Konzernumbau : Neuer Bilfinger-Chef Utnegaard räumt auf

Im Mai gab Bilfinger bekannt, in diesem Bereich etwas tun zu müssen, verwies aber darauf, dass Entscheidungen erst unter dem im Juni antretenden neuen Vorstandschef Per Utnegaard fallen werden. Der Norweger hat seinen Vorstandsposten beim Schweizer Flughafendienstleister Swissport aufgegeben, um bei Bilfinger als oberster Krisenmanager anzutreten. Nun, zwei Wochen nach seinem Antritt, zieht der neue Chef schon die Notbremse: Der kriselnde Baukonzern hat den Verkauf seiner Sorgensparte Power beschlossen. Binnen eines Jahres soll das unter der Energiewende und dem sinkendem Ölpreis leidende Kraftwerksgeschäft mit seinen rund 11.000 Mitarbeitern veräußert werden, so Bilfinger.

"Rasch und ohne Verzögerungen handeln"

Die Verluste der Sparte sind offenbar noch größer als bisher angenommen, zudem drohen weitere Abschreibungen. "Da die Belastungen bei Power weiter zugenommen haben, wollten wir jetzt auch rasch ohne weitere Verzögerung handeln und den Verkaufsprozess starten", sagte Utnegaard im Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters.

Die verbleibenden Geschäftszweige Industrie- und Baugeschäft liefen dagegen besser. Die erhofften Synergien mit dem Bereich Power hätten sich leider nicht ergeben, sagte der Norweger. "Insofern erwarten wir auch keine Auswirkungen auf das sonstige operative Geschäft von Bilfinger." Bilfinger wird nach dem Verkauf des Kraftwerksgeschäfts noch 60.000 Mitarbeiter beschäftigen und einen Umsatz von voraussichtlich sechs Milliarden Euro erwirtschaften.

Power-Geschäft ist zu risikoreich

Power wird Bilfinger den Angaben zufolge vor allem im ersten Halbjahr einen operativen Verlust von 100 Millionen Euro einbrocken. Zusammen mit außerplanmäßigen Abschreibungen und Kosten schon begonnener Restrukturierungen werde das zu einem deutlichen Konzernverlust im ersten Halbjahr führen. Der Verkauf sei beschlossen worden, weil sich das Geschäft mit Kraftwerken oder Ölplattformen nur mit mehr Projektgeschäft im Ausland erholen könne, sagte Utnegaard. Doch das ist Bilfinger inzwischen zu risikoreich. Schon ab dem 30. Juni wird die Sparte als nicht fortzuführende Aktivität erfasst.

Für das verbleibende Industrie-, Bau- und Immobiliengeschäft erwartet der führende deutsche Gebäudedienstleister im ersten Halbjahr einen operativen Gewinn im mittleren zweistelligen Millionenbereich nach 87 Millionen Euro im Vorjahr. Bis zum Herbst will Utnegaard alle Geschäftsbereiche überprüfen. Bilfinger habe auch im Industriegeschäft Probleme im Öl- und Gassektor. Diese seienn jedoch nicht vergleichbar mit der Lage im Kraftwerksgeschäft, wo Bilfinger Anlagen konzipiert und wartet.

Um Verluste zu begrenzen, verkauft Bilfinger gleichzeitig seine restlichen Anteile am Baukonzern Julius Berger in Nigeria und Deutschland. "Insgesamt erwartet Bilfinger aus diesen Transaktionen einen Nettoverkaufserlös in Höhe von rund 100 Millionen Euro", hieß es. Dies werde zu etwa gleichen Teilen im zweiten und dritten Quartal anfallen. (apa/dpa)