Rosenbauer-Übernahme und KTM-Insolvenz : Rosenbauer-Aktionäre zögern: Scheitert KTM-Macher Pierer mit der Übernahme des Feuerwehrausrüsters?

Rosenbauer

Der börsennotierte Feuerwehrausrüster Rosenbauer hat im Jahr 2024 seinen Umsatz und Gewinn kräftig gesteigert und einen Auftragsrekord verbucht.

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Das Pflichtangebot des Robau-Konsortiums – bestehend aus KTM-Macher Stefan Pierer, Red-Bull-Erbe Mark Mateschitz und Raiffeisen Oberösterreich – zur Übernahme von 50,1 Prozent des Löschfahrzeugherstellers Rosenbauer stößt bislang auf verhaltenes Interesse bei den Aktionären. Laut einer Mitteilung der Robau Beteiligungsverwaltung GmbH wurden bis zum Ende der ersten Annahmefrist am 14. Februar lediglich 512.072 Aktien, was 7,53 Prozent des Grundkapitals entspricht, angedient.

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Aktionäre, die ihre Rosenbauer-Aktien noch nicht angedient haben, erhalten eine Nachfrist bis zum 20. Mai 2025. Die Angebotskonditionen bleiben unverändert: Das Robau-Konsortium bietet 35,0 Euro pro Aktie für knapp die Hälfte der Anteile an. 

Sollten sich auch in dieser Phase nicht genügend Aktionäre zum Verkauf entschließen, bleibt das Konsortium dennoch der neue Mehrheitseigentümer von Rosenbauer – allerdings mit einer geringeren Beteiligung als ursprünglich angestrebt. Dies könnte Auswirkungen auf die strategische Kontrolle und künftige Entscheidungen im Unternehmen haben.

Das sogenannte "antizipatorische Pflichtangebot" wurde durch den Plan des Konsortiums ausgelöst, sich über eine Kapitalerhöhung die Mehrheitsbeteiligung (50,1 Prozent) an Rosenbauer zu sichern. Diese Kapitalerhöhung erfolgt unter Ausschluss des Bezugsrechts für andere Aktionäre, sodass ausschließlich Robau die neuen Anteile zeichnen kann. Da diese Übernahme eine kontrollierende Mehrheit schafft, ist ein Pflichtangebot für die restlichen 49,9 Prozent der Anteile erforderlich.

Nachdem nun auch die Behörden in Kuwait die behördliche Genehmigung erteilt haben, kann die Kapitalerhöhung über die Bühne gehen.

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- © Industriemagazin

Gründe für die Zurückhaltung der Aktionäre

Die Zurückhaltung der Aktionäre gegenüber dem Pflichtangebot des Robau-Konsortiums könnte auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein. Ein zentraler Punkt ist der angebotene Preis von 35 Euro pro Aktie. Viele Investoren dürften sich fragen, ob dieser Wert tatsächlich den fairen Marktpreis von Rosenbauer widerspiegelt oder ob das Konsortium die Situation nutzt, um sich günstig eine Mehrheitsbeteiligung zu sichern. Wenn Aktionäre davon ausgehen, dass die Aktie langfristig an Wert gewinnt oder dass nach der Übernahme strategische Veränderungen anstehen, die den Kurs steigen lassen könnten, haben sie wenig Anreiz, zu verkaufen.

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Ein weiterer Aspekt ist die geplante Kapitalerhöhung ohne Bezugsrecht für bestehende Aktionäre. Normalerweise werden Kapitalerhöhungen dazu genutzt, frisches Kapital ins Unternehmen zu bringen, wobei bestehende Aktionäre das Recht haben, neue Anteile im Verhältnis zu ihrer bisherigen Beteiligung zu erwerben. In diesem Fall jedoch dürfen nur die Mitglieder des Robau-Konsortiums neue Aktien zeichnen, was dazu führt, dass ihre Kontrolle über das Unternehmen wächst, während die Beteiligung bestehender Aktionäre verwässert wird. Das bedeutet, dass Aktionäre, die ihre Anteile behalten, künftig einen geringeren Einfluss auf Unternehmensentscheidungen haben und möglicherweise einen niedrigeren Buchwert pro Aktie hinnehmen müssen.

