Finanzmarkt : Schweizer wollen das Wachstum der Geldmenge einschränken

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) warnt vor den negativen Folgen einer anstehenden Abstimmung über eine Neuordnung des Geldsystems. Die Schweiz stimmt am 10. Juni über die sogenannte "Vollgeld-Initiative" ab, die die Kreditvergabe von Banken beschränken und Sparguthaben sicherer machen will.

"Vollgeld wäre wie Sand im Getriebe unseres Kreditwesens", sagte SNB-Präsident Thomas Jordan auf einer Veranstaltung in Zürich. "Die Banken könnten weniger flexibel auf die Kreditnachfrage reagieren, was den Konsum, die Investitionen und letztlich den Wohlstand in unserem Land mindern würde."

Die Idee geht zurück auf die Finanzkrise vor etwa einem Jahrzehnt. Über eine Drosselung der Kreditvergabe wollen die Befürworter das Wachstum der Geldmenge einschränken. Die Gelder von Sparern sollen künftig auf Konten außerhalb der Bankbilanzen liegen und vollständig mit Zentralbankgeld unterlegt sein. Ziel der Initiative ist es, das Finanzsystem damit sicherer zu machen. Ins Leben gerufen wurde sie von Finanzexperten - darunter Wissenschafter und Banker. Die Regierung und die Notenbank lehnen das Vorhaben ab - ebenso wie diverse Industrie- und Wirtschaftsverbände.

Bei der Bevölkerung fällt das Votum bisher weniger eindeutig aus: Einer Umfrage der Mediengruppe Tamedia von Ende April zufolge sind 42 Prozent klar oder eher für die Initiative, 45 Prozent lehnen sie ab und 13 Prozent machten keine Angaben.

Jordan sagte, die Initiative wecke unrealistische Erwartungen. Ein Vollgeld-System könne künftige Bankenkrisen nicht verhindern. Zudem würde es die Umsetzung der Geldpolitik der Notenbank erschweren. Devisenmarktinterventionen der SNB wären nach Einschätzung der Notenbank dann nicht mehr möglich. Auf dieses Instrument hatte sie in den vergangenen Jahren häufig zurückgegriffen, um den aus ihrer Sicht lange überbewerteten Franken zu schwächen und so die Wirtschaft zu stützen. Die Befürworter der Initiative erklären dagegen, Vollgeld schade der Schweiz nicht und die Notenbank werde dadurch nicht in ihrer Arbeit eingeschränkt. (reuters/apa/red)