Service : Gewerbeversicherungen: So optimieren Schutz und Preis
Wie üppig der Nachlass am Ende ausfällt, ist längst nicht mehr allein eine Frage geschickten Verhandelns. Zwar führen die hiesigen Assekuranzen schon seit Jahren einen erbitterten Preiskampf um Gewerbe- und Industrieunternehmen. “Aber nur wenn das Risiko passt, haben wir auch die Möglichkeit, in den Rabatttopf zu greifen”, sagt Michael Sturmlechner, Leiter der Firmenkundenabteilung bei der Allianz Versicherung. Welche Zahl dann dabei herauskommt, hängt insbesondere von der Schadensbilanz des Kunden ab. Zeigt sich bei deren Analyse, dass Prämien-Einnahmen und Schadenszahlungen in einem angemessenen Verhältnis stehen, kann Sturmlechner den Vertrag rabattieren. Dass aktuell überhaupt noch Nachlässe möglich sind, ist umso erstaunlicher, als dass die Beiträge bereits seit einigen Jahren auf sehr niedrigem Niveau verharren. Einige Versicherer sprechen von Tiefstständen. Sind diese einmal erreicht, steigen die Prämien in der Regel wieder an. Doch danach sieht es derzeit nicht aus. “Ein bisschen Spielraum nach unten besteht noch”, sagt auch Andreas Krebs, Vorstand der Greco International. Das INDUSTRIEMAGAZIN hat sich in der Branche umgehört und für Sie die besten Tipps zusammengestellt, wie sie ihre Polizzen optimal gestalten können. 1.Erwägen Sie Langfristverträge. Da kein Versicherer die Frage beantworten kann, wie lange die Beiträge noch im Keller sein werden, schließen immer mehr Industrieunternehmen längere Verträge von zwei bis drei Jahren ab – und frieren so ihre Prämienhöhe ein. Es überwiegen zwar immer noch Jahresverträge, von denen viele den einunddreißigsten Dezember als Hauptfälligkeit ausweisen und daher bis Ende September gekündigt werden können. Wer diesen Termin verpasst, braucht über eine Verlängerung der Bindungsfristen nicht einmal mehr nachzudenken. Denn dann prolongiert sich der Vertrag für weitere zwölf Monate. Warum das Ratennvieau aktuell so niedrig ist, dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen haben die Kunden selbst dazu gelernt. Sie kennen ihre Risiken wesentlich besser als noch vor fünf oder zehn Jahren. Große Feuerschäden kommen daher nur noch sehr selten vor, und Naturkatastrophen wie Überschwemmungen und Stürme betreffen in erster Linie Privatkunden. Darüber hinaus spielt der Wettbewerb eine wichtige Rolle. Dieser hat dazu geführt, dass das Prämienaufkommen nicht mehr so stark wächst wie früher. Und natürlich sind die Industriekunden besonderes wichtige Kunden. Denn je nach Größe kann ein Versicherer hier auf einen Schlag eine Prämie von ein paar hunderttausend Euro einstreichen. Um Einnahmen in dieser Größenordnunge zu erzielen, müsste er schon unzählige Kfz-Polizzen abschließen. 2. Analysieren Sie Ihre Risiken. Auch in der Versicherungsbranche gibt es das Bild des Idealkunden. Die Anbieter beschreiben ihn als jemanden, der seine Risiken mit den Methoden des Risikomanagements regelmäßig untersucht, entsprechende Maßnahmen setzt und Versicherungen abschließt. Wer sich dem Bild des Idealkunden annähern will, kann auch seine Assekuranz in die Pflicht nehmen. Zur Festlegung der Prämienhöhe nimmt in der Regel ein Sachverständiger des Versicherer die Produktionsstätte genaustens unter die Lupe. Wer dies nicht als lästiges Pflichtprogramm versteht, sollte den Experten zur Seite nehmen und ihn um Rat fragen, wie er die Schadensrisiken in seinem Werk reduzieren kann. Nicht immer sind dafür hohe Investitionen erforderlich. Manchmal reicht schon die Anschaffung einer Sprenkleranlage aus, um ein besseres Angebot des Versicherers zu bekommen. Was auch immer mehr an Bedeutung gewinnt, ist das House-Keeping, also die Frage, wie sauber gearbeitet wird. Wird der Staub entsorgt, der bei der Produktion entsteht? Halten die Mitarbeiter das Rauchverbot ein? Ist der Boden sauber, werden also Öl- und Wasserflecken sofort entfernt? Entdecken Sachverständige beim Rundgang durch das Werk solche Nachlässigkeiten, dürte das die Beitragsverhandlungen erschweren. 