Übernahmeangebot durch das Robau-Konsortium

Das Konsortium Robau, bestehend aus KTM-Macher Stefan Pierer, Red-Bull-Erbe Mark Mateschitz und Raiffeisen Oberösterreich, strebt eine Mehrheitsübernahme des Feuerwehrausrüsters Rosenbauer an. Am 17. Jänner 2025 legte das Konsortium ein Pflichtangebot für sämtliche Rosenbauer-Anteile vor. Der Angebotspreis beträgt 35 Euro je Aktie, was in Finanzkreisen auf gemischte Reaktionen gestoßen ist.

Die Annahmefrist für das Übernahmeangebot endete am 14. Februar 2025. Aktionäre, die das Angebot nicht fristgerecht annehmen, haben allerdings noch eine dreimonatige Nachfrist, um sich zu entscheiden. Ziel des Konsortiums ist es, mindestens 50,1 % der Anteile zu übernehmen, um die strategische Kontrolle über das Unternehmen zu erlangen. Da das Pflichtangebot aufgrund der angestrebten Mehrheitsbeteiligung gesetzlich erforderlich wurde, bleibt abzuwarten, ob sich genügend Aktionäre für einen Verkauf entscheiden.

Auswirkungen auf Mitarbeiter und Standorte

Durch die geplante Kapitalerhöhung um 3,4 Millionen neue Aktien zu je 35 Euro wird Rosenbauer voraussichtlich einen Bruttoerlös von 119 Millionen Euro erzielen. Diese Mittel sollen die Eigenkapitalbasis stärken und zukünftiges Wachstum ermöglichen. Sebastian Wolf, CEO von Rosenbauer, betonte: „Mit dem Erlös aus der Kapitalerhöhung stärken wir unsere Eigenkapitalbasis und legen das Fundament für zukünftige Wachstumschancen.“

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Das Robau-Konsortium plant, nach erfolgreicher Übernahme Vertreter in den Aufsichtsrat von Rosenbauer zu entsenden. Geplant ist der Eintritt von Stefan Pierer, Mark Mateschitz, Friedrich Roithner und Gernot Hofer in den Aufsichtsrat, vorbehaltlich der Wahl durch die Hauptversammlung. Stefan Wagner soll im Aufsichtsrat verbleiben.

Laut der Angebotsunterlage beabsichtigt die Bieterin nicht, im Zusammenhang mit der Übernahme Änderungen in Bezug auf die Beschäftigungssituation oder die Standorte von Rosenbauer vorzunehmen. Es wurde zugesichert, die Produktionsstandorte in Leonding und Neidling aufrechtzuerhalten, die Unternehmensleitung an einem der bestehenden Standorte in Österreich zu belassen und die Forschungs- & Entwicklungsabteilung überwiegend in Österreich zu behalten.

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Rosenbauer-CEO Sebastian Wolf - © Rosenbauer

Managementfehler, Cyberangriff und verzögerte Kapitalsanierung – Wie es zur Übernahme kam

Die Stammwerke von Rosenbauer befinden sich in Leonding, doch das internationale Netzwerk des Unternehmens erstreckt sich von den USA über Singapur bis nach Saudi-Arabien und Kuwait. Genau in diesen beiden Ländern liegt der Hauptgrund für die Verzögerung der dringend benötigten Kapitalsanierung. Behördliche Genehmigungen aus Saudi-Arabien und Kuwait lassen auf sich warten – und damit verschiebt sich auch der Startschuss für die finanziellen Sanierungsmaßnahmen von Rosenbauer weiter nach hinten.

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In den vergangenen Jahren geriet Rosenbauer durch schwere Managementfehler in eine wirtschaftliche Krise. Vor allem Fixpreise beim Verkauf fertiger Fahrzeuge, kombiniert mit stark steigenden Material- und Energiekosten, führten zu erheblichen finanziellen Verlusten. Parallel dazu verursachte die Umstellung von der Einzel- auf eine Serienfertigunghohe Umstrukturierungskosten, die das Unternehmen zusätzlich belasteten.

Doch damit nicht genug: Anfang 2023, als Rosenbauer seine Produktion nach den Umstrukturierungen wieder hochfahren wollte, wurde das Unternehmen Opfer eines Cyberangriffs. Dieser legte die IT-Infrastruktur tagelang lahm und führte zu wochenlangen Produktionsausfällen.

Mit einem Eigenkapital von nur noch 15 % zu Beginn des Jahres 2024 – ein Wert, der deutlich unter der als gesund geltenden 30-Prozent-Marke liegt – geriet Rosenbauer unter Druck. Die Banken forderten eine Kapitalaufstockung, um die finanzielle Stabilität zu sichern.

