Forschung & Entwicklung : Auftragsforschung: Tüftler auf Zuruf

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Nur ein paar Sekunden. Einmal kurz durchatmen. Schon spuckt die Schwingungsspektroskopie das Ergebnis aus. Präzise Aussagen zur Luftgüte einer Industrieanlage – oder der Fleischqualität eines Supermarkts ihres Vertrauens. Hochgenau bis in den Molekülbereich, wird der Methode zudem nachgesagt, kinderleicht bedienbar zu sein. Nicht erstaunlich, dass sie der Chemie-, Pharma- oder Umweltbranche schon bald wertvolle Dienste leisten soll. Kein entrückter Forschertraum: Wissenschafter von Carinthian Tech Research (CTR) haben in Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut für Photonische Mikrosysteme und HiperScan ultrakleine Geräte entwickelt, die schon heute die Luftgüte ganzer Städte messen können. Künftig sollen sich die Messungen „auf viele weitere Felder mehr erstrecken“, heißt es bei CTR. Investition in die Zukunft Nur ein Beispiel von vielen, in denen Hightech-Unternehmen auf hochspezialisierte Forschungsinstitute treffen. Ein erstes Analysegerät für die Apotheke – „Apo-Ident“ genannt – ist so etwa seit wenigen Monaten am Markt. Ein Miterfolg der involvierten Auftragsforscher. Gemeinsam mit der Industrie suchen sie frappierende (Produkt-)Lösungen, die es heute noch nicht gibt. Und entwickeln Technologien weiter, die Produktionsabläufe entscheidend verbessern. „Das sind Investitionen in die Zukunft“, weiß Nils Stelzer, Chef der Abteilung für anorganische Komposite des niederösterreichischen Forschungszentrums Aerospace & Advanced Composites (AAC). Freilich: Alles hängt von der wirtschaftlichen Situation ab. „Aber während der Krise haben wir nicht festgestellt, dass die Aufträge der Privatwirtschaft weniger geworden sind“, so Stelzer. Ein Beispiel aus der Praxis von AAC ist der Beweis dafür, wie F&E mit Auftragsforschern zur Erfolgsstory werden kann. Der Autozulieferer Magna produziert unter anderem kryogene Tankanlagen für Weltraumsysteme. Die Niederösterreicher überprüfen in hochtechnologischen Tests, wie belastbar die Materialien bei –269 Grad Celsius sind. Höhenflug bei F&E-Augaben Dass der Stellenwert von F&E für Unternehmen steigt, ist unübersehbar: Die jährlichen Forschungsausgaben sind inzwischen auf acht Milliarden Euro pro Jahr angestiegen, und während staatliche Ausgaben zurückgehen, kommen inzwischen über 60 Prozent der Mittel aus der Wirtschaft. 3,7 Milliarden Euro übernehmen heimische Unternehmen, 1,3 Milliarden überweisen ausländische Konzerne, hauptsächlich an Tochterunternehmen in Österreich. Innerhalb von acht Jahren sind die F&E-Ausgaben der Unternehmen um 63 Prozent gestiegen, so der jüngste Forschungs- und Technologiebericht 2012. Das Geld fließt in eigene Forschungsabteilungen, in Aufträge an Hochschulen – und an eine breit aufgestellte Landschaft heimischer Forschungsinstitutionen. Deren Zahl sich stetig erhöht. „Immer mehr Forscher streiten um einen immer kleineren Kuchen“, konstatiert Andreas Pichler, Geschäftsführer des steirischen Forschungszentrums Profactor. „Der Trend in der Auftragsforschung entwickelt sich immer mehr hin zu kleineren Projekten.Große Leitprojekte sind derzeit schwer durchzubringen, obwohl einige Forschungsthemen größere Volumina vertragen würden.“ Forschungslandschaft 46 Kompetenzzentren sind in Österreich auf die industrienahe Forschung vor allem für Großunternehmen spezialisiert. Das sind die sogenannten Competence Center for Excellent Technologies (COMET), sie werden maßgeblich vom Bund und den Ländern unterstützt. So fließen über die bis 2019 laufende COMET-Förderinitiative insgesamt 1,5 Milliarden Euro in die industrienahe Forschung. Prominente Kompetenzzentren sind das Austrian Institute of Technology (AIT) oder das Joanneum, die beiden größten außeruniversitären Forschungsstellen in Österreich. Lesen Sie weiter: Langfristige Kooperationen hoch im Kurs

