Personalia : Patriot, Fußballfan, Topverdiener - Peter Löscher im Portrait

"Kärntner soll bei Siemens aufräumen", titelte die "Kleine Zeitung", als der aus Villach stammende Topmanager Peter Löscher anno 2007 vom Pharmagiganten Merck als Vorstandsvorsitzender zu Siemens gewechselt war. Untertitel: "Ein Villacher im deutschen Industrie-Olymp". Ein Aufräumen scheint dem Österreicher beim Riesenunternehmen nicht gelungen zu sein, die Euphorie ist verflogen - Löscher wird am Mittwoch offiziell vorzeitig abgesetzt werden, beschloss der Siemens-Aufsichtsrat am Samstag. Geschäftstermine mit Merkel, Obama, Putin"Ich bin mit ganzem Herzen Österreicher", betonte Löscher im selben Blatt, nachdem er das Große Goldene Ehrenzeichen der Republik Österreich erhalten hatte. "Ich glaube, was uns Menschen in Österreich ganz besonders auszeichnet, ist Weltoffenheit und - gleichzeitig - die Verbundenheit mit unserer Heimat. Ich bin davon überzeugt, dass sich in der Welt nur der erfolgreich behaupten kann, der tiefe Wurzeln hat. Dazu zählt für mich neben meiner Familie auch ganz besonders meine österreichische Heimat." 2011 war Löscher auch "Auslandsösterreicher des Jahres".Getroffen hat Löscher in seiner Karriere Politiker wie US-Präsident Barack Obama oder auch den damaligen russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin. Schließlich wurde Löscher auch in Russland mit einer hohen staatlichen Auszeichnung geehrt. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel traf er schon Tage nach seinem Amtsantritt als Siemens-Vorstandschef am 1. Juli 2007. Seither galt Löscher als ein wichtiger Berater der Kanzlerin.Vorerst feierte der bekennende Fußballfan, der Siemens gern als "grünen Infrastrukturgiganten" bezeichnete, bei den Technoligieriesen Erfolge. Nachdem er aber - wegen zuletzt immer umstrittenerer Entscheidungen - immer mehr an den Spielfeldrand gedrängt wurde, geriet er nun offensichtlich ins Abseits. Nun muss Löscher seinen Hut nehmen - in der ersten Halbzeit seiner Vorstandszeit, denn sein Vertrag war erst im Juli 2011 bis 2015 verlängert worden. Finanziell hat Löscher ausgesorgt Finanziell braucht sich Löscher wohl länger keine Sorgen zu machen, gehörte er doch immer zu den bestverdienenden Topmanagern in Deutschland - wenn er auch im vergangenen Jahr mit 7,84 Mio. Euro Jahresgehalt "nur" auf Platz 3 unter den DAX-Unternehmensmanagern landete.Auch wird der bald 56 Jahre alte Löscher, geboren am 17. September 1957, laut Nachrichtenagentur Reuters gemäß den Vergütungsregeln bei Siemens bei einvernehmlichem Ausscheiden zwei Jahresgrundgehälter inklusive Bonus erhalten, was sich im Fall des Österreichers auf 6,7 Millionen Euro summiert. Hinzu komme eine Spritze für sein Pensionskonto über gut 2,2 Millionen Euro sowie anteilig der - noch nicht festgelegte - Bonus für das laufende Geschäftsjahr.Dass Löscher Fußballfan ist, verwundert übrigens nicht: Sowohl der Großvater als auch der Vater seiner aus Spanien stammenden Ehefrau, mit der er zwei Töchter und einen Sohn hat, waren laut "Wirtschaftswoche" Präsidenten des FC Barcelona. Daneben mag Löscher auch das Skifahren und sammelt moderne Kunst.Ursprünglich unter anderem als Korruptionsbekämpfer im Konzern gefeiert, soll zuletzt Spott aufgekommen sein: Wegen Personalkürzungsplänen, ohne konkrete Zahlen zu nennen, was die Verunsicherung steigerte, soll Löscher als "Aus-Löscher" bezeichnet worden sein.Einige wenige Anmerkungen zu KärntenPolitisch hielt sich Löscher meist vornehm zurück. Zur Kärntner Ortstafelproblematik meinte er 2009, dass "Ortstafelkriege Themen von gestern" seien. Eine visionäre Zukunftsausrichtung des Landes sei viel wichtiger als Huldigungen der Vergangenheit, sagte er der "Kleinen Zeitung" auf die damalige Jörg-Haider-Ausstellung angesprochen, nachdem Haider bei einem Unfall ums Leben gekommen war. Den Personenkult könne er als "stolzer Kärntner nicht nachvollziehen".Aufgewachsen ist Löscher in Villach. Sein Vater war ein Sägewerksbetreiber. Die Matura legte er 1957 ab, dann studierte Löscher in Wien Betriebswirtschaftslehre. 1984 schloss er mit einer Diplomarbeit zur anbieterinduzierten Nachfrage im ambulanten medizinischen Bereich ab. 1985/86 war Löscher in der Wirtschaftskammer tätig (Stipendat) und studierte in Hongkong, wo er einen Abschluss als MBA holte.Die beruflichen Stationen - zuletzt Deutsche BankBeruflich ging es ab 1987 über den Pharmakonzern Hoechst zum Pharmakonzern Amersham, der von General Electric übernommen wurde, womit Löscher in den Vorstand von General Electric kam. 2006 ging es weiter zum US-Pharmariesen Merck - danach zu Siemens. Die nächste berufliche Station Löschers ist offen. Seit Mai 2012 ist er auch Aufsichtsratsmitglied bei der Deutschen Bank. (Von Philip Stotter/APA/pm)