Engel Stellenabbau Oberösterreich : Engel-Produktion: Überraschende Verlagerung stärkt Tschechien und den Balkan

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Engel verlagert Teile seiner Produktion von Österreich nach Osteuropa 

- © Engel

Der oberösterreichische Maschinenbauer Engel, mit Standorten in Schwertberg, Dietach und St. Valentin, steht vor tiefgreifenden Veränderungen. Der weltweit tätige Spezialist für Spritzgießmaschinen sieht sich angesichts des wachsenden internationalen Wettbewerbs, hoher Produktionskosten und des zunehmenden Kostendrucks gezwungen, einen "umfassenden Transformationsprozess“ einzuleiten – so die offizielle Wortwahl des Unternehmens.

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Bereits im Herbst sollen 50 Stellen abgebaut werden. Doch dabei wird es nicht bleiben: Laut Unternehmensleitung sind mittelfristig alle drei österreichischen Werke betroffen. Der Standort St. Valentin, wo bereits im Vorjahr über 30 Stellen gestrichen wurden, steht erneut im Fokus. In Summe plant Engel einen weiteren Personalabbau im Angestelltenbereich von zehn bis 15 Prozent – nach Möglichkeit durch natürliche Fluktuation, etwa durch Pensionierungen.

Der Widerstand innerhalb der Belegschaft gegen diese Maßnahmen wächst, nicht zuletzt, weil die Geschäftsführung angekündigt hat, die im Rahmen der Kollektivvertragsverhandlungen zu erwartenden Lohnsteigerungen nicht weitergeben zu wollen.

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Produktionsschub im Osten: Engel baut massiv in Tschechien und auf dem Balkan aus

Noch einschneidender ist die geplante Produktionsverlagerung: Rund 20 Prozent der Fertigung sollen in den nächsten zwei bis drei Jahren nach Osteuropa ausgelagert werden. In einer Stellungnahme nennt das Unternehmen als Gründe „globale Krisen, Billigkonkurrenz und überdurchschnittlich gestiegene Produktions- und Personalkosten in Österreich“. In diesem Zusammenhang könnten vor allem Standorte in Tschechien und Südosteuropa vom Stellenabbau in Österreich profitieren. 

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CEO Stefan Engleder kündigte bereits in einem Interview mit dem INDUSTRIEMAGAZIN Ende Dezember 2024 an, dass Engel seine Präsenz im Osten gezielt ausbaut: „Ferner stärken wir unseren Standort in Kaplice, Tschechien, und erweitern unsere Supply Chain in Richtung Standorte außerhalb der EU. So prüfen wir angesichts der Deindustrialisierungstendenzen und strenger EU-Regeln auch alternative Investitionsstandorte wie die Balkanstaaten oder Nordafrika.“ Diese Strategie ist Teil der langfristigen Globalisierungspolitik des Unternehmens.

Engel-CEO Stefan Engleder: "Aufgrund steigender Lohnstückkosten erweitern wir die Produktionskapazitäten im DACH-Raum nicht."

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Globalstrategie mit System: Wie Engel Produktion und Entwicklung weltweit neu ausrichtet

Ein zentrales Element der globalen Strategie von Engel ist die sogenannte Triadenstruktur: „Engel verfolgt eine Triadenstruktur mit Kernregionen in Europa, Amerika und Asien. […] In wachstumsstarken Regionen wie Asien und Amerika richten wir die Produktentwicklung stärker auf lokale Bedürfnisse aus", so Engleder weiter. 

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Damit meint das Unternehmen die Aufteilung seiner Kernmärkte in Europa, Amerika und Asien, in denen jeweils eigene Produktionsstandorte und Technologiezentren betrieben werden. Diese regionale Verankerung verfolgt zwei Ziele: Zum einen soll sie die Kundennähe und Flexibilität erhöhen, indem Produkte und Dienstleistungen direkt an die jeweiligen Marktbedürfnisse angepasst werden können. Zum anderen dient sie der Risikostreuung, da Schwächen in einer Region durch Wachstum in einer anderen ausgeglichen werden können. 

Während Engel in Europa vor allem in Technologie- und Innovationsprojekte investiert, wird die Produktentwicklung in Asien und Amerika stärker auf lokale Anforderungen ausgerichtet, um dortiges Wachstum gezielt zu unterstützen.

Mexiko statt Oberösterreich: Engel investiert kräftig in neues Werk

Ein weiterer Profiteur der Verlagerung könnte Mexiko sein. Dort hat Engel zu Beginn des Jahres ein neues Werk eröffnet, in dem bereits Maschinen und Automatisierungstechnik produziert werden. Engleder betont: „Die Märkte in Lateinamerika, insbesondere Mexiko, sind stark, und eine lokale Präsenz ist für uns absolut gerechtfertigt.“

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Der Maschinenbauer plant zudem, seine Produktionskapazitäten in Mexiko auszuweiten. Das Werk sei so ausgelegt, dass es nicht nur einen reibungslosen und effizienten Produktionsfluss ermöglicht, sondern zugleich genügend Flexibilität bietet, um auf veränderte Marktbedingungen reagieren zu können.
Parallel zur Produktionssteigerung investiert das Unternehmen auch in den personellen Ausbau. „Wir vergrößern unser Team erheblich, um unsere Produktion und den Kundenservice in der Region zu unterstützen“, erklärt Nils Mayer, General Manager Engel Machinery Mexico.

Auch mit Blick auf mögliche Handelsbarrieren sieht CEO Engleder in Mexiko einen vergleichsweise stabilen Standort: „Wir gehen davon aus, dass Mexiko im Vergleich zu anderen Wirtschaftsräumen wie zum Beispiel China weiterhin bevorzugt bleibt.“ Gleichzeitig bleibt China trotz zunehmender Schwierigkeiten ein wichtiger Produktionsstandort. „Überkapazitäten und starker Preisdruck“ belasten den Markt dort, insbesondere im Automobilsektor, so Engleder. Dennoch hält das Unternehmen an seinen chinesischen Werken fest, setzt jedoch verstärkt auf lokale Lösungen und den Ausbau in anderen asiatischen Märkten wie Südostasien und Indien.

Engel-Werk in Mexiko: "Mexiko spielt eine entscheidende Rolle in unserer globalen Produktionsstrategie und ist ein Schlüsselmarkt für die Spritzgießtechnik", so Vanessa Malena, President Engel Americas

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