Robotertest : Wir testen Franka, den kollaborativen Roboter

Robotertest Robert Weber Franka
© Screenshot Youtube

Ich habe Shampooflaschen eines Edelfriseurs mit Pick-by-Voice kommissioniert, einen Staplerführerschein mit ach und krach gemacht und mit Push-in-Technik in Schaltschränken gearbeitet – Roboter standen bis dato nicht auf meiner Aufgabenliste. Der Hinderungsgrund: Die meisten Roboter sind immer noch hinter dem Schutzzaun verborgen und die Programmierung für einen Geisteswissenschaftler war immer viel zu kompliziert. Wer kann schon ein Teach-Panel so aus dem Nichts einfach bedienen?

Das ist jetzt ein Stück weit Vergangenheit, denn nun reiht sich auch die Roboterprogrammierung in meine persönliche Liste der Technikerlebnisse ein. Jetzt kann auch ein Politologe Roboter programmieren – zumindest mit Franka. Ich durfte mit Franka zusammenarbeiten, sie oder es einen Regler verschieben lassen. Franka arbeitet eigentlich in München und ist ein kollaborativer Roboter, ein Cobot. Ich besuchte den Roboter und seine Erfinder.

Interessenten stehen Schlange

Seit sechs Jahren entwickeln Simon und seine Kollegen an dem Cobot und seit 30 Jahren forscht schon das DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt) an den Robotern der Zukunft. Viele der Mitarbeiter stammen aus dieser Forschungseinrichtung und die Forschung hat sich anscheinend gelohnt, denn Franka begeistert schon einige Industriekunden, sagen die Macher. Die Firma wächst, es wird zu eng in der alten Kaserne aus dem 19 Jahrhundert, die Umzugskartons sind deshalb schon gepackt. Wie die Kunden heißen, darf Simon aber nicht verraten. Schade. Wo der Umzug hingeht schon. Eine Straße weiter, ein ganzes Gebäude für Franka inklusive Showroom, denn die Gäste – vor allem aus der Elektronikindustrie – stehen Schlange.

Noch steht Franka in einem schlichten Büro auf einem Tisch. Nur ein Kabel führt vom Roboter zur Steckdose – kennen Sie so einen Roboter? Ein Laptop und ein Mischpult als Demonstrationsobjekt stehen vor dem Cobot. Eine dürstende Büropflanze sehnt sich nach genauso viel Aufmerksamkeit wie die weiß lackierte Franka.

Der Cobot-Kopf blinkt: rot, blau und grün. Franka kann über ein Webinterface mit dem Laptop gesteuert werden oder eben über das Drücken von Knöpfen auf dem Kopf – fühlt sich an wie der Controller einer Spielkonsole. Rot bedeutet Fehler, Blau bedeutet speichern und bei Grün startet der Cobot. Ich führe den Roboter mit einer Hand an seine Position, drücke auf den blinkenden blauen Knopf, speichern, schiebe gemeinsam mit Franka einen Regler auf dem Mischpult nach oben, drücke wieder den blauen Knopf, speichern, und fahre Franka dann wieder auf ihre Ausgangsposition und drücke den blauen Knopf. Alles klar? Alles gespeichert? Okay. Grüner Knopf! Franka fährt los. Ich berühre den Cobot zufällig – eine Kollision. Er stoppt sofort, bleibt auf der Position. Das System unterscheidet zwischen Kollision und Interaktion. Wieder Start drücken. Franka nähert sich dem Regler, schiebt ihn langsam hoch und fährt dann wieder auf die Ausgangssituation – wie gewünscht. Ich habe einen Roboter programmiert, ihn gestört und wieder gestartet – mit drei Knöpfen.

https://youtu.be/HyJbaI7vhp8 „Ich habe einen Roboter programmiert – mit drei Knöpfen“

Robotik unter 10.000 Euro

Jetzt ist Simon Haddadin dran. Er will auf dem Mischpult Knöpfe drücken. Das ist nicht trivial. Alle Knöpfe haben Spiel. Das ist ein regelungstechnisches Problem. Über Drehmomentsensoren in allen Gelenken lernt das Robotersystem mit der Zeit, Tasten richtig zu drücken und damit die Aufgabe besser auszuführen. Die maximale Traglast des Arms liegt bei 3 kg, die Wiederholgenauigkeit bei 0,1 mm. Das System kommt ohne Bildverarbeitung aus – ein feinfühliges System ist Franka, so Haddadin.

Der Miterfinder programmiert die Aufgabe für Franka aber am Laptop. Programmieren? Nein, eigentlich zieht er „nur“ Icons hin und her und formt einen Ablaufplan für den Cobot, der von selber immer wieder um Unterrichtung bittet. „Teach me!“

Klar, hinter den Icons verbirgt sich Intelligenz – die eigene Franka-Programmierung mit allerhand Hochsprachen, die aber auch nicht verraten werden – Betriebsgeheimnis und Zukunftsgeschäft. Die Apps heißen „Drücken“ oder „Schieben“ – die Grundaufgaben für Franka. In Zukunft sollen ganze Entwicklerteams neue Apps für den Cobot schreiben und in einem virtuellen Marktplatz an die Endanwender verkaufen. Ein Cobotstore analog zum Appstore von Apple. Die Münchner träumen von einer Franka-Community.

Doch eine Frage bleibt: Warum arbeitet Franka an einem Mischpult? Ganz einfach: Das Mischpult symbolisiert die Qualitätsprüfung in der Elektronikindustrie. In Zukunft soll Franka Smartphones, Fernseher oder Laptops testen. Das machen heute noch Menschen – eine sehr stupide, ermüdende Arbeit. Franka ist das egal. Sie kann heute Knöpfe testen und morgen Regler verschieben – die Umrüstung ist leicht und schnell. Das schätzten die Kunden. Und den Preis: Unter 10.000 Euro kostet das System.