Top 15 Pharma- und Biotech : Pharma- und Biotech: Österreichs Big Player

Es gibt auch Branchen, die ihre Produktion erheblich steigerten. Etwa wurde 2024 in der beschäftigungsintensiven Branche der Pharmazeutischen Erzeugnisse um 40 Prozent mehr hergestellt als noch 2021. Zuletzt wurde kräftig investiert.
- © Kadmy - stock.adobe.comAktive Mitgliedschaft erforderlich
Das WEKA PRIME Digital-Jahresabo gewährt Ihnen exklusive Vorteile. Jetzt WEKA PRIME Mitglied werden!

Es gibt auch Branchen, die ihre Produktion erheblich steigerten. Etwa wurde 2024 in der beschäftigungsintensiven Branche der Pharmazeutischen Erzeugnisse um 40 Prozent mehr hergestellt als noch 2021. Zuletzt wurde kräftig investiert.
- © Kadmy - stock.adobe.com
Sie haben bereits eine PRIME Mitgliedschaft?
Bitte melden Sie sich hier an.
Pharma- und Biotech: Österreichs Big Player
Die Industrie in Österreich befindet sich in der Rezession, seit insgesamt drei Jahren sinkt die Produktion. Doch nicht alle Branchen leiden gleichermaßen, heißt es in einer Analyse des arbeitnehmervertretungsnahen Momentum Instituts. Am stärksten trifft die Krise demnach Industriezweige, die vom Bau abhängen oder verteuerte Energie brauchen. Ein hoher Lohnkostenanteil habe hingegen "keine klare Wirkung".
Gewinner und Verlierer
Der Dreijahresvergleich zeigt den größten Einbruch im Bergbau. 2024 wurde ein Viertel weniger produziert als noch 2021. Das kann laut Institut durch die Abhängigkeit von der Bauwirtschaft, bei einem gleichzeitig hohen Energieverbrauch erklärt werden. Den zweitstärksten Einbruch mit jeweils rund minus 15 Prozent weisen die Branchen Textilien (beschäftigungsintensiv), Kokerei (energieintensiv) und Glas (beschäftigungs- und energieintensiv) auf. Die Produktion von Holz- und Flechtwaren brach um 14 Prozent ein - auch diese Branche hat einen hohen Energieverbrauch und ist von der Bauwirtschaft abhängig. Metallerzeugnisse sind um 11 Prozent eingebrochen und ist ein Industriezweig mit vielen Beschäftigten bzw. hohen Löhnen. Auch bei den beiden energieintensiven Branchen der Chemischen Erzeugnisse (-10 Prozent) sowie bei Papier und Pappe (-8 Prozent) und der beschäftigungsintensiven Möbelbranche (-7 Prozent) brach die Produktion deutlich ein.
Demgegenüber gibt es auch Branchen, die ihre Produktion erheblich steigerten. Etwa wurde 2024 in der beschäftigungsintensiven Branche der Pharmazeutischen Erzeugnisse um 40 Prozent mehr hergestellt als noch 2021. Zuletzt wurde kräftig investiert. Die spannendsten Projekte.
Octapharma erweitert
Das auf die Herstellung von Arzneimitteln aus menschlichem Plasma spezialisierte Schweizer Unternehmen Octapharma hat seinen Standort in Wien-Favoriten massiv ausgebaut. Am Mittwoch wurde der Erweiterungsbau der Öffentlichkeit präsentiert, der die Kapazitäten für Sichtkontrolle, Verpackung und Logistik stark erhöhen soll. Insgesamt 200 Mio. Euro wurden in den Ausbau gesteckt, auch in den nächsten Jahren sollen weitere Millionen in den Betrieb investiert werden. Der Spatenstich erfolgte im September 2023, in rund 15 Monaten wurde der Ausbau fertiggestellt. Die Bereiche Sichtkontrolle, Verpackung und Logistik wurden so von 2.800 auf insgesamt 6.300 Quadratmeter mehr als verdoppelt. Die Produktion soll so um 50 Prozent erhöht werden - auch, um der "steigenden Nachfrage nach Plasmaprodukten Rechnung zu tragen", sagte die Geschäftsführerin Barbara Rangetiner. Zuletzt hatte Octapharma von 2019 bis 2021 ein neues Produktionsgebäude mit einem Investitionsvolumen von 142 Mio. Euro errichtet.