3. Lassen Sie Ihre Anlagen schätzen “Wir empfehlen unseren Kunden, den Wert ihrer Anlagen und Immobilien schätzen zu lassen”,sagt Thomas Füsselberger von der RVM Raiffeisen-Versicherungsmakler GmbH. “Denn sonst besteht die Gefahr, dass sie eine zu niedrige Versicherungssumme vereinbaren.” Das drückt zwar die Prämie, ist aber im Schadensfall ein großes Problem. Denn dann bekommt der Kunde nicht genug Geld von seiner Assekuranz, um seine Anlagen wiederzubeschaffen. Die Empfehlung gilt auch für Kunden, die eine Betriebsunterbrechungsversicherungs verfügen. Hier kann man von Sachverständigen die Deckungsbeiträge ermitteln lassen. “Wir stoßen nicht selten auf Unternehmen, die zu kurze Haftzeiten vereinbart, um ihr Werk wieder herzurichten”, ergänzt Füsselberger. Im Industriebereich ist die Betriebsunterbrechung (BU) recht gut abgesichert. Im Gewerbeversicherugnsbereich ist es hingegen sehr wohl möglich, dass keine BU-Polizze vorhanden ist. Dabei kann sie eine Betriebsunterbrechung etwa in Folge eines Sturms härter treffen als größere Unternehmen, die ihre Produktion eventuell an einen anderen Standort verlagern können. Die BU-Versicherung deckt sowohl den entgangenen Betriebsgewinn al auch die während des Produktionsausfalls weiter bestehenden Verpflichtungen wie Miete, Peronalkosten, Energiekosten. 4. Überprüfen Sie Ihren Selbstbehalt. Wer seine Prämie reduzieren will, sollte auch über die Vereinbarung eines Selbstbehaltes nachdenken. Weil es für den Kunden dann nicht mehr lukrativ ist, auch sehr kleine Schäden zu melden, reduzieren sich die Versicherungsfälle bei den Assekuranzen und sie können bessere Beiträge anbieten. Allerdings machen gerade kleinere Unternehmen von dieser Möglichkeit nur selten Gebrauch. “Es ist sehr schwierig Produkte mit Selbstbehalt zu verkaufen – trotz Prämiennachlässen”, sagt Sturmlechner von der Allianz. In der Industrie sind diese zwar deutlich stärker verbreitet, werden aber immer weniger in Anspruch genommen. “Hier war es viele Jahre lang üblich, mit hohen Selbstbehalten zu arbeiten. Aber der Preisdruck hat dazu geführt, dass die Selbstbehalte mittlerweile deutlich niedriger ausfallen”, sagt der Leiter des Firmenkundengeschäftes. 5. Fordern Sie Ihren Dauerrabatt zurück. Sie haben einen Zehnjahresvertrag abgeschlossen, weil ihnen ihr Versicherer einen dicken Rabatt von oftmals bis zu 20 Prozent angeboten hat? Auch in diesem Fall müssen sie nicht auf den Wechsel zu einer günstigeren Assekuranz verzichten. Ein Urteil, das der Oberster Gerichtshof (OGH) im Sommer fällte, erleichtert jetzt sogar den Wechsel. Danach dürfen die Versicherer die bereits gewährten Rabatte nicht mehr zurückfordern, wenn der Vertrag vor Laufzeitende gekündigt wird. In der Praxis führte das nämlich zu dem absurden Ergebnis, dass eine Kündigung gegen Laufzeitende für den Kunden teurer gewesen wäre als wenn der Vertrag weiter gelaufen wäre. So mussten Kunden, die nach drei Jahren kündigten, die Rabatte für drei Jahre zurückzahlen, bei einem Ausstieg nach neun Jahren waren neun Jahresrabatte fällig. Ein Aus für das Dauerrabattsystem bedeutet das Urteil aber nicht. Die Versicherungen sind nun dabei, das System an die neue Rechtslage anzupassen. 6. Informieren Sie sich über die Umwelthaftung. Viele Kunden dürften bereits ein Schreiben ihres Versicherers bekommen haben, das sie über die die neue Haftungsverpflichtung für die Biodiversität aufklärt. Diese ergibt sich aus einer EU-Richtline aus dem Jahr 2007, die Österreich nun mit einiger Verspätung umgesetzt hat. Danach muss ein Unternehmen, das beispielweise ein Gewässer verunreinigt, nicht mehr nur für die Reinigung aufkommen und Schadensersatz leisten, es muss auch den ursprünglichen Zustand von Flora und Fauna wieder herstellen. Das gilt sogar für das eigene Grundstück, für das bis dato keine Sanierungspflicht bestand. Die Versicherer haben hierfür ein neues Produkt namens Umweltsanierungskostenversicherung (USKV) geschaffen. Schließt ein Kunden einen entsprechenden Vertrag ab, übernehmen sie die Kosten für die Sanierung der versicherten Umweltschäden. Dass die Nachfrage bis dato aber eher verhalten ist, liegt auch daran, dass es in Österreich noch keinen Schadenfall gegeben hat. Dennoch: Da die Kosten beachtlich sein können, sollte sich jedes Unternehmen die Vor- und Nachteile eines Versicherungsschutzes abwägen.