Niedrige - und stabile - Lohnkosten locken viele Unternehmen nach Nordafrika. „Auf operativer Ebene bewegen sich die Kosten bei einem Zehntel von Mitteleuropa“, so Holzknecht. Damit eignet sich der Standort insbesondere für arbeitsintensive Prozesse, während in Osteuropa die Automatisierung zunimmt. In Rumänien, wo Hirschmann Automotive seit 15 Jahren aktiv ist, sei die Situation anders: Arbeitskräfteverfügbarkeit ist dort zunehmend eingeschränkt, klassische Handmontage kaum mehr darstellbar. „Rumänien entwickelt sich in Richtung hochautomatisierter Standort für komplexere Linien. Einfachere Assemblage verlagern wir künftig nach Marokko.“
Bleiben Sie informiert: Das Daily Briefing für Österreichs Industrie, Verpassen Sie keine relevanten Entwicklungen mehr – mit unserem täglichen Überblick über die wichtigsten Nachrichten aus der Industrie. Jeden Morgen um 7 Uhr direkt in Ihrem Posteingang.
Der Druck auf europäische Zulieferer wächst: Asiatische Wettbewerber – insbesondere aus China – drängen verstärkt in den europäischen Markt. „Wir sehen chinesische Anbieter immer häufiger in Ausschreibungen. Teilweise treten sie mit erstaunlich professionellen Strukturen auf. Und sie bieten Preise, die selbst für uns schwer nachvollziehbar sind“, warnt Holzknecht.
Für Hirschmann Automotive ist die Expansion nach Nordafrika daher auch eine Antwort auf diese Marktveränderungen. Gleichzeitig betont der CEO, dass es sich um eine Wachstumsstrategie handelt: „Das neue Werk in Marokko ersetzt keine bestehenden Standorte. Konsolidierungen sind in Zukunft zwar wahrscheinlich, aber aktuell geht es darum, Kapazitäten auszubauen und Kundennähe zu sichern.“
Andere Industrieunternehmen wagten zuletzt den Schritt nach Indien. Mittelfristig will in Chennai etwa Henn-Chef Martin Ohnberg auch Kunststoffteile selbst produzieren. Und Plansee-Chef Karlheinz Wex sieht Indien als Sprungbrett - und nicht bloß als Billigproduktion.