Die zweite Gruppe richtet sich vor allem an den Mittelstand und ist im Austrian Cooperative Research (ACR) zusammengefasst. Dem ACR gehören 18 Institute an, die gemeinnützig sind und sich als „ausgelagerte Entwicklungsabteilungen“ des Mittelstands verstehen. Die ACR-Institute übernehmen jedes Jahr mehr als 25.000 Aufträge. Die dritte Gruppe schließlich sind privatwirtschaftlich organisierte Forschungsstellen wie das AAC in Wiener Neustadt – sie lukrieren keine Fördergelder und müssen sich mit ihren Dienstleistungen am Markt behaupten. Langfrist-Kooperationen Langfristige Kooperationen stehen hoch im Kurs. Das steirische Forschungszentrum Profactor ist auf industrielle Lösungen spezialisiert und ist für strategische Partnerschaften zwischen Forschern und Unternehmen jederzeit zu haben. Das zeigt ein aktueller Auftrag an Profactor aus der Flugzeugindustrie. Laufzeit: bis 2015. Im Projekt „Valeri“ soll eine mobile Roboterplattform entwickelt werden. Profactor übernimmt dabei die Entwicklung eines Bildverarbeitungssystems. Zusätzlich liefert das Forschungsinstitut Erkenntnisse zur Mensch-Roboter-Interaktion. Werner Scherf, Vorstand des Kärntner CTR, nennt eine zentrale Bedingung für längerfristige Kooperationen: „Das Vertrauen in die Forschungsleistung.“ Mitgrund: Ein großer Teil der Forschungsaufträge unterliegt strengster Geheimhaltung. Know-how-Transfer Auftragsforschung funktioniert freilich auch in die andere Richtung: Unternehmen bieten ihr Know-how auch selbst an. Der Luxemburger Konzern Ceratizit mit einem Standort in Reutte in Tirol ist beispielsweise unter anderem auf neue Anwendungen für Hartmetalle spezialisiert. Hartmetalle sind sehr verschleißbeständig und zäh, können jedoch auf Zugbeanspruchungen sensibel reagieren. Mit einem mathematischen Verfahren kalkuliert Ceratizit, welchen mechanischen, thermischen und chemischen Belastungen ein neues Produkt aus Hartmetall später bei der Fertigung und im Einsatz standhalten muss. Das Verfahren verkürze die Entwicklungszeit enorm, sagt Michael Magin, Entwicklungsleiter Verschleißschutz. Systemischer Ansatz AIT-Geschäftsführer Anton Plimon erwähnt einen zentralen Grundsatz, der Auftragsforscher von ihren Kollegen in der freien Grundlagenforschung unterscheidet: „Natürlich darf man nicht vergessen, dass eine Innovation nur dann erfolgreich ist, wenn sie am Markt erfolgreich ist.“ Das AIT reagiert darauf, indem es bisher getrennte Forschungsbereiche gezielt verknüpft, wie Plimons Kollege Wolfgang Knoll erklärt: „Künftige Lösungen für Energienetze müssen Kommunikationsnetzwerke oder die Datensicherheit berücksichtigen. Künftige Mobilitätskonzepte sind ohne Energiekonzepte undenkbar. In der Stadtentwicklung werden künftig demografische Entwicklungen relevant.“ Diesen Aufgaben begegnet das AIT departmentübergreifend – aber nicht nur, wie ein Auftrag von Berndorf Band zeigt. Die Aufgabe der Niederösterreicher lautete, zusammen mit dem AIT ein optisches Qualitätsinspektionssystem zu entwickeln, das auf den polierten Edelstahlbändern selbst die kleinsten Poren identifiziert. Lesen Sie weiter: Auftragsforscher auf einen Blick

