Halbleiter-Industrie : Infineon in der Krise: Schwache Nachfrage, Sparprogramm und unsicherer Ausblick für 2025
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Infineon-Werk in Villach
- © InfineonDer deutsche Halbleiter-Hersteller Infineon, der unter anderem ein Werk in Villach, Österreich, betreibt, sieht sich weiterhin mit schwacher Nachfrage konfrontiert. „Aktuell bieten unsere Endmärkte, mit Ausnahme von künstlicher Intelligenz, kaum Wachstumsimpulse, die zyklische Erholung verzögert sich“, erklärte Konzernchef Jochen Hanebeck am Dienstag bei einer Pressekonferenz. Mit Blick auf das Geschäftsjahr 2025 erwartet Infineon deshalb eine „verhaltene“ Entwicklung.
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Schwache Nachfrage aus der Automobilbranche
Vor allem die Automobilhersteller belasten die Lage: Sie stocken ihre Chip-Lagerbestände ab, anstatt neue Bestellungen aufzugeben. „Wir erwarten, dass sich diese Entwicklung zum Ende des Kalenderjahres noch beschleunigen wird. Außerdem stagniert der Anteil der Elektroautos in vielen Regionen, und es ist unwahrscheinlich, dass sich das in den ersten Monaten 2025 ändert“, so Hanebeck weiter. Eine Ausnahme bildet China, wo Infineon eine starke Marktposition innehat. Unsicher bleibt jedoch, wie sich eine mögliche Verschärfung des Konflikts zwischen China und den USA nach einem möglichen Wahlsieg von Donald Trump auswirken könnte.
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Die schwache Nachfrage aus der Automobilbranche wirkt sich zudem negativ auf die Auslastung der Produktionsstätten aus, was in Kombination mit Preisdruck und ungünstigen Währungseffekten die Ertragskraft von Infineon schmälert. Noch im April zeigte sich Infineon unbeeindruckt von der Nachfrageschwäche bei Elektroautos. Damals betonte das Unternehmen, dass die langfristigen Trends in der Automobilindustrie weiterhin intakt seien und man optimistisch in die Zukunft blicke. "Die Elektromobilität bleibt einer der größten Wachstumstreiber für uns, zumal im Vergleich zum Verbrennermotor hier doppelt so viele Halbleiter verbaut werden", sagte Finanzvorstand Sven Schneider damals.
Kurz vor der Veröffentlichung seiner Jahresergebnisse gab der deutsche Halbleiterhersteller Infineon bekannt, einen weiteren wichtigen Auftrag von Stellantis erhalten zu haben. Der Chiphersteller wird den internationalen Automobilkonzern mit modernen Leistungshalbleitern beliefern, die in der nächsten Generation von Elektrofahrzeugen verschiedener Marken zum Einsatz kommen sollen. Zu den von Stellantis vertretenen Marken zählen Opel, Jeep, Fiat und Peugeot. Der Konzern hat sich bei Infineon die nötigen Produktionskapazitäten für die geplanten Elektroauto-Modelle gesichert. Details zum finanziellen Umfang des Vertrags wurden von Infineon nicht bekannt gegeben.
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Sparprogramm und Investitionskürzungen
Die Kombination aus schwacher Fabrikauslastung, Preisdruck und negativen Währungseffekten setzt Infineons Ertragskraft weiter unter Druck. Um gegenzusteuern, hat das Unternehmen ein Sparprogramm gestartet. Dieses umfasst den Abbau und die Verlagerung tausender Arbeitsplätze. Zudem werden die Investitionen im laufenden Geschäftsjahr 2024/25 um 10 Prozent auf etwa 2,5 Milliarden Euro reduziert. Der Ausbau der kürzlich eröffneten Fabrik im malaysischen Kulim wird vorerst pausiert.
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Der Chiphersteller Infineon verfolgt mit seinem im Mai angekündigten Sparprogramm "Step-Up" das Ziel, jährliche Einsparungen „in hoher dreistelliger Millionenhöhe“ zu erreichen. Das Programm betrifft auch die österreichische Tochtergesellschaft in Villach.
Konzernchef Jochen Hanebeck gab bereits im August bekannt, dass insgesamt 1.400 Stellen abgebaut werden. „Für Deutschland schließen wir betriebsbedingte Kündigungen aus“, betonte Hanebeck. In diesen Abbau ist auch die zuvor kommunizierte Streichung mehrerer hundert Stellen im Werk Regensburg einbezogen.
Zusätzlich sollen weitere Arbeitsplätze in Länder mit niedrigeren Lohnkosten verlagert werden. Noch im Mai hatte eine Infineon-Sprecherin betriebsbedingte Kündigungen in Österreich ausgeschlossen. Nun ist jedoch klar, dass auch hierzulande Stellen wegfallen werden. Konkret betrifft der Sparkurs in den nächsten zwei Jahren 380 von insgesamt 6.000 Arbeitsplätzen in Österreich, wie das Unternehmen ebenfalls bereits im August bestätigte. Betriebsbedingte Kündigungen sollen dabei vermieden werden. Der Stellenabbau in Österreich reiht sich in die konzernweiten Maßnahmen ein, die darauf abzielen, die Effizienz zu steigern und die Ertragskraft angesichts der aktuellen Marktlage zu sichern.
Umsatzrückgang und schwächere Margen
Für das Geschäftsjahr 2024/25 rechnet Infineon mit einem leichten Umsatzrückgang. Bereits 2023/24 sanken die Erlöse um 8 Prozent auf 14,96 Milliarden Euro. Die Segmentergebnis-Marge soll von zuletzt 20,8 Prozent auf etwa 15 bis knapp 20 Prozent zurückgehen. Für das aktuelle Quartal prognostiziert der Konzern einen Umsatz von 3,2 Milliarden Euro und eine Marge von rund 15 Prozent.
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Die Aktien von Infineon reagierten auf die Neuigkeiten volatil und schwankten zwischen minus 2 und plus 2 Prozent, zuletzt mit einem leichten Plus von 0,5 Prozent. Analyst Janardan Menon von der Investmentbank Jefferies kommentierte: „Die Ziele für 2024/25 liegen zwar unter den Markterwartungen, aber der konservative Ausblick reduziert das Risiko weiterer Prognosesenkungen.“ In den vergangenen Monaten hatte Infineon seine Ziele für 2023/24 mehrfach angepasst.