten mit einer durchschnittlichen EBIT-Marge von knapp 8 Prozent, gefolgt von Zulieferern für Exterieur, Antrieb und Reifen. Die Schlusslichter bilden Zulieferer mit Schwerpunkt Interieur sowie Elektrik/Infotainment mit einer EBIT-Marge von nur rund 5 Prozent. Die Schere zwischen profitablen und weniger profitablen Automobilzulieferern hat sich durch die Krise noch weiter geöffnet. 2010 war die Rentabilität im oberen Viertel des Markts fünfmal so hoch wie im unteren Viertel. "Die Region MOE kann zwar nicht so stark von dem Export-Boom im lukrativeren Premium-Segment profitieren wie Deutschland", sagt Rupert Petry. "Dennoch ist sie sehr gut positioniert, insbesondere bedingt durch den allgemeinen Trend zum Downsizing, der durch die Krise noch beschleunigt wurde." Ausblick: Stabil bei sinkender Rentabilität Die Umsatzprognosen für 2011 sind für die Automobilzulieferer global relativ stabil. Allerdings dürfte die Rentabilität leicht nachgeben: Der chinesische Automobilmarkt kühlt bereits seit Anfang des Jahres leicht ab, die reifen Märkte stagnieren angesichts der aktuellen Unsicherheiten an den Finanzmärkten und die Rohstoffpreise ziehen an. Der Preisdruck seitens der Automobilhersteller spielt ebenfalls wieder eine wichtigere Rolle. "2008 und 2009 haben die OEMs weniger Druck auf ihre Zulieferer ausgeübt, weil das Liefervolumen erheblich geringer war; die Automobilhersteller wollten damit ihre Zuliefererbasis schützen", sagt Rupert Petry. "Seit Mitte 2010 konstatieren wir allerdings wieder einen sehr hohen Preisdruck auf die Lieferanten." Zulieferer müssen auf Innovationen setzen Neben der Stabilisierung des momentanen Rentabilitätsniveaus und dem Ausbau der globalen Lieferfähigkeit stehen die Zulieferer vor der Herausforderung, Produktinnovation künftig noch stärker in den Mittelpunkt zu rücken. Nur Zulieferer, denen es gelingt, sich durch erstklassige Produkte von der Konkurrenz abzuheben, werden in der Lage sein, nachhaltige EBIT-Margen von mindestens 6 Prozent zu erzielen. Die anderen Zulieferer werden zunehmend in den Commodity-Bereich gedrängt, wo sie maximal 3 Prozent Gewinn erreichen können. "Der globale Trend zu immer mehr Innovationen stellt auch eine große Herausforderung für MOE in Bezug auf die Verfügbarkeit von Ingenieuren und Spezialisten dar, beispielsweise im Bereich des elektronischen Antriebsstranges", so Rupert Petry. Neue Chancen für Zulieferer ergeben sich durch sich veränderndes Kundenverhalten und neue Trends – etwa in Richtung Elektromobilität und Vernetzung der Fahrzeuge.