OMV-Chef : Insiderhandel: Jetzt droht Ruttenstorfer Anklage

Wolfgang Ruttensdorfer
© Helene Waldner

"Die Staatsanwaltschaft hat sich der Meinung der Finanzmarktaufsicht angeschlossen" erklärte der OMV-Chef am Mittwoch gegenüber Journalisten. Dabei ging es um einen umstrittenen Aktienkauf des OMV-Chefs vor rund eineinhalb Jahren - unmittelbar vor dem Ausstieg der OMV beim ungarischen Konkurrenten MOL: Ruttenstorfer soll, so der Vorwurf, am 23. März OMV-Aktien erworben haben. Am gleichen Tag hat ihn das Nachrichtenmagazin "profil" mit der Aussage "Wir haben derzeit nicht vor, sie (die MOL-Anteile, Anm. der Redaktion) zu verkaufen. Heuer werden wir sie durchaus behalten" zitiert. Am 30. März gab die OMV allerdings bekannt, ihre MOL-Anteile doch zu verkaufen, was die FMA - und offenbar auch die Staatsanwaltschaft - für eine kursrelevante Aktion halten. Die Aktie legte in der Folge 3,33 Prozent auf 25,1 Euro zu, während der ATX an diesem rabenschwarzen Börsentag 4,16 Prozent verlor. Ruttenstorfer dürfte, so rechnete die Tageszeitung "Wirtschaftsblatt" damals vor, mit dem Kauf einen Buchgewinn von 44.705,5 Euro gemacht haben. Die Argumentation Ruttenstorfers, dass es sich bei dem Kursgewinn um einen Buchgewinn gehandelt habe, der nicht realisiert wurde, hält die FMA übrigens für irrelevant. Es gehe nicht darum, ob ein Gewinn erzielt wurde, sondern ob eine missbräuchliche Verwendung von Insiderinformationen vorliege, heißt es. Das Delikt des Insiderhandels, auf das die Staatsanwaltschaft mit Ihrem Klagsantrag abzielt ist in Paragraf 48 des Börsengesetzes geregelt. So genannten "Primärinsidern", die einen Vermögensvorteil von über 50.000 Euro erzielen, droht bis zu fünf Jahren Haft. Zumindest nach Wirtschaftsblatt-Berechnungen liegt der OMV-General jedoch unter dieser Grenze. Ruttenstorfer gibt sich angesichts der Entscheidung der Staatsanwaltschaft, Anklage zu erheben, gelassen. Er hat wiederholt beteuert, dass die Verhandlungen mit den Käufern des MOL-Anteils erst am 26. März begonnen hätten. Hinweise, wonach es schon am 15. März in Wien am Rande eines OPEC-Treffens erste Kontakte mit Surgutneftegaz, dem zukünftigen Käufer gegeben hätte, kontert er mit der Behauptung, damals sei noch nicht über den Verkauf gesprochen worden. "Ich bin überzeugt, dass der Aktienkauf damals korrekt und im Einklang mit den Vorschriften erfolgte", sagte Ruttenstorfer heute. Nun muss der Aufsichtsrat über den Verbleib des OMV-Chefs entscheiden. Sein Vertrag läuft im April 2011 aus. Eine Einigung über das Auslaufen wurde übrigens nur vier Tage vor dem nunmehr gerichtsanhängigen Aktienkauf im Aufsichtsrat gefunden. Rückendeckung erhielt der OMV-Chef am Donnerstag vom Kleinanlegervertreter Wilhelm Rasinger. Der ortet bei Ruttenstorfer lediglich eine "Ungeschicklichkeit". Er sehe darin keinen großen Skandal oder beabsichtigte Handlungen, um Aktionären oder Gesellschaft zu schaden, wie Rasinger im Hörfunk-Morgenjournal sagte. Es sei immer problematisch, wenn Manager mit Aktien der eigenen Gesellschaft handelten. Er hielte es für besser, würden Manager grundsätzlich nur zu bestimmten Zeitpunkten zukaufen, etwa bei Kapitalerhöhungen. Er sei weder Richter noch Staatsanwalt, räumte Rasinger ein, aber "aus meiner Sicht der Faktenlage ist die Suppe sehr, sehr wässrig". Er würde sich wünschen, dass Anlegerskandale wie Meinl oder jetzt auch die Causa A-Tec mit selber Intensität behandelt würden. (APA, rl)