Digitaler Kosmos : DevOps bei Palfinger: "Effektiver, effizienter, abgestimmter"

DevOps bei Palfinger: Mitarbeiter trennen nicht Räume, sondern Zeitzonen
- © PalfingerINDUSTRIEMAGAZIN: Herr Dolic, wie findet DevOps bei Palfinger Einsatz?
Elvir Dolic: Die DevOps Philosophie und unsere Unternehmenswerte gehen Hand in Hand: Bei beiden steht der verbesserte Mehrwert für die Kunden im Fokus. Deshalb entwickeln und betreiben wir bereits all unsere Customer Facing Applikationen und Softwarelösungen wie beispielsweise die zentrale Datenbank PALDesk und die Konfigurations- und Diagnose-Software PALDIAG im DevOps Setup – mit dem übergeordneten Ziel einer einzigen gemeinsamen Plattform. Die Cloud und der ausschließliche Einsatz von PaaS und SaaS sind hier unabdingbar, denn so kommen wir unserem Ziel näher und verringern den Operations Footprint im Vergleich zu einem IaaS-Setup deutlich.
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Wie ist DevOps organisatorisch aufgesetzt?
Alexander Wörndl-Aichriedler: Unsere Software-Entwicklungsteams arbeiten eng mit dem Operations-Team und dem In-House First Level Support Team zusammen, um Silo-Denken zu vermeiden. Dabei sind unsere Software-Entwickler vorrangig mit der Entwicklung, dem Deployment und dem Monitoring von PaaS-Services in der Cloud befasst, während das Operations-Team grundsätzliche Themen wie Networking und Security mit Betriebspartnern und speziell eingerichteten DevOps Partnern bearbeitet. Um die Verfügbarkeit und Stabilität unserer Systeme zu garantieren, ist die laufende Kommunikation zu allen Aspekten unverzichtbar.

Einkehr agiler Organisationsmethoden
Gab es organisatorisch Herausforderungen?
Wörndl-Aichriedler: Herausforderungen beim DevOps-Setup finden sich vor allem im Bereich des Change Prozesses zur agilen Arbeitsweise. Zwar werden Release Zyklen verkürzt und schnelleres Deployment erreicht, die Stabilität des Systems muss aber natürlich auch dann kontinuierlich gewährleistet sein. Für das Team ergibt sich hier auch die Chance, Ressourcen selbst provisionieren, also bereitstellen, zu können. Das löst die Herausforderung aufwendiger Ticket Prozesse, denn die Teammitglieder können sich einfach und schnell selbst eine DB erstellen.
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Welches Beispiel zeigt den Nutzen für alle Beteiligten?
Dolic: Für den Anwender haben die Verfügbarkeit, die Stabilität und die Performance der verschiedenen Applikationen größte Bedeutung. Fällt zum Beispiel um 23 Uhr unserer Zeit ein System aus, verliert unser Partner in Australien einen ganzen Arbeitstag. Hier haben wir intern im Mindset angesetzt und berücksichtigen solche Szenarien bereits in unserem Entwicklungsteam, das die Verantwortung auch nach abgeschlossener Entwicklung nicht einfach an Operations abgibt. Die Verantwortung, dass die Software läuft, bleibt aufrecht.
Dementsprechend wird User-Feedback immer mit allen Teams geteilt. Unsere Entwickler profitieren von diesem integrierten Ansatz vor allem insofern, dass ihre tägliche Arbeit durch die kontinuierliche Kommunikation erleichtert wird. Sie arbeiten effektiver, effizienter und abgestimmter.

Eine Art Lean Production für die IT
Wo liegen die Herausforderungen, Lean Production vom Shopfloor in die Welt der Bits and Bytes zu transferieren?
Wörndl-Aichriedler: Eine unserer größten Herausforderungen ist, Kommunikation in einem geographisch stark verteilten Team effizient und effektiv zu gestalten. Unsere Mitarbeiter trennen nicht Räume, sondern Zeitzonen. Ein reibungsloser Austausch ist hier unabdingbar. Zudem muss Softwareentwicklung als kreativer Prozess angesehen werden. Häufig wird nur der Output gemessen und optimiert, in der Regel führt das aber nicht zu mehr Outcome. Es braucht Metriken und Key Performance Indikatoren, die eben Impact und Outcome messen. In der Praxis versuchen wir hier einen Mix zwischen DORA und Product Metriken zu definieren, der einen Fokus auf den Outcome ermöglicht.
Wie funktioniert das Vorhalten von Hardware-/Software-Leistung in Produkten in der Praxis?
Dolic: Wir halten den Anwendern grundsätzlich wenig vor. Für unsere Customer Facing Applikationen setzen wir auf OnDemand Ressourcen (Storage, CPU, RAM), die auch wieder freigegeben werden können. Durch unseren Fokus auf PaaS und SaaS verwenden wir nur, was tatsächlich benötigt wird. Zudem releasen wir in kurzen Abständen. Meist arbeiten die Teams zwischen wenigen Tagen bis zu drei Monaten an Applikationen. Sobald etwas verwendbar ist, soll es auch der Anwender nutzen können.
Welche Unternehmenskultur braucht es - und welche Praktiken und Werkzeuge kombinieren Sie?
Wörndl-Aichriedler: Die DevOps Philosophie braucht eine Unternehmenskultur, die Teams in den Vordergrund stellt und ihnen die notwendigen Freiheiten einräumt. Dafür aber auch konkrete, messbare Ergebnisse einfordert, deren Horizont über reine Output-Messung hinaus geht. Das benötigt eine klare strategische Ausrichtung sowie regelmäßigen Austausch zwischen dem Management und den Teams sowie zwischen den Teams selbst. In der täglichen Arbeit hilft uns hier die Orientierung an der DevOps End-to-End Verantwortung. Wir leben die ganzheitliche Verantwortung in den Teams und arbeiten nach dem Motto „It’s not someone elses problem“.
Gestärkt wird das auch durch agile, iterative Arbeitsprozesse. So haben wir stabile Teams, in denen die Mitarbeiter über längere Zeiträume an bestimmten Lösungen arbeiten – und so eben auch die Verantwortung dafür übernehmen. Unser „Werkzeug“ ist Azure DevOps. Damit können wir alle Anforderungen in ihrer Gesamtheit abbilden.