Da die weitverzweigte Eigentümerfamilie nicht in der Lage oder nicht bereit war, zusätzliches Kapital bereitzustellen, wurde nach einer externen Lösung gesucht. Diese fand sich schließlich im österreichischen Robau-Konsortium, das aus Stefan Pierer, Red-Bull-Erbe Mark Mateschitz, der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich und der Invest Unternehmensbeteiligungs AG besteht.

Rosenbauer-Werk in Leonding

- © Rosenbauer

Wie kann Stefan Pierer trotz KTM-Insolvenz Rosenbauer übernehmen?

Angesichts der Insolvenz von Pierer Industrie und KTM stellt sich die Frage: Wie ist es möglich, dass Stefan Pierer dennoch bei Rosenbauer einsteigt?

Der Kapitalanteil von Pierer wurde bereits seit Frühherbst 2024, also noch vor der KTM-Insolvenz, auf einem Treuhandkonto geparkt. Das bedeutet, dass das Geld formal nicht mehr Teil seines unmittelbaren Vermögens war, als die finanzielle Schieflage von KTM offiziell wurde.

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Laut einem Bericht der Tageszeitung „Die Presse“ handelt es sich bei den kolportierten 40 bis 50 Millionen Euro, die Pierer für den Rosenbauer-Einstieg aufgebracht hat, jedoch um kreditfinanzierte Mittel. Das bedeutet, dass die finanzierenden Banken ein starkes Interesse daran haben, dass der Deal zustande kommt.

Sollte der Einstieg Pierers scheitern, würden diese 40 Millionen Euro in die KTM-Insolvenzmasse fließen – was zur Folge hätte, dass die Bankschulden von KTM weiter steigen. Die Banken hätten also nicht nur einen weiteren Zahlungsausfall zu verkraften, sondern auch weniger Einfluss auf eine mögliche Sanierung. Deshalb dürfte es im Interesse aller Beteiligten liegen, dass die Übernahme von Rosenbauer durch das Robau-Konsortium erfolgreich abgeschlossen wird.

Stefan Pierer auf KTM-Motorrad
Stefan Pierer - © Sebastian Reich / Verlagsgruppe News / picturedesk.com

Gewinn- und Umsatzsprung bei Rosenbauer

"Wir sind weltweit die Nr. 1 im Brand- und Katastrophenschutz", heißt es selbstbewusst auf der Homepage des oberösterreichischen Feuerwehrausrüsters Rosenbauer. In 150 Ländern dieser Welt fahren Feuerwehrfahrzeuge aus Oberösterreich, in 120 davon ist Rosenbauer mit einem Servicenetzwerk vertreten. Neben Fahrzeugen verkauft Rosenbauer auch noch ein breites Spektrum von Bekleidung für Feuerwehrleute bis hin zu Tauchpumpen und Stromerzeugern. 

Nun konnte der börsennotierte Feuerwehrausrüster im Geschäftsjahr 2024 nach zahlreichen Nehativ-Meldungen in den letzten Monaten ein deutliches Wachstum erzielen. Der Umsatz stieg um über 20 % auf 1,307 Milliarden Euro, während das operative Ergebnis um fast 75 % auf 65,2 Millionen Euro zulegte. Der Gewinn vor Steuern wuchs von 7,0 auf 24,0 Millionen Euro, wie das oberösterreichische Unternehmen am Freitag mitteilte. Zudem verzeichnete Rosenbauer einen Auftragsbestand von 2,8 Milliarden Euro – ein neuer Höchstwert.

Laut Unternehmensmitteilung konnten alle Vertriebsregionen – insbesondere Europe, Americas sowie Middle East & Africa – ihr Geschäftsvolumen 2024 deutlich steigern. Ein besonderer Erfolg war der langfristige Rahmenvertrag mit der deutschen Bundeswehr zur Lieferung von bis zu 60 Flughafenlöschfahrzeugen des Typs "Panther". Die ersten 35 "Panther 8x8" sollen bis 2029 ausgeliefert werden.

Der Auftragsbestand lag zum 31. Dezember 2024 bei 2,279,8 Millionen Euro (Vorjahr: 1,788,0 Millionen Euro) und überstieg damit deutlich den Konzernjahresumsatz. Dies sichert die Auslastung bis mindestens 2026. Für 2025 plant Rosenbauer eine weitere Steigerung von Umsatz und Ergebnis. Der Vorstand rechnet mit einem Umsatz von rund 1,5 Milliarden Euro sowie einer EBIT-Marge von über 6 %.

Pierer-Pleite: Wer „saniert“ jetzt eigentlich Rosenbauer?