Rang | Firmenname (inkl. rechtlicher Geschäftsform) | Eigentumsverhältnisse | Umsatz 2023 | Ver in % | Mitarbeiter 2023 |
1 | Boehringer Ingelheim RCV GmbH & Co KG | Unbeschränkt haftender Gesellschafter: Boehringer Ingelheim RCV GmbH; Kommanditist (Summe der Hafteinlagen: EUR 9.450.000,00) Boehringer Ingelheim Europe GmbH Deutschland (Hafteinlage: EUR 9.355.525,32); Boehringer Ingelheim International GmbH Deutschland (Hafteinlage: EUR 94.474,68) | 2.445,60 | 18,27 | 3.520 |
2 | Sandoz GmbH | Gesellschafter: Sandoz Austria GmbH (Anteil: 99,9908 %), Sandoz AG , Schweiz (Anteil: 0,0092 %) | 1.535,1 | k.A. | 3895,0 |
3 | Takeda Gruppe 1) | Gesellschafter: Takeda GmbH , Deutschland (Anteil: 73,5389 %); Takeda Pharmaceuticals International AG , Schweiz (Anteil: 26,4611 %) | 1502,6 | k.A. | k.A. |
4 | Novartis Austria Gruppe | Gesellschafter: Novartis AG (100%) | 1.426,0 | -47,5 | 3.310 |
5 | Kwizda Holding GmbH | Gesellschafter: Kwizda Beteiligungs GmbH (Anteil: 99,8 %), EPSILON Privatstiftung (Anteil: 0,1 %); K.A. Privatstiftung (Anteil: 0,1 %) | 1.364,0 | k.A. | 1.527 |
6 | Fresenius Kabi Austria GmbH | Gesellschafter: Fresenius Kabi Deutschland GmbH , Deutschland (Anteil: 99,87 %); Fresenius Kabi Aktiengesellschaft , Deutschland (Anteil: 0,13 %) | 807,3 | k.A. | 1.477 |
7 | Richter Pharma AG | "Aktionär: Fritsch-Richter Pharmazeutika Gesellschaft m.b.H. (Anteil: 89 %), Gestüt Pramwaldhof GmbH (Anteil: 10 %), Fritsch Florian, Mag., geb. 01.07.1955 (Anteil: 1 %) | 769,0 | 12,7 | 402 |
8 | Chemo AG | Alleinaktionär: Lucidum GmbH | 612,1 | k.A. | 128 |
9 | Jacoby Holding GmbH | Gesellschafter: Jacoby Privatstiftung (Anteil: 50 %), Unterkofler Privatstiftung (Anteil: 50 %) | 485,2 | 4,3 | 660 |
10 | SANOVA Pharma GesmbH | Gesellschafter: Herba Chemosan Apotheker-AG (Anteil: 100 %) | 381,0 | 7,7 | 181 |
11 | Roche Austria GmbH | Gesellschafter: Roche Pharmholding B.V. , Niederlande (Anteil: 99 %), PHAOR AG , Schweiz (Anteil: 1 %) | 379,0 | 5,7 | 500 |
12 | Octapharma Pharmazeutika Produktionsgesellschaft m.b.H. | "Gesellschafter: Octapharma AG , Schweiz (Anteil: 98 %), Biogamma AG , Schweiz (Anteil: 2 %) | 356,0 | 20,0 | 1.397 |
13 | Merck Sharp & Dohme Gesellschaft m.b.H. | Gesellschafter: MSD Human Health Holding B.V. , Niederlande (Anteil: 100 %) | 341,4 | 36,7 | 171 |
14 | Patheon Austria GmbH & CoKG | "Unbeschränkt haftender Gesellschafter: Patheon I Holding GmbH, vertritt seit 21.12.2000 selbständig | 280,0 | 1,8 | 835 |
15 | Janssen-Cilag Pharma GmbH | Gesellschafter: Johnson & Johnson Holdings (Austria) GmbH (Anteil: 96 %); Janssen Pharmaceutica N.V. , Belgien (Anteil: 2,3193 %); Cilag Holding AG, Zug,Schweiz , Schweiz (Anteil: 1,6807 %) | 284,4 | k.A. | 167 |
* 2023, Quelle: Unternehmen; Firmenbuch | |||||
1) | Einordnung nach Vorjahr. Alle rechtlichen Einheiten in Österreich. | ||||
Weltweite Nachfrage nach Plasmaprodukten steigt
