Übernahme : Haberkorn-Chef Wolfgang Blum: "Glogar ist die ideale Ergänzung"
INDUSTRIEMAGAZIN: Sie haben vor einem Monat den Kauf der Glogar-Gruppe in Linz bekannt gegeben. Was waren die Motive der Übernahme und was wird sie den Kunden beider Unternehmen bringen? Wolfgang Blum: Glogar ist ein technisches Handelsunternehmen, das im Bereich Hydraulik und Dichtungstechnik sehr stark ist, und das sind auch wichtige Kernsortimente von Haberkorn Ulmer. Wir sind im Westen sehr stark und Glogar hat seine Schwerpunkte in Oberösterreich und der Steiermark. In diesen Märkten waren wir bisher mit Hydraulik unterrepräsentiert. So verstärken wir dort unser Kerngeschäft und weiten unsere Marktanteile deutlich aus. Die Kunden von Glogar können auf ein erweitertes Sortiment zurückgreifen, und wir können andererseits bessere Kompetenz im Bereich der Hydraulik und Dichtungstechnik unseren Kunden anbieten. Kurz: Eine ideale strategische Ergänzung. Für die Übernahme hat es weitere gute Argumente gegeben, etwa dass Glogar wie wir auf einigen Auslandsmärkten tätig ist und Glogar ein Sortiment hat, das wir dort bisher nicht angeboten haben. Wenn wir das mit unseren Aktivitäten zusammenlegen, ergibt das eine ideale Ergänzung speziell in Märkten wie Tschechien, Ungarn, Bulgarien und Rumänien. Wir konzentrieren uns auf Osteuropa, weil wir glauben, dort sind die Märkte noch entwicklungsfähig. Ca. 20 Prozent unseres Umsatzes machen wir heute schon auf den Auslandsmärkten, das wird mit Glogar noch steigen. Gibt es dort in Zukunft nur einen Standort, oder generell: Bleibt Glogar eigenständig? Blum: Die Marke Glogar bleibt auf jeden Fall eigenständig erhalten. In Oberösterreich gibt es natürlich interessante Synergien mit unserem neuen Haberkorn Ulmer Standort in Leonding, den wir 2010 eröffnet haben. Durch die Zusammenführung von Haberkorn und Ulmer haben Sie bereits Erfahrung mit derartigen Prozessen. Was ist dabei entscheidend, das es problemlos funktioniert? Blum: Entscheidend ist, dass man ein kraftvolles Zukunftsbild hat, wie das Ganze in der Endausbaustufe aussehen soll. Der zweite wesentliche Punkt ist, dass man wertschätzend mit den Mitarbeitern des übernommenen Unternehmens umgeht und dass man diese in Veränderungsprozesse einbindet. Wichtig ist vor allem, dass der Kunde ebenfalls einen Vorteil von der ganzen Sache hat. 2010 gelang mit 12,3 Prozent Umsatzsteigerung auf 213 Millionen Euro fast die Wiederholung des Rekordjahres 2008. Wann ist das Vor-Krisen-Niveau wieder erreicht? Blum: Betriebswirtschaftlich haben wir im Jahr 2010 ein neues Rekordergebnis geschrieben. Umsatzmäßig lagen wir noch um etwa acht Prozent zurück. Wir werden aber sicher 2011 auch umsatzmäßig das Vor-Krisen-Niveau überschreiten. Sie sprachen den Kundennutzen an. Was sind die Stärken von Haberkorn Ulmer, wo liegen die Herausforderungen? Blum: Mit unseren Kernsortimenten an technischen Produkten sind wir einzigartig in Österreich. Immer mehr verlangt der Kunde, dass er möglichst viele Produktbereiche aus einer Hand erhält und der Beschaffungsprozess sehr einfach für ihn ist. Dieses so genannte C-Artikel-Management nimmt stark an Bedeutung zu. Die Vereinfachung des Beschaffungsprozesses durch elektronische Medien, durch eShop, EDI-Anbindung, das ist ein ganz wichtiges Thema. Da sind wir als größter technischer Händler in Österreich sicher ein sehr leistungsfähiger Partner und haben sehr viele namhafte Kunden. Weil einfach die Größe des Unternehmens einen bestimmten Vorteil für den Kunden bedeutet, weil er weiß: da ist Sicherheit, da ist Stabilität, da klappt‘s, da stecken Profis dahinter. In der Krise hat es Personalreduzierungen gegeben. Ist nun wieder Bedarf an Aufstockungen? Blum: Als weniger Arbeit da war, haben wir geringfügig Personal reduziert. Nun halten wir unseren Mitarbeiterstand konstant, weil wir die Krise dazu benützt haben, aus einem Krisenprogramm ein Fitnessprogramm zu machen. Wir haben unsere Prozesse verbessert, unsere Abläufe vereinfacht, und können heute mit dem Personal von 2009 gesteigerte Umsätze abwickeln. Wir suchen immer wieder Fachkräfte, es gibt eine natürliche Fluktuation, aber eine Personalaufstockung in dem Sinne ist nicht geplant. Fortsetzung auf Seite 2.
