Kriegsgerät : Streit um Drohne Euro Hawk: Könnte EADS-Tochter Cassidian profitieren?

Der deutsche Verteidigungsminister Thomas de Maiziere (CDU) gerät nun auch von Industrieseite unter Druck: Die Lieferanten der Aufklärungsdrohne Euro Hawk üben harsche Kritik an dem Ende des Projekts. Sowohl der Chef der EADS-Tochter Cassidian als auch der Vizepräsident des US-Rüstungskonzerns Northrop Grumman kritisierten im Euro-Hawk-Untersuchungsausschuss, das Verteidigungsministerium habe mit dem Verzicht auf die Bestellung der Aufklärungsdrohne den teuersten Weg für den deutschen Steuerzahler gewählt. Gegensätzliche Standpunkte der KritikerDe Maiziere, der kommenden Mittwoch selbst im Ausschuss auftreten muss, hatte den Verzicht auf die Bestellung des Euro Hawk mit Hinweis auf drohende Mehrkosten im Mai angeordnet. Das von Cassidian gelieferte Aufklärungssystem ISIS soll noch bis Ende September getestet werden. ->galerie<-Damit argumentieren die Industrievertreter völlig anders als die deutsche Opposition, die de Maiziere vorwirft, er hätte das Drohnen-Projekt bereits früher abbrechen sollen. "Ich hätte einen Abbruch auch 2010 nicht für sinnvoll gehalten, genauso wenig wie ich es jetzt für sinnvoll halte", sagte der Vorstandsvorsitzende der EADS-Tochter Cassidian, Bernhard Gerwert, im Untersuchungsausschuss. "Ich rate, unbedingt an dem Programm festzuhalten", sagte auch Janis Pamiljans von Northrop Grumman. Könnte Cassidian vom Ende des Projekts profitieren? Einige Abgeordnete deuteten in ihren Fragen an, Cassidian könnte Interesse an dem Ende des Euro-Hawk-Projekts haben, um nun selbst neben ISIS auch die Drohnen-Plattform zu liefern. Außerdem sind in den vergangenen Tagen in Deutschland dahin gehende Medienberichte aufgetaucht. Dem widersprach Gerwert. Sein Hinweis: Mit einer europäischen Alternative zu dem US-Produkt sei nicht vor 2022 zu rechnen."Richtig sind 193 Millionen Euro Mehrkosten"Beide Industrievertreter widersprachen auch ausdrücklich der Annahme des Ministeriums, für eine Serienproduktion seien Mehrkosten von 600 Millionen Euro erforderlich, um eine Flugzulassung für die Drohne zu erhalten. "Richtig sind vielmehr 160 bis 193 Millionen Euro, das haben wir dem Ministerium auch schriftlich mitgeteilt", betonte der stellvertretende Northrop-Grumman-Chef. Bis heute habe er keine Antwort erhalten. Die Sprecher der Rüstungskonzerne gaben den deutschen Zulassungsbehörden eine Mitschuld an den Problemen. Sie sollten künftig prüfen, ob eine etwa in Frankreich oder den USA erteilte Zulassung für den Luftverkehr nicht ausreiche. (reuters/apa/pm)