Energieeffizienz : Poker um EU-Regulierung

Das Treffen in Brüssel hätte schlechter laufen können. Am 23. April stellte die EU-Kommission die weitere Roadmap bei der Umsetzung der Ökodesignrichtlinie für Werkzeugmaschinen vor. Nach wie vor stehen verpflichtende Energieeffizienzmaßnahmen für Maschinenbauer im Raum. Die Branche schoss zurück – sie brachte frühzeitig einen Antrag auf Selbstregulierung ein. Das Ziel: Das Kapitel Energieeffizienz den Marktkräften und nicht der Politik zu überlassen. Insofern lief das Treffen im April gut. Die EU-Politiker könnten sich eine Selbstregulierung „schon vorstellen“, ortete der Fachverband Maschinen- und Metallwarenindustrie FMMI grundsätzlich „Kompromissbereitschaft“. Doch leicht macht es die Kommission den Herstellerverbänden nicht gerade: „Jetzt fordert sie Meilensteine“, erzählt Martin Baminger vom FMMI. Sie pocht auf Zahlen für die Jahre 2014 bis 2025 – für die Herstellerverbände ein Spagat: „Wir müssen dokumentieren, welche jährlichen Energieeinsparpotentiale wir mit unserer Initiative schaffen“, so Baminger. Utopische EinsparzieleDas Problem: Kein Mensch wisse, „welche Stückzahlen in fünf Jahren verkauft werden“, sagt Martin Baminger. Fest steht: Der Energiebedarf aller metallverarbeitenden Maschinen in der EU wird mit jährlich 210 bis 320 Terawattstunden geschätzt – das stellt ein schönes Einsparpotential in Aussicht. Die jährliche Energiereduktion von zehn Prozent – ein Wert aus der Fraunhofer-Vorstudie – sei „aber völlig utopisch“, meint Baminger. Mit vier, fünf Prozent komme man der Sache „vermutlich näher“. Die Entscheidung, ob und welche Zahlen man der Kommission liefere, dürfte noch im Juni fallen. „Besser ein provisorischer Wert als gar keiner“, glaubt Baminger. Nur so bliebe für die Verbände die Chance auf die Selbstregulierung „intakt“, schätzt er. CECIMO schweben Checklisten für Maschinenbauer – eine Form der Selbstdeklaration – vor. Sie würde Maschinenkäufern mehr über die energetische Bilanz der Maschine verraten – „etwa übers Stehzeitenmanagement“, heißt es beim FMMI. Hier gehts weiter

Hersteller sollen von sich aus offenlegen, „wie sparsam ihre Maschinen sind“, erklärt Baminger die Eckpfeiler der Selbstregulierungsinitiative. Verpflichtende Effizienzsteigerungen für jede Maschine gibt es bei diesen „Checklisten“ also nicht. Immerhin: Das Gesprächsklima in den gemeinsamen Runden wird besser und besser. „Man glaubt langsam ans selbe“, heißt es in der Branche. Ein weiterer Grund, wieso CECIMO auf das Angebot der EU eingehen dürfte. Denn anfangs kritisierten nationale Verbände noch heftig, dass nicht nur Hersteller weniger energieeffizienter Maschinen zu einer Aufholjagd verdonnert würden. Die Methodik der Studie ließ die Möglichkeit offen, eine „prozentuelle Verbesserung für alle“ vorzuschreiben. „Bei Herstellern mit sehr sparsamen Maschinen wäre der Aufwand, ein paar zusätzliche Prozentpunkte aus ihren Maschinen zu quetschen, ungleich höher gewesen“, sagt Baminger. Vieles vom TischÜber zwei Jahre – bis zum heurigen Mai – nahmen sich die deutschen Auftragsforscher Zeit, Energieverbrauche und sich daraus ergebende Einsparpotentiale bei Industriemaschinen aufzudecken. Schon die ersten Kapitel der Studie brachten die Verbände auf die Barrikaden. Holzbearbeitungsmaschinen, Teile von Kunststoffverarbeitungsmaschinen – „es wurde zuerst alles in einen Topf geworfen“, erinnert sich Baminger. Der Geltungsbereich der Studie „wurde eindeutig zu weit gefasst“, hieß es auch beim Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken VDW. Viele Themen sind nun vom Tisch. Martin Bamingers Beobachtung: „Sie kamen davon ab, einzelne Maßnahmen über alle drüberzustülpen.“ Eine Entscheidung zugunsten einer EU-Reglementierung oder dagegen? Könnte schon zum Jahreswechsel kommen. Es bleibt spannend für Martin Baminger. Daniel Pohselt