Spezial Wissen von Andreas Kreutzer : Der Markt für Trinkwasseraufbereitung

Andreas Kreutzer
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Wenn das kein Marketingerfolg ist. In der Alpenrepublik – dem Fleck der Erde mit der wohl besten Wasserqualität – werden alljährlich rund 14.000 Anlagen zur Trinkwasseraufbereitung verkauft. Die Erlöse dafür liegen über 20 Millionen Euro – gewerbliche Anlagen noch gar nicht mitgezählt. Bei näherer Betrachtung wird jedoch klar: In Teilen Ober- und Niederösterreichs sowie in der Steiermark ist das Trinkwasser infolge hoher Härtegrade und einer intensiven landwirtschaftlichen Nutzung der Böden schlechter als es die einschlägigen Normen erlauben. Das Marktpotenzial für Trinkwasseraufbereitung ist offenbar auch in Österreich gegeben – und liegt hierzulande bei rund 350.000 Haushalten. Amortisiert. Tatsächlich lassen zurzeit aber etwa 400.000 Haushalte ihr Trinkwasser extra aufbereiten, Calgonit sei Dank. Durch die massive Werbung für den Wasserenthärter ist das Thema Kalk hochpräsent, selbst in Regionen mit weniger als den berühmten „10 °dH“. Die Anbieter von Enthärteranlagen bauen auf dieser Argumentation auf, rechnen Leitungsschäden in den Sanitäranlagen dazu und schon amortisiert sich eine Anlage in wenigen Jahren. Rund 80 Prozent der Anlagen schützen vor Kalk. Der Rest sind Filter- und Desinfektionsanlagen sowie Wasservitalisierer wie etwa jene von Grander. Letztere haben weniger mit Trinkwasseraufbereitung im technischen Sinne zu tun als mit esoterischen Aspekten. Vereinfacht gesprochen geht es um die „Belebung“ von Wasser durch die Zuführung der ursprünglichen „Eigenschaften“. Die Geräte funktionieren entweder über „belebtes“ Informationswasser, das ohne direkten Kontakt das Trinkwasser vitalisiert, oder über Magnetismus (durch Kombination von Mineralien und Edelmetallen).

Die Nachfrage nach Wasservitalisieren wuchs in den vergangenen Jahren jährlich im zweistelligen Bereich. Deutlich schwächer entwickelt sich der Absatz traditioneller Anlagen. Aus gutem Grund: Immer öfter lagern Gemeinden oder Trinkwasser-Genossenschaften – insbesondere in Regionen mit schlechter Wasserqualität - die Wasserversorgung an externe Dienstleister wie EVN Wasser oder Veolia aus. Verbunden ist die Auslagerung zumeist mit einer Verpflichtung der Dienstleister zur Verbesserung der Trinkwasserqualität. Durch die Professionalisierung der kommunalen Wasserversorgung erübrigt sich damit vielfach die Anschaffung einer privaten Trinkwasseraufbereitungsanlage. Selbst der unumstrittene Marktführer BWT steigt deshalb in den Markt für Wasservitalisierer ein, obwohl die technische Wirkungsweise dieser Geräte wissenschaftlich mehr als umstritten ist. Aber was soll’s. Selbst bei Kniestrümpfen lässt sich mit „Wellness“ Kasse machen. Einen Versuch ist es jedenfalls wert.

Wasseraufbereitungsanlagen in Österreich - siehe links unten ("An diesen Artikel angehängte Dateien")