Unsicherheit steigt : Insolvenz-Prognose: Wie viele Firmen 2011 Pleite gehen

Insolvenz Pleite Konjunktur Rezession Krise
© Adobe Stock

„Einerseits gehen die Insolvenzen in mehr als der Hälfte der Länder zurück, andererseits bleiben sie gerade bei uns in Europa auf hohem Niveau. Zudem können wir noch nicht sagen, ob und wie sich die Schuldenkrise auf die Insolvenzen auswirken wird“, sagt Bettina Selden, Vorstand der österreichischen Euler Hermes-Tochter Prisma. Insolvenzrückgang ist uneinheitlichTrotz aktueller Krisensituation in einzelnen Ländern, kann man sich über rückläufige Insolvenzen freuen. Bei Prisma sieht man den Rückgang nicht nur im Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Erholung, sondern vor allem mit den erheblichen Anstrengungen der Unternehmen selbst. Viele Unternehmen haben umstrukturiert und sind auf dem richtigen Weg. Stützungsmaßnamen und sektorale Hilfen haben ihr Übriges getan. Viele Länder, die sich als Motoren des Wirtschaftswachstums erweisen, verzeichnen einen deutlich stärkeren Rückgang als Europa. Dazu zählen die USA und asiatisch-pazifische Länder wie etwa China. Auf unserem alten Kontinent fällt der Rückgang der Unternehmenspleiten bescheidener aus. Kaut KSV ging in Westeuropa ging die Zahl der Unternehmenspleiten 2010 in Summe um rund 2 Prozent zurück, nachdem sie 2009 um 19 Prozent angestiegen war. Also eine leichte Entspannung, aber definitiv noch auf hohem Niveau. Österreich weiterhin auf hohem NiveauDie österreichische Wirtschaft hat vom wieder anspringenden Konjunkturmotor profitiert, die Exporte steigen kräftig an – insbesondere nach Deutschland. Letztes Jahr sind die Insolvenzen bereits um 7,6 Prozent gesunken. Dieser Trend wird sich 2011 in abgeschwächter Form fortsetzen, meint Prisma: Die Pleiten werden um weitere 3 Prozent abnehmen. Mit etwa 6.200 Insolvenzen hat Österreich eine gute Chance Vorkrisenniveau zu erreichen. „Trotzdem gilt: Betrachtet man die Anzahl der Insolvenzen im Verhältnis zur Anzahl der gesamten Unternehmen, hat Österreich mit 2,1 Prozent eine der höchsten Insolvenzquoten in Europa“, warnt Selden. Sorge um Griechenland und PortugalVor dem Hintergrund der Krisensituation in Griechenland und Portugal ist es wenig überraschend, dass sie Spitzenreiter beim Insolvenzzuwachs sind. In Griechenland werden die Pleiten 2011 um weitere 20 Prozent und in Portugal um 10 Prozent zunehmen. Wichtigste HandelspartnerWährend sich die Trendwende in Deutschland (-8,7 Prozent für 2011) klar bestätigt hat, muss Italien auch dieses Jahr einen weiteren – aber im Vergleich zum Vorjahr, viel geringeren - Insolvenzanstieg verkraften. Insgesamt werden 11.600 Unternehmen bis Jahresende das Geld ausgehen. Das sind knapp 2 Prozent mehr als im Jahr davor. „Somit bleibt die Gefahr von Forderungsausfällen in Italien bestehen“, sagt Selden. Mittel- und OsteuropaEinen positiven Ausblick kann Selden für Mittel- und Osteuropa geben. Nur in Tschechien werden die Insolvenzen auch 2011 um etwa 11 Prozent zunehmen. In Tschechien hinken die Insolvenzzahlen der allgemeinen wirtschaftlichen Erholung hinterher. Die Unternehmen konnten bis dato noch nicht genug vom wirtschaftlichen Aufschwung profitieren und kämpfen mit niedrigen Renditen. „2012 könnte aber die Trendwende bringen“, sagt Selden. Bei den drei baltischen Staaten erwarten die Experten ebenso einen Rückgang. In Lettland sogar um 30 Prozent. In Ungarn werden die Insolvenzen um knapp 24 Prozent auf 13.500 Fälle sinken. Die Slowakei kann immerhin noch einen Rückgang von 21 Prozent verbuchen. USA und ChinaNachdem die Insolvenzen in den USA 2009 noch nie da gewesene Höhen erreicht haben, werden sie nach einem Minus von 7,5 Prozent im Jahr 2010 dieses Jahr um weitere 13 Prozent zurückgehen. Es sind aber immer noch 49.000 Unternehmen, die bis Ende des Jahres bankrott sein werden. Währenddessen freut man sich in China über ein sehr geringes Insolvenzniveau, das dieses Jahr um weitere 20 Prozent sinken wird. „Hier ist aber zu bedenken, dass der Schein trügen kann: Insolvenzverfahren werden in China nach wie vor nicht in Anspruch genommen. Nur internationale Unternehmen (wie etwa East Star Airlines) oder im Staatsbesitz stehende Unternehmen gehen wirklich den offiziellen Weg“, sagt Selden. Prisma reagiert mit mehr Risikoübernahme„Seit Ende letzten Jahres beobachten wir verbesserte Bonitäten bei den Unternehmen. Dadurch können wir wieder mehr Risiko in unsere Bücher nehmen. Unser Obligo ist seit Jahresbeginn um mehr als 1 Milliarde Euro auf knapp 18 Milliarden angestiegen“, sagt Selden. Gleichzeitig warnt sie aber vor Forderungsausfällen: „Auch wenn die Zahle der Insolvenzen zurückgeht, bleibt das Gesamtniveau hoch.“