Messgeräte : Drei Geschäftsführer bei Anton Paar – und „keine Spielräume“

Zwei weitere Kinder gäbe es noch. Söhne Jakob und Dominik Santner befinden sich immerhin schon in der Geschäftsführung mit Vater Friedrich Santner.
- © FOLTIN Jindrich / WirtschaftsBlatt / picturedesk.com2021 war für das Unternehmen Anton Paar das erfolgreichste in der Grazer Firmengeschichte: Die Auftragssummer stieg im Vergleich zu Vorjahr um 25 Prozent stieg, der Gruppenumsatz kletterte auf 471 Millionen Euro. Alle fünf Jahre etwa verdoppeln sich die Umsätze des Herstellers von Prozessmesstechnik und Präzisionslaborgeräten. Ob sich da die Umsatzmilliarde – so alles weiter gut läuft – für Geschäftsführer Friedrich Santner noch ausgeht?
Denn Santner hat selbst eine Altersobergrenze fürs Management von 65 Jahren festgelegt. Bis dahin wären es noch drei Jahre – in denen er „mit Leidenschaft“ arbeiten werde. Wer würde übernehmen? "Jedes meiner vier Kinder ist in der Lage, jedes Unternehmen der Gruppe, aber auch das Unternehmen als gesamtes zu führen", so der CEO.

"Wir verdoppeln uns alle fünf Jahre. Gute Zukäufe vorausgesetzt."Friedrich Santner
Anton Paar – vom Schlossereibetrieb zum B2C-Vertrieb
Die Geschäftsführung hält er bereits seit Ende 2019 nicht mehr allein inne. Seine Söhne Jakob und Dominik Santner – für letzteren „nur eine Frage der Zeit“ – stießen als fünfte Generation dazu. Und üben seither einen deutlichen Einfluss auf das Familienunternehmen, das 1922 als Schlossereibetrieb gegründet wurde.
Tatsächlich legte Dominik Santners Diplomarbeit die Idee für das 2020 gegründete Start-up Anton Paar ConsumerTec. Jakob Santner hingegen ist die Unternehmenstochter Anton Paar SportsTec zu verdanken. Dieser entspringen Produkte wie ein Spielfeldsimulator, der die Leistung einzelner Spieler erfassen kann und von Bayern München eingesetzt wird.
Die traditionelle Prozessmesstechnik wurde im Laufe der jüngeren Unternehmensgeschichte in die B2C-Welt eingeführt. Vorwiegend online werden nun preiswertere Dichte- und Extraktmessgeräte vertrieben. Mit einigen Werten kann aber nicht gebrochen werden – etwa dem Gemeinschaftssinn. "Meine montierenden Einheiten sind von den produzierenden Einheiten Dominiks abhängig – und die Vertriebseinheiten unseres Vaters letztlich von beiden", sagt CTO Jakob Santner. „Ohne gutes Miteinander geht es nicht.“

"Ich führte für das Unternehmen eine Altersobergrenze ein. Um sicherzustellen, dass ich selbst nicht den Zeitpunkt verpasse, einen oder zwei Schritte zurückzutreten."Friedrich Santner
Blut, Schweiß und Tränen – dann der Wendepunkt
In dieses Miteinander wurde 2018 der US-Analysespezialist Quantachrome zugekauft. Mittlerweile Anton Paar QuantaTec benannt, legen die Umsätze nun zu – über Nacht konnte das natürlich nicht passieren. “Die ersten Jahre sind hart. Unsere Vorstellungen, wie ein produzierendes Messtechnikunternehmen qualitativ auszusehen hat, lassen keine Spielräume. Typischerweise fahren wir die F&E massiv in die Höhe und überarbeiten die Produkte, bis sie Anton-Paar-Level erreichen. Nach Blut, Schweiß und Tränen folgt dann der Wendepunkt“, erklärt Jakob Santner.
Entgegen gefiebert wird derzeit auch 2023, wenn der Hauptsitz Graz fertig ausgebaut ist. Hier werden derzeit 60 Millionen Euro in ein Technologiezentrum investiert. Alles, weil vom Softdrinkproduzenten bis zum Pharma- oder Handydisplayhersteller auf Messtechnik aus der Steiermark gesetzt wird. Manchmal kann es sogar fast zu viele Aufträge geben. Etwa, wenn die Elektronikbauteile einfach nicht nachkommen. „Wir konnten uns mit Blick auf Mitbewerber zuletzt noch einigermaßen glimpflich darüberretten“, erzählt Dominik Santner. „Zu Jahresbeginn spürten wir jedoch heftig, was es heißt, nicht an Teile zu gelangen. Wir hoffen auf baldige Besserung, sonst geht uns tatsächlich die Arbeit aus und es wird richtig mühsam.“
Das ausführliche Interview mit Friedrich, Jakob und Dominik Santner lesen Sie hier!
