Standorte : Mitsubishi sucht neuen Standort für ein Motorenwerk in Europa

Die Slowakei ist im Rennen um den bereits fünften Autobauer im Land. Der japanische Autokonzern Mitsubishi will sein neues Werk für die Fertigung von Motoren in Europa bauen und als künftiger Standort für die Top-Investition im Wert von rund 200 Mio. Euro kommt neben Rumänien oder Ungarn auch die Slowakei in Frage, wie slowakische Medien berichten.

Die definitive Entscheidung der Japaner sollte demnach noch vor Jahresende 2017 fallen. Mitsubishi hatte die Slowakei bereits 2013 als Zielland seiner Investitionen ins Visier genommen, Konzernvertreter hatten zu der Zeit ihre Pläne auch schon mit der Regierung des Sozialdemokraten Robert Fico konsultiert. Aktuelle Gespräche wurden vonseiten des Wirtschaftsministeriums in Bratislava vorerst nicht bestätigt.

Produktionsstart ab Mitte 2018 geplant

In der Zwischenzeit konnte die Slowakei eine Mega-Investition von Jaguar Land Rover für 1,4 Mrd. Euro für die westslowakische Region Nitra gewinnen. Der britische Autobauer hat mit dem Bau seiner neuen Fabrik erst kürzlich begonnen, die ersten Autos sollen schon im zweiten Halbjahr 2018 von den Fließbändern rollen.

Im Vorjahr siedelte sich im ostslowakischen Kosice auch der japanische Autozulieferer Minebea an.

Die bisher größte Auslandsinvestition in der Slowakei in diesem Jahr ist die erst vor wenigen Tagen bestätigte Eröffnung eines neuen Logistik-Zentrums des Internetgiganten Amazon im Industriepark beim westslowakischen Sered, wo bereits im dritten Quartal dieses Jahres rund 1.000 neue Arbeitsplätze entstehen sollen.

Slowakei ist im Verhältnis zur Einwohnerzal weltweit größter Autoproduzent

Gemessen an der Einwohnerzahl ist die Slowakei schon jetzt der weltweit größte Autoproduzent überhaupt, im Vorjahr wurden laut Angaben des Autoindustrieverbandes ZAP 191 Autos pro 1.000 Einwohner hergestellt. Zunehmend beklagen aber Firmen aus der Autobranche immer akuteren Arbeitskraftmangel.

Jaguar Land Rover hatte sich für das westslowakische Nitra entschieden, obwohl in unmittelbarer Nähe der etablierte Autokonzern PSA Peugeot Citroen angesiedelt ist und in der Westslowakei mit Volkswagen auch der größte Autobauer im Land produziert. Im unweiten Zilina in der Mittelslowakei wirkt wiederum der koreanische Kia-Konzern. Allein diese Autofabriken werden in den nächsten vier Jahren rund 14.000 neue Mitarbeiter brauchen, wobei diese schon jetzt als Mangelware gelten.

"Kein Platz mehr für einen fünften Autobauer Westslowakei"

In der Westslowakei ist daher für einen fünften Autobauer kein Platz mehr, warnte bereits in Zusammenhang mit der eventuellen Mitsubishi-Investition die ZAP. Nur im Landesosten könnte der japanische Autoproduzent noch problemlos genügend qualifizierte Arbeitskräfte finden. Auch die dortige schwächere Infrastruktur müsste laut ZAP-Vizepräsident Jaroslav Holecek kein Problem sein, da Motoren, ähnlich wie Getriebe, nicht 'just-in-time' produziert werden. Das habe auch der erfolgreich wirkende Getriebebauer Getrag Ford im ostslowakischen Kechnec gezeigt.

Chancenlos ist die Slowakei im Wettstreit um Mitsubishi daher nicht. Neben einem dichten Netz von Autozulieferern sowie genügend qualifizierter Arbeitskraft im Landesosten könnten vor allem interessante Finanzsubventionen vonseiten des Staates zum Trumpf des kleinen EU-Landes werden, ähnlich wie es bei Jaguar Land Rover der Fall war. (APA/red)