Europa Seltene Erden Abhängigkeit : Seltene Erden-Alarm: Deal mit China löst nicht Europas größte Rohstoffsorge

Molten chloride salts, crystals and crystallized rare earth sediments, chemicals used in industry for the production of various industrial items, in petri dishes

Chinas Marktmacht bei Seltenen Erden bleibt trotz politischer Zugeständnisse ein Risiko für Europas Industrie und Energiewende.

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Nach den jüngsten Handelsgesprächen zwischen China und der EU-Kommission gibt es vorerst positive Signale: Die von China angekündigte Aussetzung der Ausfuhrbeschränkungen für Seltene Erden gilt laut EU-Handelskommissar Maroš Šefčovič auch für Europa. Trotz dieser Entwicklung bleibt die Sorge um die Versorgungssicherheit bestehen. Fachleute betonen, dass Europa dringend mehr finanzielle Mittel bereitstellen und eine spezialisierte Kommission einsetzen müsse, um eine stabile Versorgung mit strategisch wichtigen Rohstoffen wie Lithium zu gewährleisten.

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Lithium-Förderung: EU plant eigene Produktion bis 2030

Lithium bildet die Basis für Lithium-Ionen-Batterien, die nahezu in allen Smartphones, Laptops und Elektrofahrzeugen weltweit verbaut sind. Diese Batterien sind Teil einer sensiblen Wertschöpfungskette, die größtenteils unter chinesischer Kontrolle steht – von der Aufbereitung des Rohstoffs bis hin zur Produktion der Endprodukte. Etwa 85 Prozent der globalen Batterieherstellung entfallen auf China. Europas Bemühungen um den Ausbau erneuerbarer Energien und Elektromobilität machen den Kontinent besonders verwundbar gegenüber Störungen in diesen Lieferketten.

>>> Seltene Erden: Wie China seine Macht als Lieferant ausspielt

Die Hauptförderländer für Lithium sind Australien, Chile und China. Aufgrund dieser begrenzten geografischen Verteilung zählt die EU Lithium zu den sogenannten kritischen Rohstoffen. Um ihre Abhängigkeit zu reduzieren, hat die EU im Jahr 2024 den Critical Raw Materials Act verabschiedet. Dieser sieht vor, dass bis 2030 mindestens zehn Prozent des jährlichen Lithiumbedarfs innerhalb Europas gedeckt werden sollen. Fachleute sehen jedoch Nachholbedarf bei der Finanzierung. Die European Initiative for Energy Security plädiert daher für den Aufbau eines europäischen Netzwerks, das Investitionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette koordiniert.

Blick in eine Mine 

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Natrium-Ionen-Batterien statt Lithium: Ist Europas Industriepolitik noch zeitgemäß?

Während Europa noch nach geeigneten Strategien und Finanzierungsmöglichkeiten sucht, schreitet andernorts die technische Entwicklung zügig voran. „Mit Lithium-Projekten läuft Europa Gefahr, die Schlachten von gestern zu schlagen“, warnt Misha Glenny, Direktor des Instituts für die Wissenschaften vom Menschen. Der chinesische Hersteller CATL plant ab 2026 die Serienfertigung von Natrium-Ionen-Batterien, die als kostengünstiger, sicherer und unempfindlicher gegenüber Temperaturschwankungen gelten. Glenny fordert daher, dass innerhalb von sechs Monaten eine europäische Expertenkommission eingerichtet wird, um zu prüfen, „ob die EU ihre Industriepolitik anpassen sollte“.