Meyer Burger Insolvenz : Solarindustrie in der Krise: Warum Meyer Burger in Deutschland scheiterte

Meyer Burger-Produktion im sächsischen Freiberg  Solarindustrie Solar PV

Meyer Burger-Produktion im sächsischen Freiberg

- © Meyer Burger

Der traditionsreiche Solartechnologieanbieter Meyer Burger kommt nicht zur Ruhe. Die beiden deutschen Tochtergesellschaften des Schweizer Unternehmens – Meyer Burger Industries in Bitterfeld-Wolfen (Sachsen-Anhalt) mit 331 Beschäftigten und Meyer Burger Germany in Hohenstein-Ernstthal (Sachsen) mit 289 Mitarbeitenden – haben offiziell Insolvenz beantragt. Damit spitzt sich die Lage des einstigen Hoffnungsträgers der europäischen Solarindustrie weiter zu.

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Die angestrebte Sanierung zur Sicherung der Standorte sei bislang ohne Erfolg geblieben, teilte die in Thun (Schweiz) ansässige Konzernzentrale mit. Nun sollen die Verfahren unter Aufsicht eines gerichtlich bestellten vorläufigen Insolvenzverwalters fortgeführt werden.

Meyer Burger hätte ursprünglich bis zum 31. Mai 2025 seine Geschäftszahlen vorlegen müssen. Aufgrund laufender Finanzierungsgespräche zur Restrukturierung des Unternehmens wurde jedoch eine Fristverlängerung beantragt. Die Situation bleibt angespannt – nicht nur in Deutschland, sondern konzernweit.

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Standort USA: Rückschlag für Solarambitionen

Auch in den USA musste Meyer Burger einen empfindlichen Rückschlag hinnehmen. Die noch im Aufbau befindliche Solarmodulproduktion in Goodyear, Arizona wurde vor wenigen Tagen abrupt gestoppt. Der Grund: fehlende finanzielle Mittel. Alle noch verbliebenen 282 Mitarbeitenden am US-Standort erhielten die Kündigung – die Zukunft der dortigen Produktionsstätte ist ungewiss.

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Besonders brisant: Die amerikanische Modulproduktion war auf in Deutschland gefertigte Solarzellen angewiesen – ein weiteres Indiz für die weitreichenden Folgen der Insolvenzanträge auf das globale Geschäftsmodell.

Bereits im August 2024 hatte Meyer Burger den geplanten Ausbau seiner US-Solarzellenfabrik auf Eis gelegt. Kurz darauf trat CEO Gunter Erfurt überraschend zurück. Im November verlor das Unternehmen dann auch noch seinen wichtigsten Kunden – ein herber Rückschlag für das ohnehin angeschlagene Geschäftsmodell.

Trotz der angespannten Lage laufen weiterhin Gespräche mit potenziellen Investoren über eine Beteiligung oder mögliche Übernahme. Zudem hält Meyer Burger das operative Geschäft mit einer vierten Fristverlängerung zur Rückzahlung einer Brückenfinanzierung aktuell am Leben.

Die Tochtergesellschaften in der Schweiz und in den USA sollen laut Konzernangaben erhalten bleiben – doch nach dem Produktionsstopp in Arizona wirkt selbst diese Aussage zunehmend fragil.

Die in Schieflage geratene Meyer Burger Technology stoppt die im Hochlauf befindliche Solarmodulproduktion in den USA.

- © Meyer Burger

Gründe für die Insolvenz der deutschen Meyer Burger-Töchter

Ein wesentlicher Grund für die wirtschaftliche Schieflage ist die starke Konkurrenz aus China. Chinesische Hersteller dominieren den globalen Markt mit Solarmodulen, die sie zu deutlich niedrigeren Preisen anbieten können. Diese aggressive Preispolitik stellt europäische Unternehmen wie Meyer Burger vor große Herausforderungen. Der ehemalige CEO Gunter Erfurt machte in Interviews wiederholt deutlich, dass europäische Anbieter kaum Chancen haben, ohne Schutzmaßnahmen oder gezielte Förderprogramme mitzuhalten.

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Hier kommt die zweite Schwachstelle ins Spiel: das politische Umfeld. Während in den USA mit dem sogenannten Inflation Reduction Act milliardenschwere Subventionen für die heimische Solarindustrie bereitgestellt werden, fehlt es in Europa an vergleichbaren Anreizen. Förderprogramme blieben aus oder wurden verschleppt. Gerade in Deutschland, wo Meyer Burger auf eine Renaissance der Solarproduktion setzte, fehlte es an verlässlichen industriepolitischen Rahmenbedingungen. Diese politische Untätigkeit hat laut Branchenkennern maßgeblich zum jetzigen Rückzug beigetragen.

Auch finanzielle Engpässe machten dem Unternehmen zunehmend zu schaffen. Bereits im Frühjahr 2025 musste in den deutschen Werken Kurzarbeit angemeldet werden. Versuche, die Standorte durch Sanierung und neue Investoren zu retten, scheiterten. Ende Mai reichte das Unternehmen schließlich Insolvenz für seine deutschen Töchter ein.

Hinzu kamen unternehmensinterne Erschütterungen. Im Spätsommer 2024 trat CEO Gunter Erfurt überraschend zurück. Nur wenige Wochen zuvor hatte Meyer Burger seinen wichtigsten Kunden verloren. Diese Ereignisse schwächten das Vertrauen von Investoren und erschwerten die laufenden Gespräche über eine Beteiligung oder Übernahme.