Werkstoffe und Werkstoffverarbeitung - KunststoffeJoanneum Research, Institut für Kunststoffverarbeitung, Leoben www.joanneum.at Upper Austrian Research, Transfercenter für Kunststofftechnik, Wels www.uar.at Österr. Forschungsinstitut f. Chemie und Technik, Wien www.ofi.co.at Fotec Forschungs- und Transfer GmbH, Wiener Neustadt www.fotec.at - HolzKompetenzzentrum holz.bau forschung, Graz www.holzbauforschung.at Kompetenzzentrum Holztechnologie, Wien www.holzforschung.at Kompetenznetzwerk Holz, Wien Kompetenzzentrum WOOD Composites and Chemistry, Linz www.wood-kplus.at - MetallProfactor Produktionsforschungs GmbH, Steyr www.profactor.at AIT Leichtmetallkompetenzzentrum Ranshofen, www.lkr.at Werkstoffkompetenzzentrum MCL, Leoben www.mcl.at Österreichisches Gießerei-Institut, OGI Leoben www.ogi.at Schweißtechnische Zentralanstalt, Wien www.sza.info Upper Austrian Research, opt. Messtechnik f. Metallverarbeitung, Linz www.uar.at V-Research Center for Tribotronics and Techn. Logistics GmbH, Dornbirn www.v-research.at - VerbundstoffeAIT Leichtmetallkompetenzzentrum Ranshofen www.lkr.at Funktionswerkstoffe F&E GmbH (ARC), Eisenstadt www.pccl.at Tel.: 03842/429 62-0 - SchmierstoffeÖsterreichisches Kompetenzzentrum für Tribologie, Wr. Neustadt www.ac2t.at V-Research Center for Tribotronics and Techn. Logistics GmbH, Dornbirn www.v-research.at Werkzeug- und Maschinenbau, AutomatisierungProfactor Produktionsforschungs GmbH, Steyr www.profactor.at Kompetenzzentrum Mechatronik und Automation IKMA, Linz www.vatron.com Kompetenzzentrum Industriemathematik, Linz www.indmath.uni-linz.ac.at Tel.:0732/2468 9220 Carinthian Tech Research CTR, Villach www.ctr.at Arsenal Research Power Service Center, Wien www.arsenal.ac.at AIT Arsenal Research Monitoring Competence Center, Wien www.arsenal.ac.at Maschinenbau, Bau- und Umweltwesen Entwicklungs GmbH, Salzburg www.mbu.at Mewag Mechanische Werkstätten GesmbH, Traun/OÖ www.mewag.at Kuvag Energie-, Verkehrs-, Werkzeugtechnik, Traun/OÖ www.kuvag.com Gesellschaft zur Prüfung elektrotechnischer Industrieprodukte, Wien www.cti-vienna.at Forschungsinstitut für technische Physik, Messtechnik, Niederfladnitz www.schaffar.com Verband d. Ingenieurskonsulenten, Maschinenbau, Elektrotechnik etc. www.bsing.at V-Research Center for Tribotronics and Techn. Logistics GmbH, Dornbirn www.v-research.at AVL List AVL iEntwicklung, Simulation und Prüftechnik von Antriebssystemen www.avl.comCelllstrom GmbH, Brunn am Gebirge www.cellstrom.at Elektronik, SensorikJoanneum Research, Institut für angewandte Systemtechnik, Graz www.joanneum.at Joanneum Research, Institut für Sensorik, Graz www.joanneum.at Advanced Computer Vision, Wien Profactor Produktionsforschungs GmbH, Steyr www.profactor.at Upper Austrian Research, Abteilung Berührungslose Sensorik, Linz www.uar.at Fotec Forschungs- und Transfer GmbH, Wiener Neustadt www.fotec.at Carinthian Tech Research CTR, Villach www.ctr.at Photovoltaik, SolarenergieCarinthian Tech Research CTR, Villach www.ctr.at AEE Intec, Gleisdorf http://www.aee-intec.at/ Mikro- und Nanotechnologie Joanneum Research, Inst. f. nanostrukturierte Materialien, Weiz/Stmk. www.joanneum.at FELMI-ZFE, Forschungszentrum für Elektronenmikroskopie, Graz www.felmi-zfe.at Profactor Produktionsforschungs GmbH, Steyr www.profactor.at Joanneum Research, Laserzentrum Leoben www.joanneum.at IMS Nanofabrication, Wien www.ims.co.at Upper Austrian Research, Abt. Biomedizinische Nanotechnologie www.uar.at ElektrochemieKompetenzzentrum für Angewandte Elektrochemie, Wr. Neustadt www.cest.at Verpackungs-, Beschichtungsmaterial Österr. Forschungsinstitut f. Chemie und Technik, Wien www.ofi.co.at Inovia Hutzinger GmbH, Thalheim/Wels www.inovia.at Hoch- und Tiefbau Bautechnisches Institut, Linz www.bti.at Bautechnische Versuchs- und Forschungsanstalt, Salzburg www.bvfs.at Forschungsgesellschaft für Wohnen, Bauen und Planen, Wien www.fgw.at Institut für Brandschutztechnik und Sicherheitsforschung, Linz www.ibs-austria.at Österr. Forschungsinstitut f. Chemie und Technik, Wien www.ofi.co.at Forschungsinstitut der Vereinigung der Österr. Zementindustrie, Wien www.zement.at Quelle: IM Recherche