Cyberangriff Autoindustrie : Cyberangriff auf Jaguar Land Rover: Milliardenschaden droht – Regierung plant Soforthilfe

In Großbritannien ist es jüngst vermehrt zu Cyberangriffen gekommen: Bei Jaguar Land Rover ruht nun die Produktion
- © Jaguar Land RoverDer britisch-indische Automobilhersteller Jaguar Land Rover (JLR) kämpft mit den weitreichenden Folgen eines massiven Cyberangriffs, der Ende August 2025 bekannt wurde. Die Attacke hat nicht nur zu einem vollständigen Produktionsstopp geführt, sondern auch eine Kettenreaktion in der britischen Automobilbranche ausgelöst.
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Wie das Unternehmen mitteilte, bleibt die Produktion bis mindestens 1. Oktober stillgelegt. Medienberichte gehen sogar davon aus, dass der Stillstand bis November andauern könnte – mit potenziellen Kosten in Millionenhöhe. Täglich laufen bei JLR normalerweise etwa 1.000 Fahrzeuge vom Band. Von den insgesamt 33.000 Beschäftigten in Großbritannien wurden die meisten nach Hause geschickt.
„Wir haben diese Entscheidung getroffen, um Klarheit für die kommenden Wochen zu schaffen, während wir einen gestaffelten Neustart vorbereiten und unsere Ermittlungen fortführen“, erklärte JLR auf seiner Webseite.
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Regierung erwägt Notfallplan: JLR droht Milliardenschaden ohne Cyberversicherung
Die britische Regierung prüft offenbar Maßnahmen, um Zulieferer des Autobauers Jaguar Land Rover (JLR) nach dem schweren Cyberangriff finanziell zu entlasten. Das berichtet die BBC unter Berufung auf Regierungskreise. Demnach könnte der Staat vorübergehend als Auftraggeber auftreten und Teile einkaufen, die anschließend eingelagert werden, bis die Produktion bei JLR wieder aufgenommen werden kann.
Experten schätzen die Kosten des Produktionsstopps auf rund 50 Millionen Pfund (58 Millionen Euro) pro Woche. Sollte der Stillstand bis November andauern, könnte sich der Schaden laut David Bailey, Professor an der Universität Birmingham, auf mehr als eine Milliarde Pfund summieren. JLR selbst äußerte sich dazu bislang nicht.
Nach übereinstimmenden Medienberichten war der Konzern zudem nicht gegen Cyberangriffe versichert. „Jaguar Land Rover hat es versäumt, vor dem Vorfall eine Cyberversicherung abzuschließen“, schreibt das Fachmagazin The Insurer. Demnach müsste JLR den Schaden allein tragen. Das Unternehmen lehnte eine Stellungnahme ab.
200.000 Jobs bei Zulieferern durch Cyberangriff bedroht
Finanzvorstand PB Balaji, der bald an die Konzernspitze rücken soll, erklärte, es sei „verfrüht, eine endgültige Einschätzung“ der finanziellen Folgen abzugeben. JLR befinde sich jedoch in einer „guten Position“, um im Bedarfsfall zusätzliche Kredite aufzunehmen.
Während der Konzern nach Angaben der Regierung nicht in seiner Existenz gefährdet ist, geraten zahlreiche Zulieferer in Schwierigkeiten. Laut dem Automobilverband SMMT sind viele der insgesamt rund 200.000 betroffenen Beschäftigten in mittelständischen Betrieben angestellt. Diese Firmen leiden unter massiven Liquiditätsproblemen, da selbst Rechnungen für bereits ausgelieferte Teile nicht beglichen werden können.
JLR bemüht sich nach eigenen Angaben, die am stärksten betroffenen Zulieferer finanziell zu stützen. Gewerkschaften fordern darüber hinaus direkte Hilfen der Regierung für die Beschäftigten.
Unklarer Hacker-Angriff: JLR prüft gestohlene Daten auf Kundenbezug
Wer hinter dem Cyberangriff steckt, ist weiterhin unklar. Das Unternehmen bestätigte zwar, dass „einige Daten“ entwendet wurden, machte jedoch keine konkreten Angaben zum Umfang. Laut eigenen Angaben gebe es bisher keine Beweise, dass Kundendaten betroffen seien. Die forensischen Untersuchungen laufen weiter. Sollte sich ein Datenmissbrauch bestätigen, will das Unternehmen Betroffene umgehend informieren.
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„Unsere forensischen Ermittlungen werden zügig fortgesetzt, und wir werden betroffene Personen kontaktieren, wenn wir feststellen, dass ihre Daten betroffen sind“, heißt es in dem Statement der zum indischen Konzern Tata Motors gehörenden Firma.
Um weiteren Schaden zu verhindern, wurden zentrale IT-Systeme heruntergefahren. Der Wiederanlauf erfolgt kontrolliert und schrittweise – in enger Abstimmung mit IT-Spezialisten, der britischen Polizei sowie dem National Cyber Security Centre (NCSC). „Wir arbeiten rund um die Uhr daran, unsere Systeme weltweit sicher wieder hochzufahren“, so eine Sprecherin gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.
Cyberkrise bei JLR: Tausende Jobs und Zulieferer in Gefahr
Die britische Regierung und der Automobilverband SMMT sprechen von einem Vorfall mit „erheblichen Auswirkungen auf die gesamte Automobilzulieferkette“. Mehr als 800.000 Arbeitsplätze hängen am britischen Automobilsektor, viele davon bei kleinen Zulieferern. Es wird befürchtet, dass ein anhaltender Produktionsausfall zu dauerhaften Arbeitsplatzverlusten und möglicherweise zu Insolvenzen kleinerer Unternehmen führen könnte.
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In einer Dringlichkeitssitzung berieten Vertreter des Wirtschaftsministeriums und des SMMT mit betroffenen Zulieferern über mögliche Unterstützungsmaßnahmen. Ein Sprecher von JLR begrüßte die Initiative als „wichtigen Schritt zur Bewältigung der Herausforderungen, die durch den Cyberangriff entstanden sind.“
Zunehmende Cybergefahr: Auch Harrods und Marks & Spencer unter Beschuss
Jaguar Land Rover ist nicht das einzige Unternehmen, das in diesem Jahr Opfer einer Cyberattacke wurde. Auch große britische Marken wie Marks & Spencer, Harrods und die British Library waren betroffen. Besonders drastisch: Die Attacke auf Marks & Spencer kostete das Unternehmen schätzungsweise 344 Millionen Euro.
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Die Vorfälle verdeutlichen die zunehmende Verletzlichkeit großer Unternehmen gegenüber digitalen Angriffen – und stellen sowohl die Wirtschaft als auch staatliche Institutionen vor neue Herausforderungen im Bereich Cybersicherheit.