Verkaufseinbruch in China : BMW in der Absatzkrise – Haben Elektroautos gerade noch das Ruder rumgerissen?

Eon E.on bmw BMWi8 strom elektroauto elektroautos elektromobilität

Die Schwäche auf dem chinesischen Markt macht dem Münchner Autobauer BMW zu schaffen.

- © E.on/BMW

Der Münchner Premium-Autobauer BMW bekommt die aktuelle Schwäche des chinesischen Automarktes deutlich zu spüren. Im ersten Quartal 2025 verzeichnete der Konzern, zu dem neben der Hauptmarke BMW auch Mini und Rolls-Royce gehören, weltweit einen Absatz von 586.149 Fahrzeugen – ein Rückgang um 1,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

>>> Volkswagen, BMW, Mercedes - Wer überlebt den „darwinistischen Ausleseprozess“

Während der europäische Markt mit einem Plus von 6,2 Prozent und die USA mit einem Zuwachs von 4,1 Prozent vor Einführung der 25-prozentigen Autozölle für positive Impulse sorgten, erlitt BMW in China einen herben Rückschlag. Im Reich der Mitte wurden nur noch 155.195 Fahrzeuge verkauft – ein Minus von 17,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Nie mehr die wichtigsten News aus Österreichs Industrie verpassen? Abonnieren Sie unser Daily Briefing: Was in der Industrie wichtig wird. Täglich um 7 Uhr in ihrer Inbox. Hier geht’s zur Anmeldung!

Nachlassende Kaufbereitschaft in China belastet Premiumhersteller

Ein zentraler Grund für den deutlichen Absatzrückgang von BMW in China liegt in der anhaltenden Immobilienkrise des Landes. Diese Krise hat das Vermögen zahlreicher wohlhabender chinesischer Haushalte erheblich geschmälert. Immobilien galten lange Zeit als die bevorzugte Anlageform und Statussymbol der oberen Mittelschicht und der Reichen – ein Wertverlust in diesem Segment führt daher unmittelbar zu einem Rückgang der Konsumfreude, insbesondere bei hochpreisigen Investitionen wie Neuwagen im Premiumsegment. Die daraus resultierende Kaufzurückhaltung trifft insbesondere Luxusmarken wie BMW, die traditionell stark von der Nachfrage wohlhabender Kundinnen und Kunden abhängig sind.

>>> Chinas Staatsführung umgarnt Europas Wirtschaftselite: China als verlässlicher Partner?

Zugleich verschärft sich der Wettbewerb im Bereich der Elektromobilität deutlich. Chinesische Hersteller wie BYD, Nio oder Xpeng haben sich in den vergangenen Jahren rasant entwickelt und ihre Marktposition im Inland massiv ausgebaut. Diese Unternehmen bieten zunehmend hochwertige Elektrofahrzeuge an, die nicht nur technologisch konkurrenzfähig, sondern auch preislich attraktiver sind. Die starke staatliche Förderung heimischer Anbieter, ein ausgefeiltes digitales Ökosystem und ein klares Verständnis der lokalen Konsumgewohnheiten verschaffen diesen Marken einen klaren Wettbewerbsvorteil.

Internationale Automobilhersteller wie BMW und auch Volkswagen stehen damit unter doppeltem Druck: Einerseits müssen sie mit der wirtschaftlichen Zurückhaltung ihrer bisherigen Zielgruppen umgehen, andererseits mit einem zunehmend reifen und selbstbewussten chinesischen Automarkt konkurrieren, der sich schneller wandelt, als viele westliche Marken erwartet hatten. Auch Volkswagen, lange Zeit Marktführer in China, musste zuletzt Absatzrückgänge hinnehmen – ein deutliches Zeichen dafür, dass die Herausforderungen in diesem Schlüsselmarkt struktureller Natur sind. Wer in China erfolgreich bleiben will, muss seine Marktstrategie grundlegend überdenken und verstärkt auf lokal angepasste, vollelektrische Mobilitätslösungen setzen.

Elektrofahrzeuge als Wachstumstreiber – BMW bleibt optimistisch

Trotz der spürbaren Absatzschwäche in China blickt BMW positiv auf die Entwicklung der Elektromobilität und sieht darin einen entscheidenden Wachstumsmotor für die kommenden Jahre. Vertriebschef Jochen Goller erklärte: „Zuversichtlich stimmen uns die Auftragseingänge über alle Antriebsarten hinweg, die vor allem in unserem Heimatmarkt Deutschland ein deutliches Wachstum verzeichnen.“ Insbesondere die Nachfrage nach vollelektrischen Fahrzeugen sei ein klarer Lichtblick im ersten Quartal 2025.

