2015 schlossen sich Krauss-Maffei Wegmann und Nexter zusammen. Ziel war es, die Kräfte der beiden größten europäischen Hersteller schwerer Landsysteme zu bündeln und so international wettbewerbsfähiger zu werden. Die KNDS Holding fungiert bis heute als Dachkonstruktion, darunter arbeiten die beiden Unternehmen weitgehend eigenständig weiter – mit eigenen Produkten, Prozessen und Unternehmenskulturen. Erst 2024 wurden zumindest die Markennamen angeglichen: Aus KMW und Nexter wurden KNDS Deutschland und KNDS Frankreich.
Obwohl die Holding nach außen als Einheit auftritt, zeigt der Blick auf die großen Programme, dass Integration bislang eher Anspruch als Realität ist. Der Leopard 2 etwa wird nach wie vor mit zentralen Komponenten von Rheinmetall gebaut – Kanone, Feuerleittechnik und Munition stammen aus Düsseldorf. Damit liegt das Herzstück eines Kernprodukts nicht bei KNDS selbst, sondern beim Rivalen, mit dem man zugleich kooperieren und konkurrieren muss. Auch beim milliardenschweren Auftrag zur Digitalisierung von 10.000 Bundeswehr-Fahrzeugen trat KNDS 2024 nicht allein auf, sondern in einer Arbeitsgemeinschaft mit Rheinmetall – ein Gemeinschaftsprojekt, keine Konzernlösung.
Auf französischer Seite wiederum bleibt KNDS France stark in nationale Programme eingebunden. Der Kampfpanzer Leclerc und die Modernisierung im Rahmen des Programms SCORPION laufen vor allem mit Partnern wie Thales, Arquus oder Safran. Die Aufrüstung zum Leclerc XLR etwa setzt auf französische Technologiepartner für Ziel- und Sensorsysteme – auch hier kaum ein Schulterschluss über den Rhein hinweg.
Zwar gab es Versuche, die Kluft zu überbrücken: Der EMBT, ein Technologiedemonstrator mit Leopard-Fahrwerk und Leclerc-Turm, sollte als „Leo-Clerc“ zeigen, dass Integration möglich ist. Doch ein Messe-Exponat ist noch keine Serie – die Fertigungslinien in Kassel und Versailles-Satory laufen bis heute weitgehend unabhängig.
So bleibt das Bild widersprüchlich: Auf der einen Seite der Anspruch, ein europäischer Champion zu sein. Auf der anderen Seite Produkte, Programme und Allianzen, die zeigen, wie tief nationale Logiken und externe Partner das Unternehmen prägen. Die Synergien, die ein Zusammenschluss klassischerweise freisetzt – Skaleneffekte, Effizienzsteigerungen, gebündelte Entwicklung – sind bei KNDS bislang kaum sichtbar.
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