Zulieferindustrie : VW-Zulieferstreit: Eine Gruppe aus Bosnien als wichtiger Player

Der Streit zwischen Volkswagen und zwei Zulieferern weitet sich massiv aus. Bei den Zulieferern handelt es sich um die sächsischen Firmen ES Automobilguss und Car Trim. ES stellt Getriebeteile her, Car Trim Sitzbezüge. Beide Firmen gehören zur Prevent-Gruppe. Allerdings taucht im Firmengeflecht auch Eastern Horizon Group Netherlands auf, eine Beteiligungsfirma aus Amsterdam. Mehr zur möglichen Rolle von Eastern Horizon und Prevent im Hintergrund des Konflikts zwischen Volkswagen und seinen zwei Zulieferern hier: Der VW-Zulieferstreit und die Drahtzieher - wie es wirklich gewesen sein könnte >>

Hintergründe zum Konzern Prevent

Die Prevent-Gruppe hat ihren Hauptsitz in Slowenien, produziert aber hauptsächlich in Bosnien, wo der Konzern rund 5.000 Leute beschäftigt. Haupteigentümer ist der Bosnier Nijaz Hastor.

Nijaz Hastor war laut der "Süddeutschen Zeitung" vor dem Bosnien-Krieg als Ingenieur in leitender Position bei Prevent in Sarajevo beschäftigt. Der Hersteller baute damals die Modelle Käfer und Golf für Volkswagen. Nach dem Krieg bekam Nijaz Hastor bei der Privatisierung den Zuschlag von Prevent und startete den Betrieb wieder.

Durch Zukäufe wuchs das Unternehmen ASA Prevent und beschäftigt eigenen Angaben zufolge heute international 12.000 Menschen. Der Umsatz betrug zuletzt, vor zwei Jahren, 529 Mio. Euro.

In Bosnien gehört das Unternehmen heute zu den größten des Landes. Einzelne Firmen der Gruppe beliefern heute die Autoindustrie, andere bauen auch Möbel und Jachten. Die Firmengruppe werde professionell und nach westlichen Managementmaßstäben geführt, so das "Manager Magazin" unter Berufung auf einen Kenner des Landes. Nijaz Hastor habe während seines Aufstiegs zu einem der reichsten Menschen Bosnien-Herzegowinas weder die Nähe zur Politik gesucht, noch die Aufmerksamkeit der Boulevardmedien.

Prevent hält auch mehrere Beteiligungen in Österreich

Auch in Österreich ist die Prevent Gruppe mit Zulieferfirmen vertreten. 2008 hat Prevent dem Automobilzulieferer Eybl, der Ausgleich anmelden musste, diverse Firmen abgekauft, so der "Standard". Heute gehört der Kremser Autotextilhersteller Eybl zur Prevent-Gruppe, dieser beliefert unter anderem VW und Audi.

Laut einem vor wenigen Wochen erschienenen Bericht der "Niederösterreichischen Nachrichten" steht bei Eybl in Krems eine Kündigungswelle bevor, bis zu 60 Personen sollen betroffen sein. Bei Eybl war vorerst niemand erreichbar. Die Eybl Austria GmbH setzte 2015 laut "FirmenCompass" 55 Mio. Euro um, bei einem EGT (Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit) von 3,12 Mio. Euro.

In Österreich gehört der Prevent-Gruppe laut "FirmenCompass" weiters die Lederfabrik Mattighofen (Oberösterreich). Hastor hat den Hersteller von Leder für Autos und Möbel 2011 nach deren Insolvenz übernommen. Zwischenzeitlich scheint der Betrieb eingestellt, für das Jahr 2015 wurde kein Umsatz mehr ausgewiesen, der Verlust betrug 15,9 Mio. Euro.

Eine weitere Beteiligung der Prevent Austria GmbH ist die Erlenbruch TVG GmbH. Der im Firmenbuch aufscheinende Geschäftsführer des Unternehmens mit Sitz in Gmünd sagte dem "Standard", dass er sich schon vor Jahren aus dem Unternehmen zurückgezogen habe.

(apa/red)