Autozulieferer : Continental verschärft Sparkurs bei ContiTech – bis zu 1500 Stellen betroffen
Continental verschärft den Sparkurs und verlagert zunehmend ins Ausland
- © ContinentalDer Autozulieferer Continental treibt die Neuaufstellung seiner Kunststoff- und Kautschuksparte ContiTech weiter voran und verschärft dabei den Sparkurs. Für die zum Verkauf stehende Division ist ein umfassendes Effizienzprogramm geplant, das vor allem Verwaltung und zentrale Funktionen betrifft.
Nach Unternehmensangaben sollen dadurch jährlich rund 150 Millionen Euro eingespart werden. Aus Kreisen des Betriebsrats wird der potenzielle Wegfall von bis zu 1500 Arbeitsplätzen in Deutschland genannt. Ein Teil der Aufgaben soll in Länder mit „wettbewerbsfähigen Kostenstrukturen“ verlagert werden.
Philip Nelles, im Continental-Vorstand für ContiTech verantwortlich, verweist auf den zunehmenden externen Druck: Der Kostendruck steige aufgrund eines veränderten Marktumfeldes, reduzierter Wachstumsraten wichtiger Wirtschaftsnationen, anhaltender Unsicherheit durch Handelskonflikte und intensivierten Wettbewerbs, insbesondere aus China. „Die Anpassung der Kostenstruktur ist unabhängig vom geplanten Verkauf von ContiTech notwendig.“
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Scharfe Kritik von Betriebsrat und Gewerkschaft
Die Maßnahmen stoßen bei Arbeitnehmervertretern auf massiven Widerstand. Der Continental-Gesamtbetriebsrat wirft dem Management einen Vertrauensbruch vor. Beschäftigten in der Konzernzentrale sei im Zuge der Abspaltung der Autosparte vor rund einem Jahr ein Wechsel zu ContiTech als zukunftsfähige Option empfohlen worden. Betriebsratschef Hasan Allak sagt: „Wer sich darauf eingelassen hat, muss sich jetzt betrogen vorkommen“.
Auch die Gewerkschaft IG BCE reagiert mit deutlicher Kritik. „Continental präsentiert Kahlschläge mittlerweile nahezu im Monatstakt“, so Francesco Grioli, Mitglied des Hauptvorstands der IG BCE und Arbeitnehmervertreter im Continental-Aufsichtsrat. Man sei es leid, immer neue Hinweise auf schwierige Rahmenbedingungen zu hören. „Was der Vorstand dabei regelmäßig unterschlägt, ist, dass ein großer Teil der Einschnitte allein auf die Filetierung und Selbstverzwergung eines Traditionskonzerns zurückzuführen ist.“
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ContiTech steht vor dem Verkauf
Continental hatte im Frühjahr angekündigt, sich von ContiTech zu trennen. Die Sparte für Kunststoff- und Kautschukprodukte – unter anderem Gummibänder, Schläuche und ähnliche Komponenten für Industriekunden etwa im Bergbau – soll im kommenden Jahr veräußert werden.
Noch im April hatte der Konzern erklärt, dass kein weiterer Stellenabbau geplant sei. Nun folgt dennoch ein neuer Sparkurs. ContiTech erwirtschaftete 2024 mit rund 39.000 Beschäftigten einen Umsatz von etwa 6,4 Milliarden Euro und eine Marge von sechs Prozent.
Für die Industrie- und Automobilkunden bedeutet die Restrukturierung, dass ein traditionsreicher Zulieferer seine Kostenbasis neu ordnet und seine Wertschöpfungskette stärker international ausrichtet – begleitet von einem zunehmend konfrontativen Verhältnis zwischen Management und Arbeitnehmervertretern.
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