IV : Industriellenvereinigung macht sich für ältere Arbeitnehmer stark

Der latente Mangel an Fachkräften verbessert die Jobaussichten für ältere Arbeitnehmer. Die Industriellenvereinigung macht sich bereits für die 50-plus-Generation stark und fordert von der Politik verbesserte Rahmenbedingungen. "Ältere gemeinsam länger im Arbeitsprozess zu halten, ist wegen des zunehmenden Fachkräftemangels unerlässlich", sagte IV-Generalsekretär Christoph Neumayer heute, Montag.

Viele Betriebe hätten das längst erkannt. "Es braucht aber einer gemeinsamen Anstrengung - nicht nur der Unternehmer, sondern auch der Politik, damit wir diese Herausforderung gemeinsam annehmen können", so Neumayer. Die Lohnnebenkosten müssten runter, das Pensionsantrittsalter rauf.

Über 50-Jährige sind "Know-how-Träger"

Die Beschäftigungsgruppe der über 50-Jährigen sollte unbedingt länger im Unternehmen gehalten werden, betonte der Ausschussvorsitzende für Arbeit und Soziales in der IV, Veit Schmid-Schmidsfelden. "Das sind ja Know-how-Träger, die für unsere Industrie essenziell wichtig sind", betonte er.

"Für das Wachstum unseres Unternehmens brauchen wir die 50-plus-Generation - deren Erfahrung, Gelassenheit und Loyalität", strich auch der Geschäftsführer der BMW Motoren GmbH, Gerhard Wölfel, hervor. "Sie ist eines der wesentlichen 'Assets' in unserem Land." Für den Aufbau neuer BMW-Werke beispielsweise in Mexiko und Brasilien greife der Konzern auf ältere Mitarbeiter zurück. Der Autohersteller sei sich dieses Themas bereits seit 15 Jahren bewusst.

In Österreich belasteten allerdings die hohen Lohnnebenkosten die Möglichkeit, Mitarbeiter zusätzlich einzustellen, kritisierte Schmid-Schmidsfelden. Der Abgabenteil mache hierzulande 49,1 Prozent der gesamten Personalkosten aus - der OECD-Schnitt liege aber bei nur 35,8 Prozent. "Die Lohnnebenkosten sind immer noch zu hoch", so der Industrielle.

Ein weiteres Hemmnis seien das gängige Senioritätsprinzip und die Biennalsprünge in den Firmen: "Dass Ältere mehr verdienen sollen, ist ein Zugang, der veraltet ist", meint Schmid-Schmidsfelden. Bei vergleichbarer Arbeit sei dieses Prinzip hinfällig.

Arbeitszeiten sollen flexibler werden

Auch die Arbeitszeiten sollten etwas flexibler werden. Die Industriellenvereinigung wünscht sich eine Ausdehnung der Höchstarbeitsgrenze von 10 auf 12 Stunden pro Tag - "natürlich bei einer gleichzeitigen Begrenzung der Wochenarbeitszeit auf maximal 50 Stunden", betonte der Unternehmer. Die 50 Stunden gelten schon als Kompromiss und stehen auch bereits im Koalitionspapier. Die IV will eigentlich um 10 Stunden mehr. "Für die Flexibilisierung und um Auftragsspitzen zu packen, brauchen wir die 60 Stunden maximale Wochenarbeitszeit", räumte Schmid-Schmidsfelden ein.

Ein Dorn im Auge sind den Arbeitgebern aus der Industrie aber vor allem die derzeitigen Anreize, früh in Pension zu gehen. Von den 126.618 Neueintretenden hätte nur ein Viertel (24,5 Prozent) auch tatsächlich nicht mehr arbeiten können, rund drei Viertel aber sehr wohl. "Die Anreize sind falsch - wir brauchen diese Mitarbeiter für die Wertschöpfung", so der Industrielle. Die IV fordere seit Jahren eine Reform des Pensionssystems.

An die Politik richtet die IV die "große Bitte", die Teilpension zu ermöglichen. Ältere könnten beispielsweise nur 50 Prozent der ihnen zustehenden Pension beziehen, dafür aber mehr als nur bis zur Geringfügigkeitsgrenze von 395 Euro dazuverdienen. Gleichzeitig ist die Industrie für eine "weitere Einschränkung der Kündigungsschutzbestimmungen" bei älteren Arbeitnehmern.

Ältere Mitarbeiter nehmen jüngeren laut Neumayer keineswegs Jobs weg. "Alle Untersuchungen zeigen, dass Ältere nicht Jüngere verdrängen." Ausschlaggebend seien Bildungsqualifikationen. Die Arbeitslosigkeit der über 50-Jährigen liege (nach nationaler Berechnung) bei 8,1 Prozent - also gleich hoch wie die Jugendarbeitslosigkeit (8,2 Prozent). (APA)