>>> BMW Group Werk Steyr: Aufbau zweiter E-Motoren-Linie gestartet

Mit 109.156 verkauften Elektrofahrzeugen konnte BMW ein Plus von rund einem Drittel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum erzielen. Dieser Zuwachs unterstreicht die strategische Relevanz der Elektromobilität für den Konzern und zeigt, dass sich die Investitionen in die E-Mobilitäts-Offensive zunehmend auszahlen. Neben den vollelektrischen BMW-Modellen verzeichnet auch die Marke Mini deutliche Fortschritte bei der Elektrifizierung. Laut Goller sei „in Europa inzwischen jeder dritte und in China mehr als jeder zweite Mini elektrisch“ – eine Entwicklung, die den strukturellen Wandel in der BMW-Produktstrategie klar widerspiegelt.

Diese Zahlen zeigen: Während der chinesische Markt insgesamt schwächelt, ist das Interesse an nachhaltiger Mobilität weiterhin groß – insbesondere in Europa, wo politische Rahmenbedingungen, staatliche Förderungen und ein wachsendes Umweltbewusstsein die Nachfrage nach Elektroautos antreiben. Auch in den USA, wo BMW zuletzt ein Absatzplus verbuchen konnte, gewinnt das Segment der E-Fahrzeuge stetig an Bedeutung. Elektromobilität wird zunehmend zum Rückgrat der Konzernstrategie – nicht nur als Antwort auf Klimaziele, sondern auch als entscheidender Faktor für Absatz und Markenimage.

  • "Zuversichtlich stimmen uns die Auftragseingänge über alle Antriebsarten hinweg, die vor allem in unserem Heimatmarkt Deutschland ein deutliches Wachstum verzeichnen."

    BMW-Vertriebschef Jochen Goller

Lokale Produktion in den USA

Die angespannte handelspolitische Lage zwischen den USA und Europa hat auch für den Münchner Autobauer BMW spürbare Folgen. Im Fokus stehen dabei vor allem die 25-prozentigen Importzölle auf ausländische Fahrzeuge, die auf dem US-Markt verkauft werden. Für einen weltweit operierenden Premiumhersteller wie BMW, der einen beträchtlichen Teil seiner Fahrzeuge außerhalb der USA produziert, ist das ein erheblicher wirtschaftlicher Risikofaktor.

>>> So reagiert die Industrie auf die US-Zölle

Die USA gehören zu den wichtigsten Absatzmärkten der BMW Group. Im ersten Quartal 2025 verzeichnete der Konzern dort ein Verkaufsplus von 4,1 Prozent – ein stabiler Markt mit großem Potenzial. Doch die Einführung hoher Einfuhrzölle könnte diese Entwicklung rasch bremsen. Betroffen sind insbesondere Modelle, die in Europa gefertigt und in die USA exportiert werden. Durch die Zölle steigen die Preise für amerikanische Endkunden spürbar – was die Nachfrage im hart umkämpften Premiumsegment empfindlich schwächen könnte.

Expansion BMW Plant Spartanburg, BMW X3 Production (10/2010)
BMW-Werk in den USA - © BMW

BMW reagiert bereits mit einer klaren Strategie: Das Werk in Spartanburg im US-Bundesstaat South Carolina, das größte BMW-Werk weltweit, gewinnt weiter an Bedeutung. Dort werden SUV-Modelle wie der X5, X6 und X7 für den US-Markt produziert – und können somit zollfrei verkauft werden. Langfristig könnte BMW sogar weitere Modelle in den USA fertigen lassen, um sich gegen politische Risiken besser abzusichern.

Dennoch bleibt die Lage angespannt. „Der US-Markt ist für uns strategisch extrem wichtig“, heißt es aus Unternehmenskreisen. Die Handelsbarrieren setzen nicht nur die Preiskalkulation unter Druck, sondern erzwingen auch eine grundlegende Neujustierung globaler Produktions- und Lieferketten.

US-Autozölle: Warum BMW bald viel weniger SUVs in den USA produzieren könnte