Ex-Begas-Vorstand : Rudolf Simandl: Chronologie eines tiefen Falles

Am 13. April kam die Causa BEGAS ins Rollen. Im Mittelpunkt steht Rudolf Simandl, der ein Vermögen von 14 Millionen Euro angehäuft und auf einem Liechtensteiner Konto geparkt hat. Simandl, Jahrgang 1950, ist gebürtiger Kukmirner, Absolvent der Wirtschafts-Universität Wien, verheiratet und Vater von zwei Kindern. In den 1980-iger Jahren machte er zunächst Karriere bei Wüstenrot, ehe er in die Begas wechselte. Dort stieg er am 1. Oktober 1995 zum kaufmännischen Vorstandsdirektor auf. In seinen Aufgabenbereich fiel auch das Finanz- und Rechnungswesen - eine Tatsache, die sinen tiefen Fall begünstigt haben dürfte. Rudolf Simandl beschäftigte sich aber nicht nur mit dem Gasgeschäft, sondern auch mit der Putenmast. Der Weg dorthin führte über die elterliche Landwirtschaft. Simandl war jahrelang als Vertreter der Putenmäster tätig. Im Dezember 2001 übernahm er neben seiner Tätigkeit als BEGAS-Vorstandsdirektor die Putenfirma Glatter in Pöttelsdorf. 2008 hat er seinen Anteil an der Firma verkauft - angeblich mit einem Millionengewinn. Ehemalige Mitarbeiter bescheinigen Simandl einen autoritären Führungsstil. Er soll alle wesentlichen Entscheidungen allein gefällt haben. Das könnte auch der Grund dafür sein, warum von all diesen Vorwürfen jahrelang - angeblich - nichts bemerkt wurde. Die Chronologie seines tiefen Falles: 13. April 2012: Der Ex-Chef des burgenländischen Gasversorgers wird "auf eigenen Wunsch" beurlaubt. Auslöser für diesen Schritt sind Unterlagen, die dem BEGAS-Aufsichtsratspräsidium von Dritten übermittelt worden sein sollen. Danach tagte der Aufsichtsrat wegen einer Sonderprüfung, der sich schließlich alle Manager der vergangenen zehn Jahre unterziehen mussten. 23. April: Simandl wird wegen "belastender Unterlagen" vom Vorstand fristlos entlassen. 6. Juni: Simandls Vorstandskollege Reinhard Schweifer wird fristlos entlassen. Er hatte im Zuge der Sonderprüfung sein Mandat zurückgelegt. Schweifer hat gegen die Entlassung geklagt, eine Gerichtsentscheidung steht noch aus. Juli 2012: Das Nachrichtenmagazin "News" veröffentlicht erste Details aus einem Wirtschaftsprüfbericht. Darin war von "horrenden Gagen" für Simandl und Schweifer die Rede. "Hauptdarsteller" in der Causa, Ex-Boss Simandl, soll mehr als 480.000 Euro, Schweifer mehr als 320.000 Euro Jahresbruttogehalt erhalten haben. Weiter tauchen moralisch fragwürdige Spekulationsgeschäfte in den USA auf. Und auch Infos über eigene Gas-Sondertarife für die Ex-Vorstände kommen ans Tageslicht. 20. Juli "Es gibt eine polizeiliche Anzeige und erste Ermittlungen gegen den Ex-Chef Rudolf Simandl", teilt der Leitende Staatsanwalt Wolfgang Swoboda mit. Es werde untersucht, "ob hier ein Finanzvergehen durch die Privilegeinwirtschaft oder ob Untreue vorliegt". Die Ermittlungen könnten Jahre dauern. Die Wirtschaftskriminalisten müssten sich durch einen "Wust von Strukturen fressen". August 2012: Nach und nach werden weitere Details bekannt. In der Kritik steht etwa eine Zusatzpension Simandls in der Höhe von 2,5 Mio. Euro. Die Wirtschaftsprüfer gehen von einem "System Simandl" aus. Anfang August gibt das Unternehmen bekannt, das Aufsichtsratspräsidium habe Simandl mitgeteilt, dass man die Pensionsansprüche "als verwirkt ansieht". Danach werden Hausdurchsuchungen bekannt. Oktober 2012: Laut "News" hatte Simandl zehn Mio. Euro Schwarzgeld - Einkünfte aus zwei Stiftungen in Liechtenstein. Nach einer Kontoöffnung noch im Jahr 2012, kehrt für kurze Zeit Ruhe ein. Februar 2012: Simandl bestätigt, dass er zeitweise in Liechtenstein 14 Mio. Euro geparkt hatte. Das Geld stamme aus einem "Veranlagungserfolg". März 2013: Die Baufirma Ortner überweist der heutigen Energie Burgenland 2,6 Mio. Euro. Sie hatte Simandl hohe Bargeldbeträge überwiesen und war sich nicht mehr sicher, ob diese ordnungsgemäß verwendet worden seien. Mittlerweile wird auch gegen den Chef des Tiroler Baukonzerns und Porr-Großaktionär Klaus Ortner ermittelt. Als Grund für die Millionen-Übergabe soll der Ex-Begas-Chef damals gemeint habe, er benötige es, um mit dem Geld die "Rädelsführer" der Bürgerinitiative ruhigzustellen - es ging um die geplante Müllverbrennungsanlage in Heiligenkreuz, die mittlerweile jedoch längst vom Tisch ist. Auch die Grünen - ebenfalls Gegner der Anlage - erinnern sich an ein Gespräch mit Simandl, bei dem er fragte, was man denn wolle, um den Widerstand aufzugeben, blickt Nationalratsabgeordnete und Umweltsprecherin Christiane Brunner zurück. 3. April 2013: Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwalt (WKStA) gibt bekannt, dass sie mittlerweile gegen 12 Personen ermittelt: Simandl, Schweifer, zwei Manager, ein Architekt sowie Ortner, ein Autohändler, vier Gastronomen und ein Steuerberater. Simandls Liechtenstein-Millionen sollen von zunächst 14 auf vier geschrumpft sein. Simandl soll von einem burgenländischen Autohändler einen Pkw im Wert von rund 40.000 Euro zur Privatbenutzung erhalten haben. Bezahlt wurde vom Ex-Begas-Chef jedoch nicht mit Geld - sondern in Form von Gas-Gutscheinen. Die vier Gastronomen sollen Simandl Restaurant-Gutscheine ausgestellt haben, die er dann privat konsumiert habe. Die Rechnungen sollen aber mit erfundenen Rechnungstexten an die Begas gegangen und vom Gasversorger auch bezahlt worden sein. 4. April: Simandl wird verhaftet 5. April: Der Richter verhängt U-Haft gegen Simandl. Die Haftprüfung wird für 5. Mai angesetzt. (APA/ORF/red)