Bilanz 2017 : Einstiege und Übernahmen: Die 5 größten Deals des Jahres von Chinesen in Österreich

Im Vorjahr haben Chinesen 58 Milliarden Dollar für Übernahmen europäischer Firmen gezahlt. Damit hat sich die aggressive Einkaufstour etwas abgebremst, trotzdem geht sie mit einem großen Volumen weiter. Und auch Betriebe in Österreich geraten in den Fokus.

Chinesen haben im Vorjahr 58 Milliarden Dollar für Übernahmen ausgegeben

Nach Zahlen des Unternehmensberaters Ernst & Young hat der Übernahmehunger chinesischer Investoren im Vorjahr in Europa nachgelassen. Nach dem Rekordjahr 2016 schrumpfte die Zahl der Akquisitionen um 20 Prozent auf 247, der Gesamtwert der Transaktionen sogar um ein Drittel auf 57,6 Mrd. Dollar (47 Mrd. Euro), so die Berechnungen von Ernst & Young

Anstieg in Österreich - gegen den Trend

Gegen diesen Trend gab es in Österreich einen leichten Anstieg. Fünf M&A-Transaktionen (Mergers & Acquisitions) tätigten chinesische Unternehmen im Vorjahr hierzulande. Im Jahr 2016 waren es nur drei gewesen.

Größter Deal war die Übernahme von Tele 2 durch den Hongkonger Telekomkonzern Hutchison Drei um rund 111 Mio. Dollar.

Für die vier weiteren Geschäfte wurden laut EY keine Zahlen veröffentlicht. Die Deals im Einzelnen:

Der Mischkonzern HNA übernahm mehrheitlich den Fondsanbieter C-Quadrat.

Die Haier Group stieg beim Kärntner Solarunternehmen GREENoneTEC ein.

In Wiener Neustadt schluckte die Wanfeng Aviation Industry Corporation die Luftfahrtfirma Diamond Aircraft.

In Grambach bei Graz übernimmt die PIA Automation Holding (Ningbo Joyson Electronic) den Automationsspezialisten M&R Automation.

"Österreich am Rande des Radars"

"Österreich befindet sich nach wie vor nur am Rande des Radars chinesischer Investoren" so EY-Expertin Eva-Maria Berchtold. Die einzelnen Transaktionen zeigten jedoch, dass die Chinesen auch hierzulande gezielt nach stark spezialisierten Betrieben und führenden Technologien Ausschau hielten.

Chinesen sechstgrößter ausländischer Investor in Österreich

China (inklusive Hongkong) ist derzeit der sechstgrößte Investor in Österreich, hinter Deutschland (mit Abstand die Nummer eins), der USA, der Schweiz, Frankreich und Schweden.

Sonst haben Investoren aus China ihre Aktivitäten aber fast überall in Europa zurückgefahren. "Die chinesischen Aufsichtsbehörden haben strengere Kontrollen für Übernahmen im Ausland eingeführt und Auflagen verabschiedet, um den Kapitalfluss ins Ausland zu kontrollieren", so Berchtold. Auch in Europa seien die Regulatoren strenger geworden, woran einige Deals gescheitert seien.

Aggressive Einkaufstour geht weiter- auf hohem Niveau

Dennoch erreichte die Zahl der Transaktionen 2017 den zweithöchsten Wert. Größter Deal war der Kauf von Logicor, der europäischen Lagerhaustochter des US-Finanzinvestors Blackstone, durch den chinesischen Staatsfonds China Investment Corporation für 13,7 Mrd. Dollar. Der Einstieg von CEFC China Energy bei der russischen Rosneft für 9,3 Mrd. Dollar belegte Platz zwei, gefolgt von der Übernahme des deutschen Energiedienstleisters ista durch die Cheung Kong Property Holding für 6,7 Mrd. Dollar.

Deutschland im Mittelpunkt

Das Top-Investitionsziel war weiterhin Deutschland mit 54 (68) Unternehmenskäufen bzw. -beteiligungen. Nummer zwei war Großbritannien, wo die Anzahl der Deals etwas weniger stark (von 47 auf 44) gesunken ist, gefolgt von Italien (24 nach 34) und Frankreich (22 nach 34). Was die investierten Summen betrifft, hatte Großbritannien mit fast 18 Mrd. Dollar (2016: 9,6 Mrd.) die Nase vorn. Nach Deutschland flossen 13,7 Mrd. (12,6 Mrd.) Dollar, nach Russland 11,1 Mrd. (1,1 Mrd.) Dollar.

Industriefirmen im Mittelpunkt

Das Hauptinteresse der Chinesen in Europa galt im Vorjahr Industriefirmen (79, davon 30 deutsche). Auch Technologiefirmen (32) und Finanzunternehmen (29) wurden häufig chinesisch.

(red/APA)