Irre Bürostories : Ich arbeite immer noch in einem Irrenhaus
Manche Geschichten mag man gar nicht glauben. Zum Beispiel, dass ein Unternehmen seine Kündigungen im selben Umschlag wie die Weihnachtspost verschickt. Oder dass eine Firma ihren Mitarbeitern einfach nicht mitteilt, dass eine Bombendrohung eingegangen ist. Immerhin, die Chancen stehen ja 50/50 das nichts passiert. Nach seinem ersten Band der irren Bürogeschichten bekam Martin Wehrle so viele Rückmeldungen, dass sich gleich ein zweiter Band der unglaublichen Wahrheiten ausging. Zum Beispiel wurde das Kommunikationsmittel E-Mail einem Elektrokonzern zum Verhängnis. Statt sich zusammenzusetzen und zu besprechen, wer am anstehenden Projekt teilnehmen sollte, wurden erst einmal E-Mails gewechselt, welcher Mitarbeiter warum ungeeignet sei. Das wuchs sich aber bald zu einem wahren Lästersturm aus, der durch Unachtsamkeit oder Schicksal bei einem der betroffenen Mitarbeiter im Eingangspostfach landete. Der Aufschrei war groß, der Schaden unbehebbar. Eine bemerkenswerte Geschichte aus der Kategorie "Wie werde ich meinen Mitarbeiter los?" erzählt ein Fotograf. Er steckte in einem miesen Job fest und bekam eines Tages den scheinbar perfekten Anruf. Ein anderes Unternehmen warb ihn ab, mit 20 Prozent mehr Gehalt. Nach 15 Jahren kündigte er – und wurde nach drei Wochen selbst gekündigt. Es würde einfach nicht passen. Im Internet fand er ein Foto seiner beiden Ex-Chefs, fröhlich vereint Schulter an Schulter. Es war ein abgekartetes Spiel. Auch so kann man das Arbeitsrecht umgehen und den älteren Mitarbeiter um die Abfindung bringen. Immer amüsant, aber auch immer schockierend, weil eben auch wahr, sind die vielen Erzählungen der Mobbingopfer, Unterdrückten und Belästigungsopfer. Ein Buch, das so manchen daran erinnern wird, dass es im eigenen Betrieb eigentlich gar nicht so übel ist. Martin Wehrle: Ich arbeite immer noch in einem Irrenhaus – Neue Geschichten aus dem Büroalltag Econ Verlag 313 Seiten, Euro 14,99 ISBN 978-3-430-20133-9