Zur Untermauerung führte der Pharmabetrieb eine Studie eines US-Marktforschungsunternehmens an. Der internationale Markt für Plasmafraktionierung - ein Verfahren zur Gewinnung von Proteinen aus menschlichem Blutplasma - wird demnach von aktuell 35,2 Mrd. auf 62,8 Mrd. US-Dollar in den kommenden acht Jahren wachsen. Zurückzuführen sei dies unter anderem auf die globale Zunahme von Personen mit Blutungsstörungen, deren Anzahl sich laut der World Federation of Hemophilia von 280.000 (2013) auf 465.000 (2023) erhöhte. "Die Produkte werden weltweit nachgefragt", so Alexander Herzog, Generalsekretär des Verbandes der pharmazeutischen Industrie Österreichs. Hierzulande trage die pharmazeutische Industrie rund drei Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Auch in den anderen Bundesländern sei die Pharmaindustrie stark vertreten, unter anderem in Tirol. Aktuell sind 1.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Wiener Standort von Octapharma tätig - es ist der weltweit größte des Unternehmens mit insgesamt 31 Niederlassungen. Ein Großteil der Produktionen wird exportiert, etwa nach China, in die USA oder nach Indonesien. Der Erweiterungsbau in Wien sei geschaffen worden, um Produktionsausfälle zu verhindern. Derzeit erfolgt die Sichtungskontrolle, also die optische Prüfung der Arzneimittel auf Fehler, noch halbautomatisch, ab 2027 soll dann ein Vollautomat für die visuelle Unterstützung kommen.
Weitere Produktlinie in Planung
Auch künftig soll in den Standort investiert werden. So ist laut Rangetiner etwa eine weitere Produktlinie in Planung. Zudem habe die AGES, die österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit, den Betrieb wegen der nun strengeren Regularien kürzlich inspiziert. Infolgedessen müsse unter anderem bei der Flaschenbefüllung nachjustiert werden. In etwa 170 bis 180 Mio. Euro sollen "in den nächsten fünf bis acht Jahren" bereitgestellt werden.
Sandoz investiert für neuen Wirkstoff
Der Generika-Hersteller Sandoz investiert einmal mehr kräftig in seinen Tiroler Standort in Kundl (Bezirk Kufstein). Für die Produktion eines neuen Antibiotikawirkstoffs wird die bestehende Produktionsanlage um rund zwölf Mio. Euro ausgebaut. Damit erhöht der Pharmakonzern seine jährliche Produktionsmenge um 200 Tonnen auf insgesamt 4.400 Tonnen, hieß es am Donnerstag in einer Aussendung. Der neue Wirkstoff zeichne sich durch seine hohe Wirksamkeit als Erstlinienbehandlung bei bakteriellen Infektionen - wie etwa Erkrankungen der Atemwege, des Magen-Darm-Trakts, der Harnwege oder der Haut - aus. Das Breitbandantibiotikum minimiere gleichzeitig das Risiko der Entwicklung antimikrobieller Resistenzen, teilte das Unternehmen mit. Ein "Schlüsselelement" bei der Produktion des neu eingeführten Wirkstoffs komme in Kundl bereits seit Herbst 2023 zum Einsatz. Damals wurde eine neue Wirkstoffproduktionsanlage eröffnet, die zuvor um 150 Mio. Euro zur Verbesserung der Penicillin-Herstellung errichtet worden war.

Entdecken Sie jetzt
- Lesen
- Videos
-
Podcasts
- Rosenbauer: Feuerwehr-Riese bekommt neuen CEO – warum Sebastian Wolf gehen muss | INDUSTRIEMAGAZIN 16.04.2025
- KTM-Sanierung: Pierer zieht sich zurück – übernimmt Bajaj jetzt das Steuer? | INDUSTRIEMAGAZIN 09.04.2025
- VW, Stellantis: Wer gewinnt im Überlebenskampf der Autoindustrie? | INDUSTRIEMAGAZIN 02.04.2025
Letzte Antibiotika-Produktionsstätte in Europa.
"Die Investition in einen für Kundl neuen Antibiotikawirkstoff stärkt unseren Standort sowie unsere Position als führender Antibiotikahersteller in Europa - entlang der gesamten Wertschöpfungskette, vom Wirkstoff bis zur fertigen Tablette", sagte Werksleiterin Stephanie Jedner. Mit 240 Mio. Arzneimittelpackungen könnte man den gesamten europäischen Bedarf an Antibiotika decken.
