Logistik : Mehr Kerosin, geringere Beladung, Ausfall russischer Transporteure: Luftfracht aus Asien wird teurer

Frachtflugzeug von Kühne Nagel

Frachtflugzeug: Neben höheren Kerosinpreisen und längeren Strecken belastet vor allem ein Faktor.

- © Kühne+Nagel

Der russische Angriffskrieg in der Ukraine und die damit verbundenen Einschränkungen des Luftverkehrs haben unmittelbare Folgen auf die Lieferketten. In der Luftfracht fallen die aus dem EU-Luftraum verbannten russischen Gesellschaften aus, während die westlichen Airlines den Luftraum über dem größten Staat der Erde nicht mehr nutzen können.

Die Flugrouten von Asien nach Europa sind durch gesperrte Lufträume deutlich länger geworden. Die Flugzeuge müssten deshalb mit mehr Kerosin betankt werden und könnten weniger Fracht aufnehmen. Zudem ist Kerosin teurer geworden. "Dazu kommt eine Verknappung von Kapazitäten, da viele Frachtflugzeuge für Russland geflogen waren und nun teils nicht mehr in Betrieb sind" sagt Melanie Kreis, Finanzchefin der Deutschen Post am Mittwoch.

Flüge aus Mitteleuropa nach Japan, Korea und China verlängern sich teils um mehrere Stunden und können bis zu 20 Prozent weniger Fracht mitnehmen, wie die Lufthansa Cargo berichtet hat. "Die Wege nach Asien werden länger, die Kerosinkosten steigen und die Kapazitäten sinken", sagt der Frankfurter Fracht-Experte Joachim von Winning - zumal die Zulademöglichkeiten in Passagierjets trotz abflauender Coronakrise absehbar nicht so schnell ausgeweitet werden wie es zu Friedenszeiten zu erwarten gewesen wäre. Die direkte Folge ist klar: Die ohnehin schon sehr hohen Frachtraten werden auch angesichts der weiterhin bestehenden Probleme bei der Seefracht noch weiter steigen. Profitieren werden vor allem Gesellschaften, die Vollfrachter anbieten können.

In den nächsten Wochen werde es zu signifikanten Preissteigerungen kommen, so die Ankündigung von Melanie Kreis. "Die Frachtraten sind jetzt teilweise noch weiter nach oben geschnellt", sagte sie. Schon in der Coronakrise war es zu Belastungen der Lieferketten und steigenden Kosten für die Versendung von Waren rund um den Globus gekommen. Die Luftfracht litt darunter, dass weniger Passagiermaschinen verkehren und damit Ladekapazität wegfällt, Häfen in China wurden zeitweise geschlossen, Container stapelten sich, in Europa gibt es nicht genug Lkw-Fahrer.

Wer übernimmt also das Geschäft der bisher hoch aktiven Russen-Frachter? Die Lufthansa Cargo fliegt bereits seit Beginn der Corona-Pandemie an der Grenze ihrer Kapazitäten und wird für das Geschäftsjahr 2021 einen Rekordgewinn in Milliardenhöhe beim coronageschädigten Lufthansa-Konzern abliefern. Vor wenigen Jahren noch undenkbar, betreibt sie seit kurzem sogar zwei Mittelstreckenjets vom Typ A 321 als Frachtflugzeuge.

Luftfahrtexperte Gerald Wissel von der Beratungsgesellschaft Airborne sieht große geschäftliche Chancen für die großen arabischen Gesellschaften wie Emirates und Qatar, die bisher wie die Chinesen weiterhin den russischen Luftraum nutzen. Wegen der geografischen Lage ihrer Drehkreuze müssen sie auch die Verbindungen nach Fernost nicht ändern, während die US-Gesellschaften stärker auf die Pazifik-Routen umsteigen dürften. Wissel warnt auch vor steigenden Kerosin-Preisen und weniger Geschäftsreisen angesichts der Invasion Putins. "Die Auswirkungen des Krieges auf den Luftverkehr sind gewaltig. Es wird sehr darauf ankommen, wie lange der Konflikt anhält."