Höhere Umsätze bei Fasern : Nach Suzano-Einstieg: Lenzing operativ besser, aber mehr Nettoverlust

Lenzing

Der börsennotierte Faserhersteller Lenzing hat sich in den ersten drei Quartalen bei leicht gestiegenem Umsatz operativ deutlich verbessert, unterm Strich aber 111,1 Mio. Euro Verlust gemacht - nach minus 96,7 Mio. Euro in den ersten drei Quartalen 2023.

- © FRANZ NEUMAYR

Steueraufwand durch Suzano-Beteiligung belastet Nettoergebnis

„Die Lenzing Gruppe setzt ihren Erholungskurs kontinuierlich fort“, sagt Rohit Aggarwal, Vorstandsvorsitzender der Lenzing Gruppe. „Wir sorgen weiterhin für ein striktes Kostenmanagement und fokussieren auf die Stärkung unseres globalen Vertriebs. Gleichzeitig passen wir unsere Unternehmensorganisation an die veränderten Marktbedingungen an und stärken damit die Positionierung der Lenzing Gruppe als führenden integrierten Faserkonzern.“

Die Erholung der für Lenzing relevanten Märkte schreitet nur schleppend voran. Während die Faserverkaufsmenge im Beobachtungszeitraum weiter stieg, verharrten die Faserpreise auf einem niedrigen Niveau. Die Rohstoff- und Energiekosten blieben erhöht und auch die Logistikkosten stiegen signifikant an. Die Umsatzerlöse stiegen in den ersten drei Quartalen 2024 um 5 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres auf EUR 2 Mrd. Diese Steigerung ist primär auf höhere Umsätze bei Fasern (+10,9 Prozent) zurückzuführen.

>>> Innovationskraft als Wettbewerbsvorteil: Das sind Österreichs innovativste Unternehmen

Die operative Ergebnisentwicklung war im Wesentlichen durch die positiven Effekte des Performance-Programms geprägt. Das Betriebsergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) stieg in den ersten drei Quartalen 2024 um 20,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf EUR 263,7 Mio. Die EBITDA-Marge erhöhte sich von 11,7 auf 13,5 Prozent. Das Betriebsergebnis (EBIT) lag bei EUR 38,3 Mio. (nach minus EUR 10,5 Mio. in den ersten drei Quartalen 2023) und die EBIT-Marge betrug 2 Prozent (nach minus 0,6 Prozent in den ersten drei Quartalen 2023). Das Ergebnis vor Steuern (EBT) lag bei minus EUR 33,4 Mio. (nach minus EUR 86,9 Mio. in den ersten drei Quartalen 2023).

Lenzing Gruppe
Rohit Aggarwal, Vorstandsvorsitzender der Lenzing Gruppe - © Lenzing Gruppe

Absinken der Beteiligungsquote der B&C Holding

Das Nettoergebnis verschlechterte sich aufgrund eines Steuereffekts auf minus EUR 111,1 Mio. (nach minus EUR 96,7 Mio. in den ersten drei Quartalen 2023). Der Steueraufwand belief sich in den ersten drei Quartalen 2024 auf EUR 77,7 Mio. (nach EUR 9,8 Mio. in den ersten drei Quartalen 2023). Dies war insbesondere auf das Ausscheiden aus der österreichischen Steuergruppe infolge des Absinkens der Beteiligungsquote der B&C Holding Österreich GmbH (Gruppenträger) unter 50 Prozent zurückzuführen.

Im Zuge dessen hat die Lenzing Gruppe gemäß dem Gruppenumlagevertrag eine Steuerumlage an den Gruppenträger in Höhe von EUR 25,8 Mio. zu leisten, welche im dritten Quartal aufwandswirksam erfasst wurde. Darüber hinaus wurde der Steueraufwand durch die Wertberichtigung von Steueraktivposten einzelner Konzernunternehmen und durch Währungseffekte aufgrund der Umrechnung von Steuerposten von der lokalen in die funktionale Währung beeinflusst.

Lenzing setzt Performance-Programm erfolgreich um

Seit Ende 2022 setzt die Lenzing-Gruppe Maßnahmen zur Kostensenkung und hat darauf aufbauend ein umfassendes Performance-Programm mit dem übergeordneten Ziel einer langfristig deutlich gesteigerten Widerstandsfähigkeit gegen Krisen und einer höheren Agilität bei Marktveränderungen entwickelt.

>>> Suzano sichert sich nach Einstieg bei Lenzing zwei Aufsichtsratssitze

Nico Reiner, Chief Financial Officer der Lenzing Gruppe: „Die Umsetzung unseres Performance-Programms liegt derzeit deutlich über Plan. Die Programminitiativen haben eine Verbesserung des EBITDA und die Generierung von Free Cashflow durch eine gesteigerte Profitabilität sowie nachhaltige Kostenexzellenz zum Ziel. Wir erwarten jährliche Einsparungen von mehr als EUR 100 Mio., wovon über 50 Prozent schon ab diesem Geschäftsjahr wirksam sein werden.“

Lenzing Gruppe
Nico Reiner, Chief Financial Officer der Lenzing Gruppe - © Lenzing Gruppe

Änderungen im Vorstand und im Aufsichtsrat

Lenzing gab im Berichtszeitraum 2024 auch personelle Veränderungen im Vorstand bekannt. Rohit Aggarwal übernahm zum 1. September 2024 die Position des CEO. Stephan Sielaff, bisheriger CEO des Unternehmens, schied im gegenseitigen Einvernehmen mit dem Aufsichtsrat per Ende August 2024 aus der Lenzing AG aus. Rohit Aggarwal ist Betriebswirt mit Schwerpunkt Strategie und verfügt über jahrzehntelange Erfahrung in leitenden Positionen in der Textil- und Chemieindustrie. Walter Bickel wurde als Vorstandsmitglied und Chief Transformation Officer der Lenzing AG bis Ende 2025 ernannt.

Die außerordentliche Hauptversammlung der Lenzing AG wählte Marcelo Feriozzi Bacci (bis zur ordentlichen Hauptversammlung, die über das Geschäftsjahr 2028 beschließt), Carlos Aníbal de Almeida Junior (bis zur ordentlichen Hauptversammlung, die über das Geschäftsjahr 2028 beschließt) und Markus Fürst (bis zur ordentlichen Hauptversammlung, die über das Geschäftsjahr 2028 beschließt) neu in den Aufsichtsrat. Damit setzt sich der Aufsichtsrat der Lenzing AG wieder aus zehn von der Hauptversammlung gewählten Mitgliedern zusammen. Christian Bruch war nach der letzten Hauptversammlung als Aufsichtsratsmitglied zurückgetreten. Weiters hatten Nicole van der Elst Desai und Melody Harris-Jensbach ihre Aufsichtsratsmandate vorzeitig zurückgelegt.

Die B&C Gruppe und der brasilianische Zellstoffproduzent Suzano S.A. hatten eine langfristige Partnerschaft im Zusammenhang mit der Mehrheitsbeteiligung an Lenzing unterzeichnet. Im Rahmen dieser Vereinbarung hatte Suzano S.A. von der B&C Gruppe einen Anteil von 15 Prozent an der Lenzing AG übernommen. Suzano S.A. ist der weltgrößte Zellstoffproduzent mit Sitz in São Paulo und erzielte zuletzt einen Jahresumsatz von umgerechnet mehr als 7 Mrd. Euro.