Wenn man in die Zentrale kommt, dann fallen im Foyer zwei Dinge auf: Eine aktuelle Bildschirmanzeige für Busse und Bahn und daneben ein großes Plakat „Mobilitätsfrühstück“ – Mitarbeiter, die mit Öffis oder einer Fahrgemeinschaft kommen, werden jeden Freitag mit einem Frühstück belohnt. Es gibt offensichtlich viele Ansätze, die Mitarbeiter bei Laune zu halten. Blum: Insgesamt ist Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema für uns. Wir haben vor zwei Jahren ein Projekt begonnen, das“ Nachhaltig handeln“ in unseren Unternehmensgrundsätzen verankert. Wir möchten das Ganze nicht nur als Schlagwort verwenden, sondern leben. Da wurden eine Menge an Aktivitäten in diesem Zusammenhang gestartet, angefangen von von Bewusstseinmachen, was Energiebedarf ausmacht, dass wir bei den Firmenautos auf einen günstigen CO2-Ausstoß schauen, bis hin zu Maßnahmen, die speziell für Mitarbeiter sind, damit sie sich wohlfühlen an ihrem Arbeitsplatz. Wir haben auch zweimal bei „Great place to work“ mitgemacht, und da sind wir schon jedes Mal unter die besten Arbeitgeber in der Kategorie über 250 Mitarbeiter Österreichs gereiht worden. Ihr Unternehmen hat eine freiwillige Gewinnbeteiligung für alle Mitarbeiter. Was sind die Kriterien und wie macht es sich für das Unternehmen bezahlt? Blum: Die Gewinnbeteiligung muss jedes Jahr von der Hauptversammlung beschlossen werden. Dazu müssen wir ein bestimmtes Mindest-EGT erreichen. Das praktizieren wir seit dem Jahr 2007. Nur im Krisenjahr hat es nichts gegeben. Eine Gewinnbeteiligung allein ist nicht alles, es ist einer von mehreren Bestandteilen. Aber es wird von den Mitarbeitern sehr wohl oft angesprochen, weil sie es sehr wertschätzen. Denn die Gewinnbeteiligung bekommen alle Mitarbeiter in gleicher Höhe, egal ob es ein Lehrling, eine Teilzeitbeschäftigte oder ein Produktmanager ist. 2010 wurden ein Neubau in Leonding und in Polen eröffnet. Sind weitere größere Investitionen geplant? Blum: Hardwaremäßig sind wir jetzt sehr gut aufgestellt. Es sind alle Voraussetzungen da, unsere weiteren Investitionen liegen im Markt. Die Großinvestition haben wir jetzt mit der Übernahme der Firma Glogar getätigt, um unser Kerngeschäft deutlich zu stärken. Sind weitere Übernahmen geplant? Blum: Wir sind nach wie vor interessiert an Unternehmen, die zu uns passen. Wir sondieren laufend, aber momentan ist nichts Konkretes im Visier. Weil schlussendlich gilt es jetzt die Firma Glogar zu integrieren, gut aufzunehmen, und das braucht auch Zeit und Management-Kapazität. Ebenfalls 2010 wurde der eShop komplett erneuert. Wie wichtig ist das Internet in Ihrem Business geworden? Blum: Das Internet ist insgesamt ein wichtiger Bestandteil, vor allem wenn es um Kommunikation geht. Die Kunden informieren sich heute sehr viel über Internet. Unser neuer eShop als solches ist sehr professionell und wir spüren ganz starke Zuwachsraten, wenngleich er bei uns nicht die dominante Bedeutung hat wie in anderen Branchen. Wir haben in Österreich insgesamt 66 Außendienstmitarbeiter, 200 Innendienstmitarbeiter, die die Kunden kompetent und persönlich beraten, und das ist unser Kern: die Beratung. Wir haben ein sehr breites, technisch anspruchsvolles Sortiment und das nur über einen Internetshop abzubilden, ist zu wenig. Doch die Bedeutung wird weiter steigen? Blum: Absolut! Darum investieren wir auch in diesen Bereich, es ist ein Must-have, einen guten eShop zu haben, aber unser Hauptgeschäft ist die persönliche Fachberatung und das wird aus meiner Einschätzung heraus in nächster Zukunft auch so bleiben. Die Industrie und Zulieferer klagen über immer mehr Kurzfristigkeit. Wie geht der größte technische Händler Österreichs damit um? Blum: Es ist ein Teil unseres Jobs als Händler, diese Kurzfristigkeit zu überbrücken. Wir halten immerhin durchschnittlich über 30 Millionen Euro an Lagerwert für unsere Kunden vor und stellen damit eine prompte Belieferung sicher. Unsere Kunden können heute aus ganz Österreich bestellen, und wenn die Bestellung bis 15 Uhr eingeht, ist die Ware am nächsten Tag bei ihnen. Dass der Kunde so kurzfristig seine Ware hat, ist ein wichtiger Faktor und spricht für uns. Nach der Krise hat sich ja herausgestellt, dass die Nachfrage unerwartet rasch und unerwartet dynamisch zurückgekehrt ist, was zum Teil zu gewaltigen Ausdehnungen der Lieferfristen geführt hat, das heißt, unsere Vorlieferanten haben ihre Lieferfristen verlängern und wir unsere Lager aufstocken müssen. Die damit verbundenen höheren Kosten gilt es zu managen – das ist unser Geschäft. Zur Person Wolfgang Blum geb. 1952 in Gaissauverheiratet, 2 Kinder1970 – 1977 Studium der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften in Wien 1978 – 2000 diverse Funktionen in der Haberkorn-Gruppe2000 Vorstand der Haberkorn Holding AGseit 2006 Vorstandsvorsitzender Haberkorn Ulmer GmbH Sitz: WolfurtGegründet: 2006 (hervorgegangen aus dem Zusammenschluss der Traditionsunternehmen Haberkorn und Ulmer)Umsatz 2010: 213 Millionen Euro (+12,3 Prozent)Investitionssumme 2010: 8,6 Millionen EuroMitarbeiter:rund 850Eigenkapitalquote: 66 Prozent