Kranhersteller : Palfinger trotzt Auftragsflaute: Weniger Umsatz aber mehr Gewinn

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Der börsennotierte Salzburger Kranhersteller Palfinger kämpft in seinen europäischen Kernmärkten Deutschland, Frankreich und Skandinavien mit einer Auftragsflaute.

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Der börsennotierte Salzburger Kranhersteller Palfinger steht in seinen wichtigsten europäischen Märkten Deutschland, Frankreich und Skandinavien vor Herausforderungen aufgrund einer Auftragsflaute. Im ersten Halbjahr 2024 sank der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 3,3 Prozent auf 1,175 Milliarden Euro. Trotz dieses Rückgangs erzielte das Unternehmen einen Konzerngewinn von 68,3 Millionen Euro, was einer Steigerung von 7,9 Prozent entspricht. Aufgrund der schwachen Auftragslage in Europa wird die Produktionskapazität verringert.

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Das operative Ergebnis (EBIT) blieb im ersten Halbjahr mit 112,2 Millionen Euro nahezu unverändert (+0,8 Prozent). Auch das EBITDA (Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen) zeigte sich mit 156,4 Millionen Euro (-0,9 Prozent) stabil.

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Positives Marktumfeld in Nordamerika

n den Hauptmärkten Europas, insbesondere in Deutschland, Frankreich und Skandinavien, erlebt der Kranhersteller erhebliche Herausforderungen. Die Ursache liegt in der konjunkturellen Entwicklung und der Flaute in der Bauwirtschaft. "Der Auftragseingang ist aufgrund der Gesamtsituation, speziell der Bauwirtschaft in Deutschland, Frankreich und Skandinavien, nach wie vor auf einem sehr niedrigen Niveau", sagte Finanzvorstand Felix Strohbichler auf der Halbjahrespressekonferenz am Freitag. Auch die geopolitische Lage mit dem Krieg in der Ukraine verschärft die schwierige Situation.

Auf dem nordamerikanischen Markt berichtete Palfinger am Freitag von einer hohen Nachfrage nach Servicekranen und Mitnahmestaplern. Die stabile Wirtschaftslage sowie Investitionen in die Infrastruktur schaffen ein positives Marktumfeld, was zu einer deutlich gesteigerten Profitabilität führte. Auch in Indien verzeichnete Palfinger gute Zuwächse, wobei das Land als Zukunftsmarkt betrachtet wird. In China hingegen bleibt eine Erholung weiterhin aus.

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In Südeuropa, insbesondere in Spanien, Portugal, Italien und Griechenland, entwickelt sich das Geschäft weiterhin positiv, was auf starken Tourismus und Infrastrukturprojekte zurückzuführen ist. "Die Palfinger AG hat frühzeitig begonnen, sich auf langfristig deutlich volatilere Verhältnisse einzustellen", erklärte Palfinger-CEO Andreas Klauser laut Mitteilung. "Eine wesentliche Rolle spielt der Produktmix und die globale Aufstellung, die sich im 1. Halbjahr 2024 als wesentlicher Resilienzfaktor erwiesen haben. Die Märkte für Hubarbeitsbühnen sowie für Offshore- und Marinekrane zeigten sich stabil."

Für das Gesamtjahr wird ein leichter Umsatzrückgang im Vergleich zu 2023 (Umsatz: 2,446 Milliarden Euro) prognostiziert. Die EBIT-Prognose liegt bis zu 20 Prozent unter dem Rekordwert des Jahres 2023 (EBIT: 210,2 Millionen Euro). Palfinger hat sich für 2027 das Ziel gesetzt, einen Umsatz von 3,0 Milliarden Euro bei einer EBIT-Marge von 10 Prozent und einem ROCE (Rendite des eingesetzten Kapitals) von 12 Prozent zu erreichen.

Aktuell ist kein großer Stellenabbau geplant.
Andreas Klauser

Produktion in Europa drosseln

Die Bestände an Fertigwaren bleiben hoch, ein Thema, das Palfinger seit zwei Jahren intensiv beschäftigt. Daher plant das Unternehmen, die Produktion in Europa zu drosseln und die Produktionskapazität insbesondere in der zweiten Jahreshälfte zu reduzieren. Dies soll durch flexible Arbeitszeitmodelle, die Verlängerung des Betriebsurlaubs um eine Woche sowie die Anpassung der Personalstände und das Nicht-Nachbesetzen freigewordener Stellen erreicht werden, erklärte Palfinger-CEO Andreas Klauser.

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Ein Modell beinhaltet beispielsweise eine Reduktion der Arbeitszeit auf 80 Prozent bei 90 Prozent Gehalt. Die Maßnahmen seien mit dem Betriebsrat abgestimmt. "Aktuell ist kein großer Stellenabbau geplant", stellt Klauser auf Nachfrage klar. In die Stammmannschaft an den österreichischen Standorten werde nicht eingegriffen, ein bedeutender Flexibilitätsfaktor sei jedoch die Leiharbeit: "Hier arbeitet natürlich ein Teil derzeit nicht aktiv bei uns."

"Wir müssen das Inventar zurückfahren, wir müssen die Lagerbestände verringern, es wäre nicht sinnvoll, maximal zu produzieren", sagte Klauser. Andererseits liege ein Schwerpunkt darauf, die Auftragseingänge zu steigern. Dazu habe das Unternehmen bedeutende Vertriebsaktivitäten initiiert.

„Man muss nicht alles besitzen.“

An über 30 Standorten weltweit produziert das Technologieunternehmen Palfinger. CEO Andreas Klauser zieht dabei alle Register, um die Komplexität zu managen: Eine Option ist die Verkürzung der Lieferketten. Außerdem hat das Unternehmen Aufmerksamkeit erregt, indem es die Verflechtung seiner Kreuzbeteiligung mit dem chinesischen Unternehmen Sany gelöst hat; die Chinesen hatten bereits zehn Prozent der Anteile. Das Unternehmen trifft auch Make-or-Buy-Entscheidungen.

„Man muss nicht alles besitzen“, sagt Klauser und fügt hinzu, dass man sich gelegentlich einen Partner suche, der es genauso gut oder sogar besser kann. „Dann sind wir froh, die Risiken ausblicken zu können“, erklärt er. Laut Klauser sei die Welt volatiler geworden und habe an Geschwindigkeit zugelegt, was an den Dynamiken der heutigen Zeit, der KI, der Vernetzung und der Jugend liege, die Tempo als Privileg betrachtet. Um den vielfältigen Herausforderungen zu begegnen, „braucht auch unser Unternehmen noch mehr Speed“, so Klauser.

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Andreas Klauser auf der Bühne des Industriekongress 2024 - © Matthias Heschl