Weil KTM solides Wachstum verzeichnete, waren im Kapfenberger Getriebewerk des Leichtbaufertigers Pankl lange Jahre nahezu sämtliche Kapazitäten für den Großkunden belegt. Als Folge der Insolvenz des Motorradbauers und den Nachwehen der Autokrise bietet sich heute ein anderes Bild im Werk: "Wir liegen bei 60 bis 70 Prozent Auslastung, das ist natürlich steigerbar", sagt CEO Wolfgang Plasser. Mit dem Wiederanlauf der Produktion für KTM - noch für März vorgesehen - erwartet er sich Linderung des Auslastungsproblems. Und Plasser hat schon in der Vergangenheit eine Möglichkeit geschaffen, personelle Einschnitte abzuwenden.
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Die Lösung liegt nur 500 Meter Luftlinie entfernt - in Form des 2023 fertiggestellten Luftfahrtwerks Kapfenberg. Dort verzeichnet Pankl - neben den für gute Auslastung sorgenden Geschäftsfeldern Rennsport und Luxussegment - gerade einen Boom. Statt in den Segmenten neue Mitarbeiter aufzunehmen, wurden 29 Fachkräfte in die umliegenden Pankl-Werke transferiert, davon rund zehn in das Luftfahrtwerk. Diese fertigen nun Leichtbau-Antriebskomponenten und -systeme für die Luftfahrtindustrie, darunter Hubschrauberbauteile und Triebwerkskomponenten für zivile und militärische Nutzung. Ein Vorteil, wenn wesentliche Standards - bis zum ERP - standortübergreifend umgesetzt sind. "Die Dokumentation ist vielleicht anders, aber ein Zerspaner zerspant Fahrzeug- und Luftfahrtkomponenten auf die gleiche Weise", sagt Plasser.
Der im Defence-Bereich zehn bis 15 Prozent Wachstum für das Unternehmen als realistisch erachtet. "Den militärischen Sektor haben wir vor zehn Jahren kaum beachtet, zumeist waren es Geschäfte, die im Zuge von zivilen Luftfahrtaufträgen mitgelaufen sind", sagt Plasser. Den spezifischen militärischen Umsatz - mit Lösungen für Militärfahrzeuge, Hubschrauber, Jets und Drohnen - beziffert er mit zumindest 20 Millionen Euro pro Jahr. Für das FARA-Programm der U.S. Army - genauer: den Helikopter Bell Invictus 360 - hat Pankl Aerospace Systems etwa am kalifornischen Standort Cerritos Mainrotor Masts gefertigt. Für französische und italienische Kunden würden die abgefragten Umfänge im Bereich Helikoptertechnologien aktuell zunehmen. "Das ist sehr positiv für uns, weil es natürlich einen Beschäftigungseffekt bringt", sagt Plasser.