Novartis eröffnete in Tirol "schnellste" Antikörper-Produktionsanlage
Der Pharmakonzern Novartis hat am Standort Schaftenau in Tirol (Bezirk Kufstein) eine neue Zellkulturanlage für monoklonale Antikörper eröffnet. Es handle sich bei der 250 Mio. Euro teuren Anlage CC2Plus um die "schnellste und effizienteste Wirkstoffproduktionsanlage auf Zellkulturbasis" von Novartis - ein "Meilenstein", hieß es am Montag bei einer Pressekonferenz. Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) sah einen "guten Tag" für eine Schlüsselindustrie. Mit der neuen Anlage sei etwa "170 Prozent mehr Output" möglich, erläuterte Standortleiter Roland Gander. Damit könnten alleine an diesem Standort jährlich 14 Tonnen reiner Antikörper produziert werden - eine Zahl, die vor kurzem noch als "utopisch" gegolten habe. Auch europaweit sei man damit einer der größten Produktionsstandorte in der Industrie. Zusammen mit der Schwesteranlage in Kundl, die plangemäß im Herbst nächsten Jahres eröffnet werden soll, gebe Novartis jedenfalls ein "riesiges Bekenntnis" für den Standort Tirol ab. Antikörper wie jene in Schaftenau produzierten seien für Medikamente besonders in der Immunologie, Onkologie und gegen Autoimmunerkrankungen zentral, hieß es.
Stolz
Das alles erfülle ihn mit Stolz, bekannte Kuntal Baveja, Präsident von Novartis Austria. Man tue als führendes Pharmaunternehmen im Land alles daran "die Bürde von schweren Krankheiten in der Welt zu lindern". Man fokussiere sich dabei auf Biopharmazeutika, denn diese würden "neue Möglichkeiten in der Medizin eröffnen, wo herkömmliche Medikamente und Therapien an ihre Grenzen stoßen." Dabei verwies Baveja auf insgesamt mehr als zwei Milliarden an Investitionen in Österreich in den vergangenen zehn Jahren. Man beschäftige 3.300 Mitarbeiter und erziele einen Umsatz von mehr als einer Milliarde Euro.
Die Politik bemühe sich, die geeigneten Rahmenbedingungen für "Schlüsselindustrien" wie den Pharma- oder Life-Science-Bereich zu schaffen, betonte indes Kocher. Es sei zentral, Forschung und Produktion an einem Standort zu halten - auch für die "Souveränität" und in Krisenzeiten. Forschung und Entwicklung seien jedenfalls als "Motor der wirtschaftlichen Entwicklung" zu sehen. Dementsprechend wolle man auch in diesem Bereich investieren.
Neue Jobs
Mit der Erweiterung der Produktionsanlagen in Kundl und Schaftenau um jeweils 250 Mio. Euro entstünden 350 neue Arbeitsplätze, hatte es bereits bei der Präsentation der Pläne Mitte Februar des heurigen Jahres geheißen. Die Bauzeit der neuen Anlage in Schaftenau betrug zwei Jahre - sie hatte sich bei der Präsentation bereits im Bau befunden. Bei dem nun eröffneten CC2Plus handelte es sich um den zweiten Bauteil der Anlage, bereits 2022 war der Bauteil CC2 in Betrieb genommen worden. Insgesamt verfügt die Zellkulturanlage über eine Fläche von 13.500 Quadratmeter. Der Schweizer Pharmakonzern Novartis beschäftigt österreichweit 3.300 Menschen, davon 3.000 in Tirol. Nach der kürzlich von der EU-Kommission bewilligten Bevorratungsverordnung des Gesundheitsministeriums gefragt, meinte Baveja indes, man sei sich bewusst, dass sich auch Novartis-Produkte auf der Liste der betroffenen Medikamente befinden würden. Man habe in der Vergangenheit jedoch kaum Probleme mit der Verfügbarkeit gehabt - 99 Prozent des Portfolios seien durchgehend verfügbar gewesen. Darauf sein man durchaus stolz, so der Novartis Österreich-Präsident. Sollte sich einmal ein "Flaschenhals" ergeben, würde man diesen mit höchster Dringlichkeit beheben.
